Nokia baut LTE450-Netz für Energiesektor in Polen
Stromversorger brauchen ein sicheres Netz, um jederzeit kommunizieren und steuern zu können. In Polen wurde LTE 450 von Nokia erfolgreich erprobt
Foto: Nokia Networks
Der Frequenzbereich bei 450 MHz wurde schon vor Jahren vom deutschen C-Netz (später C-Tel) der Deutschen Bundespost später DeTeMobil verwendet. Auch in Skandinavien war das Mobiltelefon NMT450 sehr populär. Nach dem Start der GSM-Ära und dem Ende des analogen C-Netzes, nutzte die Deutsche Telekom diese Frequenzen zur Internetversorgung von ICE-Zügen mit der Technik von "Flarion" (heute Qualcomm), einem Vorläufer des heutigen LTE-Standards.
Aktuell wird in Deutschland über die Nutzung von 450 MHz für die Energieversorger und/oder die Behörden mit Sicherheitsaufgaben (BOS, "Blaulichtfunk") diskutiert.
Nokia beweist, dass LTE450 funktioniert
Stromversorger brauchen ein sicheres Netz, um jederzeit kommunizieren und steuern zu können. In Polen wurde LTE 450 von Nokia erfolgreich erprobt
Foto: Nokia Networks
Der Netzwerk-Ausrüster Nokia hat nun ein "Proof-of-Concept" (PoC = Beweis, dass es funktioniert) mit LTE450-Technologie in Polen aufgebaut. Damit soll die "kritische Kommunikation" im polnischen Energiesektor unterstützt werden, Ziel ist ein intelligentes Stromnetz.
Wenn das System dann in den vollen Wirkbetrieb geht, sollen 15.000-20.000 Nutzer über LTE und 4.9G (eine Vorstufe zu 5G) darin funken können, sowie bis zu 14 Millionen intelligente Strom-Zähler und 35.000 bestehende und zukünftige SCADA-Verbindungen (Überwachungssteuerung und Datenerfassung) möglich sein.
Das polnische Energie-Unternehmen PGE Systemy hat das 5G-fähige, "industrietaugliche" System nach einem erfolgreichen Test eines 450 MHz-PoC-Netz seit April 2019 in Betrieb.
Das sei, so meldet Nokia Networks, "ein kritischer erster Schritt bei der Bewertung der Nutzung des 450 MHz Bandes zur Unterstützung der großflächigen Operationen der Energieverteilung" in ganz Polen.
Lizenz für polnischen Energieversorger
Das polnische Energieministerium hat der "PGE Systemy" eine Lizenz für den Betrieb eines "privaten" Funknetzwerks auf 4.9G-Technologie im 450 MHz-Band erteilt.
Dieses Frequenzband wird von den Energieversorgern bevorzugt, weil es noch eine gewisse Eindring-Tiefe in Gebäude besitzt. Die Stromzähler sind oft irgendwo im Keller verbaut, wo normale Mobilfunknetze selten ausreichend hinkommen.
Für das LTE-450-Netz werde es Sprach- und Datenfunkgeräte von verschiedenen Herstellern geben. Zivile Kunden werden dieses Netz aber nicht für ihre private Kommunikation nutzen können, sondern nur die Stromversorger. Sie wollen darüber ihre interne Kommunikation (z.B. bei Störungen) abwickeln, ihre Kraftwerke und Verteilerstationen steuern (Smart Grid) und den Stromverbrauch der intelligenten Zähler im Haus abfragen. Es muss also kein "Zählerableser" ins Haus kommen und hoffen, dass jemand daheim ist, was Zeit und Kosten spart. Denkbar sind künftig auch last- und situationsabhängige Stromtarife, wenn viel genauer bekannt ist, wer gerade wieviel Strom (Wäschetrockner?) oder wofür (Auto aufladen?) braucht. Ferner sollen auch die in Polen immer wichtiger werdenden Windkraftanlagen integriert werden.
Polen stark am digitalen Energienetz interessiert
Andrzej Piotrowski von PGE Systemy bestätigt, dass Polen stark daran interessiert ist, das Energienetz zu digitalisieren, weil die weitere Integration von erneuerbaren Energien in das Netz sowie die Umstellung auf verteilte Energiesysteme "allgegenwärtige, zuverlässige und sichere Kommunikation erfordern". Nokia habe, so der Vertreter des Energieversorgers weiter, mit seinem "Proof of Concept" bewiesen, dass das "in Bezug auf Abdeckung, Servicequalität, Belastbarkeit und langfristige Verfügbarkeit möglich ist."
Für Nokia berichtete Chris Johnson, zuständig für den Geschäftsbereich Unternehmenskunden, dass Nokia für das Netz in Polen mehr als 6.000 Mitarbeiter im Land eingesetzt habe, die in Forschungs- und Entwicklungszentren die dafür neueste Technologie entwickeln, einschließlich 4.9G und künftig auch "echtes" 5G.
Was macht Nokia für die Industrie?
Weltweit hat Nokia nach eigenen Angaben über 1.300 sicherheitskritische Netze für Kunden aus den Sektoren Transport, Energie, Großunternehmen, Fertigung, Web-Scale (Verwaltung von Infrastrukturen für Rechenzentren) und dem öffentlichen Dienstleistungssektor rund um den Globus geliefert.