HBO: Ist die Zeit der Premium-Serien vorbei?
Wenn Hollywoodstudios sparen müssen, geht es meist teuren Filmen und Serien zuletzt an den Kragen. Kein Wunder, denn Medienkonzerne wie Disney oder Paramount leben von publikumsstarken Blockbustern und Serien-Franchises. So auch die zu Warner Bros. Discovery gehörende Premium-Serienschmiede HBO. Mit Game Of Thrones produzierte man dort eine der teuersten und aufwändigsten Adaptionen überhaupt.
Westworld glänzt mit großen Stars wie Sir Anthony Hopkins
Foto: John P. Johnson/HBO
Und die Liste ließe sich quasi unendlich fortsetzen: True Detective, Boardwalk Empire, Westworld, Succession - hinter der Marke HBO steht nahezu sicher immer Qualität, vor allem im Bereich Dramaserien. Ob das allerdings auch in Zukunft so bleibt, ist mindestens fraglich. Warner-Chef David Zaslav kommt voraussichtlich beim Thema Einsparungen nicht an HBO vorbei.
Westworld hat keine Zukunft
Zu den HBO-Premiumserien, die definitiv keine Zukunft haben, zählt beispielsweise Westworld. Der dystopische Sci-Fi-Western war anfangs erfolgreich, auch in Deutschland fand die Serie bei Sky ihre treue Fangemeinde. Offiziell hieß es, die Serie werde nun aufgrund sinkender Quoten und schlechter Kritiken abgesetzt. Doch in Hollywood ist es ein gleichermaßen offenes Geheimnis, dass Warner eine derart aufwändige Produktion schlicht zu teuer ist.
Selbstverständlich schaffen es nicht alle Serien in die sechste oder siebte Staffel. Auffällig ist aber bei Warner Bros. Discovery das Tempo und die Menge abgesetzter oder an andere Networks abzugebene Shows. Neben Westworld trifft es bei HBO Max auch "The Nevers", "Minx" und "Love Life". Alle diese Produktionen zeichnen sich durch hochkarätige Besetzungen und Regisseure wie Joss Whedon oder Anna Kendrick aus. Es handelt sich somit nicht um billig produzierte Fließbandware.
Aufholjagd abgesagt
Für Warner Bros. Discovery ist das Streichkonzert bei HBO allerdings eine gewaltige Zwickmühle. Zwar hat Mitbewerber Disney derzeit auch finanzielle Probleme, doch Kürzungen bei Content standen selbst unter dem geschassten Ex-CEO Bob Chapek nicht zur Diskussion. Für das laufende Jahr hatte der Mickey-Mouse-Konzern seine Contentausgaben sogar auf 33 Milliarden US-Dollar erhöht.
Dabei sollte die Fusion zwischen WarnerMedia und Discovery eigentlich Content-Potenzial haben. Mit einer gemeinsamen Plattform wollte CEO Zaslav die konkurrierenden Branchenriesen Disney und Netflix angreifen. Einsparungen bei HBO Max würden dieses selbst gesetzte Ziel mehr oder weniger konterkarieren. Übrigens ist HBO nicht allein, auch bei DC Comics geht es Superhelden an den Kragen. So wurde unter anderem das noch nicht veröffentlichte Reboot "Batgirl" gleich ganz gestrichen.
Enttäuschung bei Deutschlandstart?
Auf mittlere Sicht werden HBO Max und Discovery+ auch in Deutschland zu einer gemeinsamen Plattform verschmelzen. Bis dahin könnten viele Serienfans aber eine herbe Enttäuschung erleben. Denn vom großen Glanz aus dem Hause HBO ist in den kommenden Jahren womöglich nicht mehr viel übrig, wenn weiterhin erfolgreiche Serien abgesetzt werden oder Warner weniger Geld in hochkarätige Serienproduktionen investiert.
Dass es auf jeden Fall in diese Richtung geht, hat David Zaslav bereits verlauten lassen. So wolle man sich mehr auf publikumsstarke Blockbuster konzentrieren, während weniger gesehene Serien und Filme weichen müssen. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch weniger Vielfalt im Streaming-Katalog. Ob dies eine zielführende Strategie ist, muss man im Management von Warner Bros. Discovery selbst entscheiden. Klar ist aber auch: Zuschauer haben sich in den vergangenen Jahren an Premiumqualität gewöhnt. Wer dort streicht, wird absehbar nicht auf dem Streaming-Thron sitzen.