Ausblick

Was erwartet uns im neuen Jahr beim mobilen Internet?

LTE und digitale Dividende stehen in den Startlöchern
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Wie berichtet erlebten die mobilen Internet-Zugänge 2009 einen wahren Schub. Flatrate-Angebote sind ab etwa 15 Euro im Monat zu bekommen, Smartphones und Netbooks gibt es zu immer günstigeren Konditionen. Allerdings beklagen erste Nutzer auch Performance-Probleme. Insbesondere in stark frequentierten Regionen treten in allen deutschen Mobilfunknetzen Kapazitätsengpässe auf.

Die Netzbetreiber erhoffen sich, durch die Einführung der LTE-Technologie in den nächsten Jahren den Flaschenhals etwas durchlässiger machen zu können. Die digitale Dividende, das heißt die Umwidmung bisheriger Fernsehfrequenzen für mobiles Breitband-Internet, soll zudem auch in Regionen ohne DSL- und Kabel-Ausbau einen Online-Zugang in zeitgemäßer Qualität ermöglichen. Erste Pilotprojekte wurden bereits gestartet.

Wird die LTE-Versteigerung planmäßig stattfinden?

Die Frage, wie schnell die neuen Techniken wirklich in Deutschland zu erwarten sind, lässt sich derzeit noch nicht beantworten. Zwar sind im Ausland bereits erste LTE-Netze an den Start gegangen. Hierzulande sind die Netzbetreiber allerdings zunächst auf die Versteigerung der vorgesehenen Frequenzen angewiesen. Diese soll in 2010 stattfinden. Dabei bleibt abzuwarten, ob die Termine eingehalten werden können. E-Plus und o2 kritisieren, die Wettbewerber T-Mobile und Vodafone würden bevorzugt behandelt, und haben bereits die Gerichte und die EU-Kommission deswegen angerufen.

Im Detail richtet sich die Kritik der kleineren Netzbetreiber dagegen, dass die beiden größeren Netzbetreiber bei entsprechendem Bieteinsatz vier der sechs Frequenzblöcke im Bereich der besonders attraktiven digitalen Dividende ersteigern könnten, und für die beiden anderen dann jeweils nur einer verbliebe. Auch bei GSM 900 haben die später gestarteten Netzbetreiber bis heute weniger Kanäle zur Verfügung als die zuerst gestarteten.

Die Bundesnetzagentur spricht dagegen von einer Chancengleichheit für alle Anbieter. Sie konnte zudem mit der EU-Kommission kurz vor Weihnachten eine Einigung erzielen.

Allem Streit um die Digitale Dividende zum Trotz sollte nicht vergessen werden, dass bei der Auktion insgesamt fast 360 MHz an Bandbreite versteigert werden, darunter auch GSM 1800 und UMTS 2100. Bei diesen hohen Frequenzen haben die bestehenden Anbieter weniger großes Interesse, zumal sie bereits über Frequenzblöcke im selben Bereich verfügen. So könnte der Zuschlag dort für einen vergleichsweise geringen Betrag erfolgen. Mit anderen Worten: Möglicherweise bietet sich auch für einen neuen Anbieter eine gute Gelegenheit zum Einstieg in den deutschen Mobilfunkmarkt.

Sollten die neuen Frequenzen planmäßig vergeben werden, so hätten die Netzbetreiber im Laufe des Jahres 2010 Planungssicherheit für den weiteren Netzausbau. Allerdings planen die Anbieter auch bereits auf den bisherigen Kanälen die Einführung einer besseren Performance für den mobilen Internet-Zugang. Zudem sollen die Kapazitäten erweitert werden, so dass mehr Kunden als bisher den Zugang parallel nutzen können.

Auch ohne LTE: Der mobile Internet-Zugang wird 2010 schneller

o2 hat schon in 2009 begonnen, Teile Münchens mit HSPA+ auszubauen, so dass eine maximale Performance von 28 MBit/s im bestehenden UMTS-Netz erreicht wird. 2010 will das Unternehmen die kommerzielle Vermarktung vorantreiben und über Ausbaupläne in weiteren Regionen nachdenken. Das 3G-Netz der Münchner soll auf 70 Prozent Bevölkerungsabdeckung erweitert werden.

Auch T-Mobile und Vodafone wollen in "Hotspots" HSPA+ einführen. Zuletzt hat kurz vor Weihnachten auch E-Plus angekündigt, den mobilen Internet-Zugang mit bis zu 21,6 MBit/s anzubieten. Im Januar will die Nummer drei unter den deutschen Mobilfunk-Netzbetreibern konkrete Ausbaupläne veröffentlichen. Das bedeutet: Auch wenn der kommerzielle Start von LTE in Deutschland noch etwas auf sich warten lässt, wird der mobile Internet-Zugang im Laufe des Jahres 2010 in allen Netzen - zumindest in Ballungszentren - deutlich schneller als bisher.

Wann kommen passende Tarife für den schnelleren mobilen Internet-Zugang?

Wünschenswert wären längerfristig auch Tarife, mit denen sich die schnelleren Internet-Zugänge auch wirklich für Downloads und Multimedia-Anwendungen wie Audio- und Video-Streaming nutzen lassen. Zuletzt haben die Netzbetreiber ihre Flatrate-Angebote diesbezüglich sogar eingeschränkt. Wurden die Flatrates früher überhaupt nicht oder bei 10 GB Verbrauch im Monat in der Geschwindigkeit gedrosselt, so erfolgt die Begrenzung nun bei allen Anbietern bereits ab 5 GB Datenmenge im Monat.

Kurzfristig ist diese Limitierung sicher als Notbremse zu verstehen, die unter anderem verhindern soll, dass einige wenige Poweruser die Performance für alle Kunden in Zeiten der Kapazitätsengpässe noch weiter reduzieren. Nach entsprechenden Kapazitätserweiterungen sollte zusätzliches Übertragungsvolumen aber zumindest gegen Aufpreis erhältlich sein. Ob die Netzbetreiber Pläne in dieser Richtung aus der Schublade holen, werden die nächsten Monate zeigen. Uns steht in jedem Fall ein spannendes Jahr im Bereich des mobilen Internets bevor.

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