Internet-Sperrung

Türkei: Sperrung von Internetseiten ohne Gerichtsbeschluss?

Die türkische Regierung hat die Videoplattform Vimeo gesperrt. Darüberhinaus will die AKP zukünftig weitere Internetseiten auch ohne Gerichtsbeschluss sperren können. Regierungs­kritische Medien glauben, dass dies beispiels­weise unerwünschte Bericht­erstattungen über Proteste einschränken soll.
Von Jennifer Buchholz mit Material von dpa

Geplantes Internetverbot in Somalia Geplantes Internetverbot in Somalia
Bild: dpa, bearbeitet: teltarif.de
Ein Gericht in der Türkei hat den Zugang zu der populären Video­plattform Vimeo gesperrt. Die Internet­seite konnte laut dpa heute in dem Land nicht mehr aufgerufen werden und wurde durch einen kurzen Hinweis auf ein bereits am Mittwoch ergangenes Gerichts­urteil ersetzt. Nach Informationen unserer Redaktion sind jedoch ver­einzelt noch Zugänge zu Vimeo möglich. Laut Der Standard gibt es von der der­zeitigen Regierungs­partei AKP einen Gesetzes­entwurf, der die Sperrung von Internet­seiten ohne vor­herigen Gerichts­beschluss er­möglicht. Zusätzlich sieht der Gesetzes­entwurf auch ein Recht für türkische Behörden vor, die Surf-Gewohnheiten der Internet­nutzer auf­zu­zeichnen und diese anschließend zwei Jahre zu speichern. Gerichte in der Türkei haben in den vergangenen Jahren mehrfach Sperren angeordnet, von denen auch YouTube betroffen war.

Geplantes Internetverbot in Somalia Geplantes Internetverbot in Somalia
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Regierungs­kritische Medien berichteten, Hintergrund könne eine Gesetzes­ver­schärfung sein, mit der die islamisch-konservative Regierung mehr Kontrolle über das Internet bekommen wolle. Bei den Protesten im ver­gangenen Jahr waren Internet-Platt­formen zu einer Haupt­informations­quelle geworden, weil Rund­funk und Zeitungen die Be­richt­erstattung über die Demonstrationen zeitweise eingestellt hatten.

Die Seite Vimeo gehört der IAC InterActiveCorp, einem Betreiber von Internet-Plattformen, der unter anderem auch Reiseportale wie TripAdvisor, Expedia und hotels.com gehörten. Anders als Youtube setzt Vimeo ausschließlich auf private Videos und verzichtet auf Werbe­einblendungen.

Al Shabaab will in Somalia das Internet verbieten

Auch in Somalia wird gegen die Meinungsfreiheit im Internet vorgegangen. Radikale Islamisten dort einen Feldzug gegen das Wordlwideweb begonnen. Die berüchtigte Miliz Al-Shabaab erklärte, dass "der Gebrauch des Internets auf Mobiltelefonen und durch Glasfaser-Technologie im ganzen Land" verboten werde. Wer das ignoriere, werde so behandelt, als wenn er mit dem Feind zusammen­arbeite.

Offenbar befürchtet die Gruppe, in dem Krisenland online ausspioniert zu werden. Alle Firmen, die in dem Sektor tätig seien, hätten 15 Tage Zeit, ihre Dienst­leistungen und Angebote ein­zustellen, hieß es in der im Rundfunk verbreiteten Botschaft. Der größte Anbieter Hormuud Telecom hatte Ende 2013 angekündigt, Somalia mit süd­afrikanischer Hilfe an das um Afrika verlaufende Glasfaser-Seekabel anzuschließen.

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