Warner Bros. Discovery streicht Europa-Budget zusammen
Gunnar Wiedenfels ist in der Medienbranche als Sanierer bekannt. Fast acht Jahre war er im ProSiebenSat.1-Management für Finanzen zuständig, danach wechselte er zu Discovery. Dort hat Wiedenfels sich unter CEO David Zaslav bewährt und bleibt somit auch im kombinierten Medienkonzern Warner Bros. Discovery als CFO an der Spitze. Gleichwohl bekommt er die wohl undankbarste Aufgabe: Synergieeffekte zwischen Warner und Discovery heben und rund drei Milliarden US-Dollar einsparen. Klar ist, bei solchen Summen bleibt kein Stein auf dem anderen, alles landet auf dem Prüfstand. Nun kündigen sich größere Einschnitte im europäischen Geschäft an.
Kürzungen bei Eigenproduktionen
Warner Bros. Discovery CFO Gunnar Wiedenfels muss drei Milliarden US-Dollar einsparen
Foto: Medientage München
In praktisch allen europäischen Märkten tritt Warner Bros. Discovery massiv auf die Kostenbremse. Betroffen sind vor allem Zentraleuropa und Skandinavien, in Spanien und Frankreich sollen aufgrund spezifischer Vermarktungsoptionen sowie gesetzlichen Vorgaben weiterhin Inhalte produziert werden. Generell stehen alle Inhalte von Warner und Discovery zur Disposition, diese sollten auf einer gemeinsamen Plattform zusammengeführt werden.
Hierzulande startete der US-Medienkonzern erst kürzlich seinen SVoD-Service Discovery+, dieser setzt allerdings primär auf bestehenden, non-fiktionalen Content. HBO Max ist aktuell noch nicht in Deutschland verfügbar, ohne lokale Inhalte hätte man aber zweifelsohne einen schweren Stand, zumal Mitbewerber wie Amazon und Netflix durchaus darauf setzen.
Weitere Umbaumaßnahmen
Gleichwohl will es CEO David Zaslav nicht allein bei Sparmaßnahmen belassen. Für den Konzernchef geht es im Unternehmen um eine grundsätzlich neue Philosophie, weshalb derzeit an vielen Stellschrauben gedreht wird. So steht unter anderem die Zukunft des Fernsehnetzwerks TNT zur Disposition, auch bei CNN sind größere Veränderungen in Planung. Den neuen Eigentümern ist vor allem die linksliberale Schlagseite des Nachrichtensenders ein Dorn im Auge. CNN-Chef Chris Licht soll das Network deshalb neu ausrichten.
In den vergangenen Monaten wurde praktisch die gesamte Führungsebene von Warner und Discovery umgebaut, ein Großteil ehemaliger Topmanager hat das Unternehmen bereits verlassen oder ist auf dem Absprung. Darunter auch hierzulande bekannte Namen wie Discovery Deutschland-Chefin Susanne Aigner oder Warner Country Managerin Sylvia Rothblum. In Europa bekommt dafür Warner General Manager Hannes Heyelmann deutlich mehr Einfluss.
Strategie wird sichtbarer
Was Zaslav mit dem Medienkonzern plant, wird von Tag zu Tag sichtbarer: Er will das kombinierte Unternehmen auf Effizienz trimmen, unrentable Geschäftsbereiche abstoßen und alle Inhalte auf einer Plattform vereinen. Auch die Unternehmenskultur soll sich ändern, wie am Beispiel CNN deutlich wird. Zaslav macht keinen Hehl daraus, dass er nicht viel vom ehemaligen Warner-Management um CEO Jason Kilar und dessen Strategie hält.
Es ist offenkundig, dass Warner unter AT&T in den vergangenen Jahren nicht optimal aufgestellt war. Vor allem im Bereich Direct to Consumer gab es strategische Fehler, wozu insbesondere die Vertragsverlängerung mit Sky zählt. Das wirft HBO Max gegenüber anderen Studios um Jahre zurück. Auch bei Discovery gibt es Widersprüche: In Deutschland wuchsen die Amerikaner vorrangig im linearen Free TV, doch Zaslav setzt auf der anderen Seite gerade bei Turner-Sendern sowie dem Joint Venture "The CW" den Rotstift an. Vermutlich sind die aktuellen Einsparungen also ohnehin noch nicht das letzte Wort.