Vorwürfe

Bericht: Ex-Disney-Chef soll Verluste verschleiert haben

Nach dem Chef­wechsel bei Disney kommen immer mehr Details ans Licht. Laut Berichten war der Mickey-Mouse-Konzern offenbar weitaus weniger profi­tabel, als öffent­lich darge­stellt. Ex-CEO Chapek soll sogar Zahlen mani­puliert haben.
Von Björn König

Dem abrupten Abgang von Bob Chapek als Disney-CEO gingen unter anderem laut Berichten des Wall Street Journal offenbar erheb­liche Unstim­mig­keiten voraus. Massive Kritik an Chapeks Führungs­kurs ging dabei sowohl von Inves­toren, Mana­gern als auch dem Verwal­tungsrat aus. Insbe­son­dere Disney-Finanz­chefin Chris­tine McCarthy verlor spätes­tens nach einer Bekannt­gabe erheb­licher Quar­tals­ver­luste jegli­ches Vertrauen in den mitt­ler­weile ausge­schie­denen CEO. Ein beson­ders unge­wöhn­licher Vorgang: Inves­toren und Manager hatten sich bereits seit Monaten bei Bob Iger über den Kurs des Unter­neh­mens beschwert, obwohl dieser zu dem Zeit­punkt über­haupt nicht mehr für den Medi­enkon­zern tätig war.

Hat Chapek die Bilanz frisiert?

Foto: Celebrationpress Hinter den Mauern des Cinderella-Schlosses liegt offenbar einiges im Argen
Foto: Celebrationpress
Gravie­rende Unstim­mig­keiten über Disneys stra­tegi­schen Kurs waren aber offenbar noch längst nicht der einzige Grund, weshalb Chapek Disney verlassen musste, wie nun weitere Berichte nahe­legen. Demnach stehe der Vorwurf im Raum, dass Chapek durch interne Budge­tum­schich­tungen bei Inves­toren den Eindruck erwe­cken wollte, dass der Mickey-Mouse-Konzern weitaus profi­tabler sei.

Laut "Wall Street Journal" teilten "mit der Ange­legen­heit vertraute Personen" mit, dass zum Beispiel Shows, welche als Origi­nale für Disney+ gedacht waren (und als solche in Rech­nung gestellt wurden), zuerst in anderen Sendern wie dem Disney Channel ausge­strahlt wurden, sodass ihre Produk­tions- und Marke­ting­bud­gets nicht auf Disney+ ange­rechnet würden.

Kritik an Massen­ent­las­sungen

Offenbar gab es außerdem erheb­liche Kritik an von Chapek geplanten Massen­ent­las­sungen. In einem seiner ersten Schritte nach Amts­über­nahme machte der neue CEO Bob Iger diese Entschei­dung nun rück­gängig. Dabei zeigte er sich auch über unpo­pupläre Preis­erhö­hungen in den Disney-Themen­parks alar­miert. Immer offen­sicht­licher wurde, dass viele stra­tegi­sche Pläne dem Medi­enkon­zern erheb­lich und nach­haltig scha­deten.

Eigent­lich ist es in US-Konzernen Usus, dass ehema­lige CEOs sich nicht mehr in das aktive Tages­geschäft einmi­schen oder sich zum Kurs ihrer Nach­folger äußern. Doch Iger äußerte im Hinter­grund immer wieder deut­liche Kritik an Chapek. Auch dies gilt als sehr unge­wöhn­licher Vorgang, zumal Iger selbst intensiv in seine eigene Nach­folge bei Disney invol­viert war.

Wie geht es weiter?

Welche Konse­quenzen sich sowohl für Chapek als auch Disney selbst ergeben könnten, ist aktuell unklar. Sicher ist nur, dass Iger jetzt schon Maßnahmen ergreift, um wesent­liche Entschei­dungen seines Vorgän­gers rück­gängig zu machen. Vor allem das Vertrauen von Inves­toren zurück­zuge­winnen, wird dabei eine der wich­tigsten Aufgaben sein.

Ohne Einspa­rungen kann jedoch auch der amtie­rende CEO nicht auskommen. Nach einem Town Hall mit Mitar­bei­tern wird Iger konkreter erläu­tern, welche Schritte in den kommenden Monaten für Disney anstehen. Inter­essant ist dabei vor allem, ob sich das hohe Produk­tions­budget für Filme und Serien zumin­dest für die nähere Zukunft halten lässt.

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