Klage

Ex-Disney-Management verklagt - Zahlen geschönt?

Die Vorwürfe gegen den ehema­ligen Disney-Chef Bob Chapek wiegen schwer. Ein Pensi­ons­fonds wirft seinem Manage­ment Betrug vor, demnach wurden Zahlen bei Disney+ geschönt und Inhalte auf anderen Platt­formen ausge­wertet.
Von Björn König

Hat der ehemalige Disney-Chef Bob Chapek Investoren getäuscht? Hat der ehemalige Disney-Chef Bob Chapek Investoren getäuscht?
Foto: Kim Cheung / AP
Disney kommt nicht zur Ruhe. Neben dem aktu­ellen Streit mit Gouver­neur Ron DeSantis in Florida muss sich der Mickey Mouse-Konzern nun auch in einem Gerichts­pro­zess mit Vorwürfen gegen das ehema­lige Manage­ment um CEO Bob Chapek ausein­ander­setzen. Im Kern geht es dabei um frag­wür­dige Zahlen zum Strea­ming-Dienst Disney+, welche angeb­lich gegen­über Inves­toren zu positiv darge­stellt wurden. Kläger werfen Chapek außerdem vor, für Disney+ bezahlte und produ­zierte Inhalte auf anderen Platt­formen ausge­wertet und somit die entspre­chenden Budgets falsch ausge­wiesen zu haben.

Pensi­ons­fonds fordert Aufklä­rung

Hat der ehemalige Disney-Chef Bob Chapek Investoren getäuscht? Hat der ehemalige Disney-Chef Bob Chapek Investoren getäuscht?
Foto: Kim Cheung / AP
Hinter der Klage beim kali­for­nischen Zentral­distrikt-Gericht steht laut Medi­enbe­richten der "Local 272 Labor-Manage­ment Pension Fund", welcher durch die Kanzlei Robbins, Geller, Rudman & Dowd LLP vertreten wird. Beklagte Partei ist demnach die von Chapek gegrün­dete und mitt­ler­weile außer Betrieb genom­mene Disney Media and Enter­tain­ment Distri­bution (DMED). "Konkret nutzten die Beklagten das neu geschaf­fene DMED, um Kosten unan­gemessen von der Disney+-Platt­form auf ältere Platt­formen zu verla­gern ... unter der Leitung von Chapek und [Konzern­manager] Daniel und mit dem Wissen von [Disneys Finanz­chefin] McCarthy", heißt es in der Klage­schrift.

Insge­samt wollte Chapek die Zahlen bei Disney+ posi­tiver erscheinen lassen, als sie tatsäch­lich waren. Demnach wurden bestimmte Formate auf TV-Sendern wie dem Disney Channel ausge­strahlt, welche eigent­lich Disney+-Origi­nale sein sollten - etwa die Mystery-Show "The Myste­rious Bene­dict Society" und das Medical-Comedy-Drama "Doogie Kamea­loha, M.D.". In Konse­quenz habe das Manage­ment einen erheb­lichen Teil der Marke­ting- und Produk­tions­kosten bei Disney+ verla­gert, heißt es in der Klage.

Abozahlen zu niedrig?

In der Klage­schrift geht es aber nicht nur um mutmaß­lich falsch ausge­wie­sene Marke­ting- und Produk­tions­kosten. Schwerer wiegt der Vorwurf, Anleger bei den Abozahlen von Disney+ getäuscht zu haben. Demnach gäbe es für die dama­ligen Prognosen so wört­lich "keine vernünf­tige Grund­lage". Um die nega­tive Geschäfts­ent­wick­lung im Strea­ming zu verschleiern, hätte das Manage­ment um Chapek in betrü­geri­scher Absicht versucht, nega­tive Zahlen im Strea­ming zu verschleiern sowie einen nach­hal­tigen Wachs­tums­kurs zu präsen­tieren, in welchem die Ziele für Disney+ bis 2024 erreichbar schienen, obwohl dies nicht der Fall war.

In einer Reak­tion auf die Klage wehrt sich das Unter­nehmen ener­gisch gegen die Vorwürfe. "Wir sind uns der Beschwerde bewusst und beab­sich­tigen, uns vor Gericht ener­gisch zu vertei­digen, antwor­tete Disney in einer Erklä­rung gegen­über "TheWrap". Klagen von Pensi­ons­fonds gegen US-Medi­enkon­zerne sind keine Selten­heit. Auch Warner Bros. Disco­very musste sich bereits mit ähnli­chen Vorwürfen ausein­ander­setzen. Para­mount einigte sich kürz­lich in einem Vergleich mit ehema­ligen Viacom-Inves­toren, die sich im Zuge der Fusion von Viacom und CBS benach­tei­ligt sahen.

Bericht: Ex-Disney-Chef soll Verluste verschleiert haben

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