Verlässt CNN den Nachrichten-Thron?
CNN-Chef Chris Licht stürzte unter anderem über ein Town Hall mit Ex-Präsident Donald Trump
Foto: Will Lanzoni / CNN
Einst war CNN das Flaggschiff unter den internationalen Nachrichtensendern. Insbesondere zu Zeiten des Golfkriegs hatte das Network seine goldene Ära und galt als eine der renommiertesten Quellen im Mediengeschäft. Doch diese Zeiten sind längst vorbei, mittlerweile kämpft CNN um seinen guten Ruf. Dabei sollte der Sender als Teil von Warner Bros. Discovery wieder zu alter Stärke zurückfinden.
Politische Schlagseite
CNN-Chef Chris Licht stürzte unter anderem über ein Town Hall mit Ex-Präsident Donald Trump
Foto: Will Lanzoni / CNN
Die größeren Probleme begannen für CNN unter seinem letzten Eigentümer AT&T bzw. dessen Tochter WarnerMedia. Immer wieder wurde dem Sender vorgeworfen, sich zu sehr im linksliberalen Spektrum zu positionieren. Egal ob Kommentatoren, Moderatoren oder in der Berichterstattung: Bei Politikern der Republikaner stand der Sender unter verbalem Dauerfeuer, was letztendlich auch Zuschauer an dem Network zweifeln ließ. Hinzu kam: Mit dem Auszug von Präsident Donald Trump aus dem Weißen Haus sank zusätzlich die Einschaltquote bei CNN und anderen Nachrichtenkanälen ab.
Durchgeschüttelt wurde CNN aber auch von einer Reihe interner Skandale. So musste beispielsweise CNN-Chef Jeff Zucker seinen Hut nehmen. Ihm wurde ein Verstoß gegen Compliance-Richtlinien vorgeworfen, da er die private Beziehung zu einer Mitarbeiterin des Senders nicht öffentlich machte. Auch Starmoderator Don Lemon musste später wegen Vorwürfen unangemessenen Verhaltens gegenüber Kolleginnen gehen. Warner Bros. Discovery-CEO David Zaslav wollte schließlich bei CNN aufräumen. Der bis dato erfolgreiche Medienmanager Chris Licht sollte es von nun an richten und CNN auch für konservative Gesellschaftsschichten öffnen.
Scheitern im zweiten Anlauf
Tatsächlich stürzte man aber auch unter dem Dach von WBD ins nächste Chaos. Schon zu Beginn der neuen Ära zog Zaslav beim Streaming-Dienst CNN+ wieder den Stecker. Das Projekt ging noch aufs Konto des ehemaligen WarnerMedia-Chefs Jason Kilar. Für den kostenpflichtigen Service hatte Warner sogar hochkarätige Journalisten wie Fox News Anchor Chris Wallace an Bord geholt.
Doch auch Chris Licht stapfte ins nächste Fettnäpfchen. Zaslavs Hoffnungsträger setzte eine Morningshow in den Sand und musste sich herbe Kritik gefallen lassen, weil ein Town Hall mit Ex-Präsident Donald Trump für den Sender zum Fiasko avancierte. Damit war letztendlich auch seine Karriere im Management von CNN beendet. Nun herrscht bei Warner Bros. Discovery gewissermaßen Ratlosigkeit. Wie soll das News-Schiff wieder auf Kurs gebracht werden?
Wäre ein Verkauf denkbar?
WBD könnte einen weiteren Anlauf zur Sanierung von CNN nehmen, doch im Falle eines Scheiterns sieht die Zukunft in Atlanta zweifelsohne düster aus. Der Kanal galt nie als Herzensprojekt im auf Unterhaltung getrimmten Medienkonzern Warner. Er ist vielmehr noch ein Relikt aus der Ted Turner-Ära, welcher den Kanal einst aufbaute und zum internationalen Erfolg führte.
Fakt ist auch: Nachrichtenfernsehen gilt in den USA als schwieriger Markt, denn dort kämpfen wie kaum anderswo auf der Welt Sender um die Gunst ihrer Zuschauer. So betreiben alleine die großen Networks NBC, ABC und CBS eigene Kanäle. Hinzu kommt neben CNN noch Fox News, die öffentliche PBS sowie das als politisch im rechten Spektrum zugeordnete "One America News Network" (OAN).
Ein Verkauf von CNN wäre denkbar, gilt aber auch in den USA als politisch schwer vermittelbar. Im stark polarisierten Medienmarkt hat CNN noch immer erheblichen Einfluss auf die Meinungsbildung, auch wenn dessen Gewicht mittlerweile abgenommen hat. Konzernchef David Zaslav gilt allerdings gemeinhin als nicht besonders geduldig. Wenn sich keine sichtbaren Erfolge einstellen, macht er bei Beteiligungen schnell kurzen Prozess. Das zeigte sich bereits konzernintern im Rahmen zahlreicher Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen.