Insider: Comcast und Warner vor Megafusion?
Spekulationen über US-Medienkonzerne gibt es in Hollywood regelmäßig. Wenn sich allerdings wirkliche Brancheninsider mit konkreten Fusionsprognosen aus dem Fenster lehnen, gibt das auf jeden Fall Anlass, sich einen Fall näher anzuschauen. Konkret geht es um einen längeren Aufmacher von Kim Masters, welcher am 16. September im "Hollywood Reporter" erschien. Demnach steht womöglich eine Megafusion zwischen Comcast und Warner Bros. Discovery ins Haus.
Warner sitzt auf Schuldenberg
Comcast-CEO Brian Roberts hat Interesse an Warner Bros. Discovery
Foto: Comcast
Der Zusammenschluss von WarnerMedia und Discovery war von Anfang an keine Liebesheirat. AT&T wollte seine Mediensparte unbedingt abstoßen, um Kapital für das Kerngeschäft Telekommunikation und insbesondere den US-Netzausbau freizuschaufeln. Der US-Marktführer hatte zudem schlicht keine ausreichenden Möglichkeiten, um das kostenintensive Streaming-Geschäft von HBO Max global zu skalieren.
Allerdings wurde das Problem nur verlagert: Zwar ergänzen sich Warner und Discovery durchaus, nun sitzt der kombinierte Medienkonzern jedoch auf einem Schuldenberg von 50 Milliarden US-Dollar. Warner-Finanzchef Gunnar Wiedenfels hat die undankbare Aufgabe, jeden Stein im US-Medienkonzern umzudrehen und nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Zuletzt traf es dabei vor allem die Content-Produktion in Europa.
Baustelle DC Comics
Eines der wichtigsten Assets von Warner Bros. Discovery ist die Sparte DC Comics. Warner-CEO David Zaslav will sie zu einem zweiten Marvel Studios ausbauen. Doch die Pläne liegen mehr oder weniger brach. Zaslav tut sich schwer, für das Comicstudio einen adäquaten Produzenten zu finden. Es sollte jemand mit dem Format von Kevin Feige bei Disney werden.
Zuletzt brachte die Comicsparte auch eher negative Schlagzeilen. So stampfte Warner Bros. Discovery die von langer Hand geplante Neuauflage von "Batgirl" wieder ein. Begründung: Man sei mit der Qualität nicht zufrieden. Viel Unruhe gab es auch um "The Flash"-Star Ezra Miller, der nicht primär aufgrund seiner schauspielerischen Leistungen als vielmehr Belästigungsvorwürfen gegenüber Minderjährigen auffiel.
Comcast könnte eigene Probleme ausbügeln
Ein Zusammengehen von Comcast und Warner Bros. Discovery käme aufgrund regulatorischer Herausforderungen ohnehin nicht vor 2024 infrage, doch wäre die Gelegenheit für Comcast-CEO Brian Roberts ideal. Neben Warners Aktienkurs geht es dabei insbesondere auch um interne Probleme bei Comcast selbst, denn vor allem die Streaming-Sparte um Peacock enttäuscht. Bei einem Zusammenschluss mit Warner Bros. Discovery spielt das Unternehmen in Sachen Content in einer ganz anderen Liga.
Mit Universal Pictures, Warner Bros. sowie den Discovery-Inhalten entstünde ein praktisch unangreifbarer Entertainment-Gigant, welcher selbst Disney an die Seitenlinie verweisen könnte. Es wäre sozusagen die Krönung von Roberts Lebenswerk, Comcast zum weltweit mächtigsten Medienkonzern der Welt zu formen. Roberts und NBCUniversal-Chef Jeff Shell haben sich laut Medienberichten bereits im Juli mit der Warner-Seite um David Zaslav sowie Kabelmogul John Malone getroffen. Laut Hollywood Reporter handelte es sich lediglich um ein so wörtlich "freundliches, informelles Meeting".