Nokia & Smart Labs Mobile: 5G für die Milchkanne
Der Netzwerkausrüster Nokia liefert 5G-Stand-alone-Technologie für die Landwirtschaft, genauer gesagt für das Versuchsgut in Köllitsch in Sachsen. Das 5G-SA-Mobilfunknetz funkt dabei im reservierten Campus-Frequenzbereich (3.7-3.8 GHz) mit höherer Bandbreite und geringerer Latenz als 4G.
Neue 5G-Anwendungen in der Landwirtschaft
Im Versuchsgut Köllitsch (Sachsen) werden Landwirte ausgebildet.
Foto: Picture Alliance
Um 5G-Anwendungen auf dem Acker erproben zu können, sind mobile 5G-Funkzellen zum flexiblen Aufbau auf entfernten Feldern notwendig. Die Münchner Technologie-Firma Smart Mobile Labs hat das erste 5G-Stand-alone-Campus-Netzwerk in Zusammenarbeit mit Nokia für das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch an der Elbe in Sachsen (bei Leipzig) betriebsbereit übergeben.
Die Smart Mobile Labs hatte die öffentliche Ausschreibung des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie für den Aufbau von festen und mobilen 5G-Campus-Netzen gewonnen und hat nun das erste Netz betriebsbereit übergeben. Zurückgegriffen wurde auf die Nokia Digital Automation Cloud (DAC), denn Smart Mobile Labs ist zertifizierter Partner von Nokia.
5G SA für die Landwirtschaft
Mobile 5G-Basisstation für das "Landnetz" (5G-Campusnetz)
Foto Smart Mobile Labs AG
“Das neue 5G-SA-Netz löst unsere bisherige 4G-Lösung am Lehr- und Versuchsgut Köllitsch ab und wird um eine mobile Zelle erweitert. Dies ermöglicht uns neue Anwendungen in der Landwirtschaft zu erproben. Dabei arbeiten wir eng mit den Forschern an der TU Dresden und anderen Einrichtungen zusammen, die solche Anwendungen entwickeln. Die 5G-Anlage eröffnet auch neue Möglichkeiten in der Aus- und Weiterbildung von Landwirten, was eine der Hauptaufgaben des Lehr- und Versuchsguts ist”, betont Frank Heisig, Projektleiter in der Stabsstelle Digitalisierung Landwirtschaft des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.
Mit Richtfunk bis auf das Feld
Durch die Kombination von Richtfunk und zellularer Funktechnik können 5G-SA Zellen auf weit entfernten Feldern kurzzeitig und flexibel aufgebaut werden. Damit sollen neue Anwendungen getestet und fertig entwickelt werden. Das können zum Beispiel selbstfahrende Traktoren, umweltschonende Düngung (durch genauere Dosierung) oder adaptive Feldbearbeitung (Unkraut jäten, wo es notwendig ist) sein.
Köllitsch hat Erfahrung
Die Ausbildung in Köllitsch ist auf hohem Stand
Foto. Versuchsgut Köllitsch
In Köllitsch hat man Erfahrungen mit Mobilfunk-Technologie, denn schon vor Jahren wurden erste 4G-Anwendungen dort erprobt. Die Nokia Cloud vernetzt das Campus und sorgt für niedrige Latenz, hohe Bandbreite, lokale "Edge-Computing"-Anwendungen, Sprach und Videodienste. Dazu gehören Netzkomponenten und Geräte für die Benutzer, das komplette Betriebssystem läuft in einer Cloud. Wichtig sind robuste Endgeräte, denn in der Landwirtschaft gibt es naturgemäß viel Staub und Dreck, filigrane Smartphones sind da weniger gut geeignet.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Man mag darüber lächeln, ob 5G für die letzte Milchkanne notwendig sein wird. In der Landwirtschaft wird die Technik gebraucht, also müssen die Netze auch vor Ort sein. Vielleicht werden die Netze "wandern" und nur während der Düngung oder der Ernte auf dem jeweiligen Feld "vorhanden" sein, aber an einer grundsätzlichen Versorgung in der Fläche wird kein Weg vorbeigehen.
Wie der Netzausbau im Lande aussieht, lesen Sie in unserem wöchentlichen Überblick