Streaming

Disney-Veteran Iger: Überzeugt von Netflix

Obwohl Bob Iger das Zepter als Disney-Chef mitt­ler­weile an Bob Chapek über­geben hat, spielt seine Meinung zur Entwick­lung der US-Medi­enbranche immer noch eine große Rolle. Eben diese fiel beim Thema Strea­ming nun deut­lich aus.
Von Björn König

Im Rahmen der Vox Media's Code Confe­rence in Beverly Hills holte der lang­jäh­rige Disney-CEO Bob Iger zum Rund­umschlag aus. Eines der zentralen Themen war die Strea­ming-Branche und zu eben dieser hat Iger eine ziem­lich eindeu­tige Meinung. So werden seiner Ansicht nach nur wenige Ange­bote den Wett­bewerb über­leben. Wenig über­raschend zählt dazu natür­lich sein eigener ehema­liger Arbeit­geber. Schwarz sieht es Iger glei­cher­maßen für die Kino­branche: Besu­cher­zahlen würden sich nicht mehr auf das Vorkri­sen­niveau einpen­deln.

Disney+ und Netflix domi­nieren den Markt

Foto: Disney Bob Iger hat eine klare Meinung zum Streaming-Wettbewerb
Foto: Disney
Bei SVoD-Abos werden nach Ansicht Igers auch auf längere Sicht Disney+ und Netflix die Nase vorn haben. "Ich glaube, dass Netflix weiter floriert. Sie haben zwar aktuell einige Probleme, aber sie werden nicht vom Markt verschwinden", so Iger. Neben Disney+ können sich seiner Ansicht nach aber auch Amazon und Apple gute Chancen im Bezahl­geschäft mit Strea­ming-Diensten ausrechnen.

Den Erfolg von Apple und Amazon macht Iger vor allem an zwei Punkten fest: Einer­seits seien beide Unter­nehmen tech­nolo­gisch ausge­spro­chen inno­vativ, ander­seits hätten sie schlicht "tiefe Taschen". Beide Konzerne verdienen ihr Geld haupt­säch­lich in anderen Geschäfts­berei­chen, wobei das Segment Strea­ming aller­dings zuneh­mend wich­tiger wird.

Twitter war auf Disneys Einkaufs­liste

Die Debatte um einen mögli­chen Verkauf von Twitter an US-Unter­nehmer Elon Musk schlug in den vergan­genen Monaten hohe Wellen, dabei wollte Disney die Social Media-Platt­form schon 2016 schlu­cken. Damals stand auch der Medi­enkon­zern Time Warner auf Igers Einkaufs­liste. Aller­dings habe Disney letzt­end­lich von einem Kauf abge­sehen. Grund waren vor allem "Hate­speech" und Fake-Konten. Mit exakt diesem Argu­ment will nun auch Elon Musk vom Kauf­ver­trag zurück­treten.

Eine poten­zielle Fusion von Time Warner und Disney schei­terte übri­gens eben­falls, wie Iger schon in der Vergan­gen­heit hat durch­bli­cken lassen. So kam der Anruf Igers beim dama­ligen Time Warner Chef Jeff Bewkes nur knapp zu spät. Damals befand man sich bereits in Verkaufs­ver­hand­lungen, letzt­end­lich ging der Medi­enriese seiner­zeit bekann­ter­maßen für eine astro­nomi­sche Summe von 85 Milli­arden US-Dollar an den Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern AT&T.

Nur wenige Medi­enkon­zerne halten durch

Die Stra­tegie seines Nach­fol­gers Bob Chapek sieht Iger kritisch, selbst wenn Abon­nenten von Disney+ auch unter seiner Führung mit Preis­erhö­hungen zu rechnen hätten. Zwar nannte er Mitbe­werber wie Comcasts Peacock und Para­mount+ oder Warner Bros. Disco­very mit HBO Max nicht direkt beim Namen, dennoch wurde der ehema­lige Haus­herr im Mickey-Mouse-Konzern auch an dieser Stelle deut­lich.

"In diesem Geschäft benö­tigt man enorm viel Kapital. Ich glaube nicht, dass sie es alle schaffen werden." Aller­dings befindet sich Disney+ aufgrund hoher Produk­tions­kosten und der Infla­tion selbst in schwerem Fahr­wasser. So lieb­äugelt der Konzern selbst bereits seit einiger Zeit mit einem güns­tigeren weil werbe­finan­zierten Preis­modell von Disney+.

Disney-Chef Bob Iger geht: Ende einer "goldenen Ära"?

Mehr zum Thema Disney+