Warner Bros. Discovery: Fusion vor US-Bundesgericht
Der Generalstaatsanwalt von Ohio hat bei einem US-Bundesgericht beantragt, dass zwei Pensionsfonds des Staates im Namen mehrerer Aktionäre als Hauptkläger in der geplanten Sammelklage gegen Warner Bros. Discovery (WBD) und zwei seiner Führungskräfte ernannt werden. In einer Erklärung dieser Woche sagte das Büro von Generalstaatsanwalt Dave Yost, angeblich irreführende Informationen von WBD-Führungskräften vor und nach der Fusion des Unternehmens mit WarnerMedia hätten dazu geführt, dass der Pensionsfonds für öffentliche Angestellte von Ohio und der Pensionsfonds für staatliche Lehrer mehr als 25 Millionen US-Dollar verloren hätten.
Ehemaliger ProSiebenSat.1-Manager vor US-Gericht?
Ohios Generalstaatsanwalt Dave Yost knöpft sich Warner Bros. Discovery vor
Foto: Andy Chow/Ohio Statehouse
Im Mittelpunkt des Verfahrens steht neben CEO David Zaslav auch Finanzchef Gunnar Wiedenfels. Der Topmanager war in der Vergangenheit in vergleichbarer Funktion für ProSiebenSat.1 tätig, bevor er zu Discovery Communications wechselte. Nach dem Zusammenschluss von Warner Media und Discovery wechselte Wiedenfels als CFO in das fusionierte Unternehmen.
Ursprünglich hatte der selbst betroffene Polizei-Pensionsfonds von Illinois im September das ganze Verfahren ins Rollen gebracht. In der Klage wurde behauptet, Zaslav und Wiedenfels hätten Informationen über den Zustand des WarnerMedia-Geschäfts zurückgehalten, um eine Genehmigung für die Fusion zu erhalten. Unter anderem sollen Führungskräfte von Discovery über Informationen verfügen, die darauf hindeuten, dass WarnerMedia – welche sich im Besitz von AT&T befand – in unproduktive und scheiternde Unternehmen investiert und die Abonnentenzahlen für seinen Streaming-Dienst HBO Max um etwa 10 Millionen Kunden überhöht dargestellt hatte.
Konsequenzen für laufendes Geschäft
Der zuständige Richter dürfte sich genauen Einblick in alle Unterlagen zum Angebot an die Aktionäre verschaffen. Neben möglichen persönlichen Konsequenzen wäre in einem solchen Verfahren auch die Rückabwicklung der Fusion vorstellbar. Generell haben die USA unter Präsident Joe Biden in Sachen Kartellrecht (Antitrust) einen deutlich schärferen Kurs als noch unter Donald Trump eingeschlagen.
Vor allem linksgerichtete US-Senatoren wie Elizabeth Warren oder Bernie Sanders blicken mit erheblicher Skepsis auf Zusammenschlüsse großer US-Medienkonzerne aber auch anderen Unternehmen wie Amazon. Immer wieder kamen in den vergangenen Jahren zum Beispiel Forderungen auf, Amazon zu zerschlagen und das Streaming-Geschäft um Prime Video abzuspalten.
Streaming in Gefahr?
Zumindest im Augenblick deutet nichts darauf hin, dass ein Zusammenschluss der Streaming-Plattformen HBO Max und Discovery+ aufgrund des laufenden Verfahrens in Gefahr ist. Zumal dieser das Ziel hatte, durch Synergien Schulden abzubauen und das eigene Geschäft global besser skalieren zu können. Sollte allerdings vor Gericht der Worst Case eintreten, wären WBDs globale Streaming-Pläne mehr oder weniger passé.
Kartellrechtliche Verfahren ziehen sich auch in den USA über lange Zeit hin, dementsprechend wäre nicht mit einer baldigen Entscheidung zu rechnen. Dass Zaslav und Wiedenfels allerdings völlig unbeschadet aus einem Verfahren hervorgehen ist unwahrscheinlich, da hier vor allem mehrere institutionelle Investoren betroffen sind. Dass sich zudem der Generalstaatsanwalt eines Bundesstaates einschaltet, ist alles andere als ein gutes Zeichen.