Privatfunkverbände laufen Sturm gegen neuen ARD/ZDF-Online-Jugendkanal
Die ARD strahlt bereits Jugendangebote wie Dasding.tv im Internet aus
Screenshot: teltarif.de
Gegen das neue Jugendangebot von ARD und ZDF im Internet laufen die Privatrundfunkverbände Sturm. Als "Kompromiss zu Lasten Dritter", nämlich der Privatradios, bezeichnete der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft privater Rundfunk (APR), Felix Kovac, die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz. "Herausgekommen ist der ausdrückliche Auftrag zur Vernetzung aller ARD-Jugendradios mit einem eigenen Online-Portal ohne Drei-Stufen-Test, ohne Sieben-Tage-Regelung und ohne irgendeine Bindung an einen Sendungsbezug", fasst Kovac die Resultate zusammen.
Bedrohung für Privatradios
Die ARD strahlt bereits Jugendangebote wie Dasding.tv im Internet aus
Screenshot: teltarif.de
"Das ist eine massive Bedrohung der Privatradios", schildert Kovac die Einschätzung der Interessenvertretung vorwiegend lokaler und regionaler elektronischer Medien. "45 Millionen Euro für ein Webportal ist eine Summe, von der unsere Mitglieder nur träumen können, wenn nicht ohnehin das Kartellrecht der bundesweiten Vernetzung aller Privatradios entgegen stehen würde." Kovac rechnet mit "einem massiven Verdrängungswettbewerb, den eine Anzahl beliebter privater Stationen nicht überleben wird".
Auch der Verband privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) kritisiert die Beschlüsse der Ministerpräsidenten: "Die Idee, ein Projekt ohne inhaltliche Begrenzung aufzusetzen, hat bei den Digitalkanälen schon nicht funktioniert. Jetzt ein Onlineangebot mit einem Blankoscheck von 45 Millionen Euro auszustatten, wird es kaum besser machen", so der Vorstandsvorsitzende des VPRT, Dr. Tobias Schmid. "Mit der angestrebten Crossmedialität, insbesondere der Vernetzung mit den jungen Hörfunkwellen der ARD, wird ein übergreifendes Jugendangebot entstehen, das den Wettbewerb erheblich zu Lasten der Privaten beeinträchtigt. Angesichts all dieser Punkte würde es uns wundern, wenn die Beauftragung nicht einen neuen Konflikt mit allen anderen Mediengattungen zur Folge haben wird."
Nachfolger für EinsPlus auf DVB-T gesucht
Mit dem Start eines neuen Online-TV-Angebotes für Jugendliche wollen ARD und ZDF ihre beiden Digitalkanäle EinsPlus und ZDFkultur einstellen. Damit wird es beim digital-terrestrischen Antennenfernsehen (DVB-T) Veränderungen geben. Hier sendet das ARD-Programm EinsPlus bisher in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. Es ist wahrscheinlich, dass die ARD hier einer der beiden verbleibenden Digitalkanäle, also EinsFestival oder den Nachrichtenkanal tagesschau24, als Ersatz aufschaltet. ZDFkultur wurde dagegen nirgendwo im digital-terrestrischen Antennenfernsehen verbreitet.
Über Satellit und Kabel werden die Sendeplätze von EinsPlus und ZDFkultur dagegen nicht mehr neu belegt, gibt es nicht eine Überraschung. Zumindest auf dem Blatt denkbar wäre, dass der Südwestrundfunk (SWR), der bislang für die Produktion von EinsPlus verantwortlich ist, einen linearen Jugendkanal in Eigenverantwortung ausstrahlen könnte. Ein solches Angebot gibt es auch vom Bayerischen Rundfunk (BR) mit dem Bildungskanal ARD Alpha. Trotz des Namens gilt dieser Sender nicht als offizieller Digitalkanal der ARD. Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass der SWR ein eigenes Jugendangebot im TV starten könnte. Hiergegen sprächen alleine die Kosten und auch medienpolitische Bedenken.
SmartTV wichtiger Ausspielkanal
Für den neuen Jugendkanal dürften SmartTVs ein ganz wichtiger Ausspielkanal sein. Auf diesem Weg wäre es möglich, das Angebot neben dem PC, Smartphone oder Tablet auch auf dem normalen TV-Gerät zu verfolgen. Ob die einzelnen ARD-Anstalten und das ZDF Programmelemente des neuen Jugendkanals auf bestehenden Sendern, etwa im ARD/ZDF-Hauptprogramm, Digitalprogrammen wie ZDFneo oder den dritten Programmen ausstrahlen, bleibt abzuwarten.