Microsoft-Chef Illek: "NSA-Affäre hat Vertrauen in IT-Branche beschädigt"

Der Deutschland-Chef von Microsoft Christian Illek fordert seine Kollegen auf, sich der NSA-Debatte zu stellen. Die IT-Branche müsse die Sicherheitswünsche der Kunden ernst nehmen.
Von Marie-Anne Winter

Microsoft-Deutschland-Chef Christian Illek in Berlin. Microsoft-Deutschland-Chef Christian Illek in Berlin.
Bild: dpa
Christian Illek, der Deutschland-Chef des US-amerikanischen Software-Konzerns Microsoft, wünscht sich von den IT-Unternehmen einen anderen Umgang mit der NSA-Affäre. "Wir müssen als Branche aus der Deckung", sagte der Manager dem Handelsblatt. "Wenn Kunden nach speziellen Sicherheits-Features bei Cloud-Lösungen fragen, dürfen wir das nicht verteufeln. Wir müssen uns diesen Wünschen stellen."

Microsoft-Deutschland-Chef Christian Illek in Berlin. Microsoft-Deutschland-Chef Christian Illek in Berlin.
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Der umfassenden Zugriff des US-Geheimdienst NSA auf das Internet und die dort verfügbaren Informationen hat massive Folgen für die gesamte IT-Industrie. Google-Verwaltungsrats-Chef Eric Schmidt fürchtet sogar ein "Zerbrechen des Internets", wie er diese Woche bei einer Veranstaltung des US-Senats sagte. Der Kurznachrichtendienst Twitter wiederum hat die US-Regierung verklagt, weil diese den Unternehmen nicht erlaubt, Details über Geheimdienstanfragen zu nennen.

Aufklärung allein hilft nicht

"Die NSA-Affäre hat das Vertrauen vor allem im Firmenkundenumfeld nachhaltig beschädigt", so Illek. Er ist sich sicher, dass ständige Aufklärungsarbeit allein das Problem fehlenden Vertrauens nicht lösen wird. Zwar sei klar, dass man bei dem Thema der Datensicherheit so transparent wie möglich sein müsse. "Wir haben in Europa ausweislich unseres halbjährlichen Transparenzreports noch nie irgendwelche Kundendaten auf behördliche Anforderungen herausgegeben". Aber notwendig seien auch klare Regeln für die Geheimdienste. "Wir brauchen politische Absprachen zwischen Regierungen, was Dienste dürfen und was nicht. Das können die Unternehmen nicht leisten. Das ist Verantwortung der Politik", fordert der Manager.

Trotz grundsätzlicher Bedenken zahlreicher Kunden ist das Cloud-Geschäft in diesem Jahr bisher ganz gut für Microsoft gelaufen, Konkrete Zahlen nannte Illek zwar noch nicht, er bestätigte aber, dass durchaus Nachfrage nach Cloud-Diensten vorhanden sei, auch wenn viele Unternehmen nicht gleich komplett in die Internet-Wolke wechseln würden, sondern einen Teil der IT im eigenen Haus behielten. "Wie profitieren davon, dass wir Hybridlösungen im Angebot haben." Doch auch die Privatkunden wolle der Konzern im Blick behalten, auch wenn das Firmenkundengeschäft derzeit viel stärker sei.

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