Motorola T720i

Retro-Test: Kamera-Handy Motorola T720i

Den gerade aufkommenden Trend der Kamerahandys beantworteten einige Hersteller mit kleinen Aufsteckkameras. Sie erweiterten damit die Funktionalität bestehender Geräte. Eines davon ist das Motorola T720i aus 2002/2003.
Von

Mit Geräten wie dem Motorola T720i begann ein Trend, der über einige Jahre anhalten sollte: Klapphandys waren in, ihren Zenit sollten sie im Jahr 2004 mit dem Motorola RAZR V3 erreichen. Einen großen Vorteil dieser Klapphandys spielt auch das T720i aus: Zusätzlich zum Hauptbildschirm verfügt es über ein kleines Außendisplay mit LCD-Technik, das in Graustufen Netzempfang, Akkuladestand, Datum und Uhrzeit und gegebenenfalls eingegangene Nachrichten und Anrufe anzeigt. Solche Zusatzdisplays machten es unnötig, das Gerät zur Prüfung neuer Nachrichten zu öffnen.

Einen weiteren Trend seiner Zeit geht das Motorola-Gerät ebenfalls mit. Nokia hatte große Erfolge mit Wechselcovern gefeiert, und Hersteller wie Sony Ericsson und eben auch Motorola gingen mit. So lässt sich beim T720i das Frontcover ganz leicht austauschen. Im Angebot: verschiedene schlichte, aber auch knallige Farben. Gleiches gilt für den Akkudeckel.

Stark begrenzter Speicherplatz

Lediglich ein Buchstabe steht für große Unterschiede. Fast zeitgleich, nur wenige Monate lagen dazwischen, positionierte Motorola die Modelle T720 und T720i auf dem Markt. Während sich das T720 eher an die Business-Kundschaft richtete und daher auch einen E-Mail-Clienten sowie einen recht üppigen Speicherplatz für Kontakte (500 Stück) mitbrachte, wurde beim T720i abgespeckt. Zwar verfügt das T720i über die Ansteckkamera, es kann aber nur noch 100 Kontakte speichern, E-Mails verschicken ist unmöglich, sogar lediglich ein statt drei Spiele sind vorinstalliert. Und nicht zuletzt begrenzt Motorola den Speicher für weitere Spiele – von 700 auf 200 KB.

Das Hauptmenü des Motorola T720i Das Hauptmenü des Motorola T720i
Bild: teltarif.de
Business-like ist hingegen die Sprachsteuerung. Sie ermöglicht zum einen, Telefonkontakte per Sprachwahl anzurufen, zum anderen aber auch, Menüpunkte per Spracheingabe zu erreichen. Dazu werden die notwendigen Befehle einmalig aufgenommen. Gestartet wird die Bedienung per Sprache über eine Extrataste an der rechten Gehäuseseite. Wieder ein kleines "Aber": Lediglich fünf Sprachkommandos kann das T720i speichern, danach kommt die Meldung "Speicher voll".

Recht gut funktioniert der WAP-Browser. Für "echte" Internetseiten sind aber Displayqualität und Speicher des Motorola T720i nicht ausgelegt, so dass das Handy hier gerne seinen Dienst verweigert. Für die Einwahl ins Internet stehen CSD und GPRS zur Verfügung. Letzterer Dienst kann auch über ein optional erhältliches Datenkabel am PC genutzt werden, etwa zum Mailabruf unterwegs.

Fazit – aus heutiger Sicht

Das Motorola T720i mit Ansteck-Kamera Das Motorola T720i mit Ansteck-Kamera
Bild: teltarif.de
399 Euro rief Motorola als unverbindliche Preisempfehlung für das T720i auf. Zum Vergleich: Sony Ericsson verlangte für das T68i eine UVP von 499 Euro. Preislich war das T720i damit durchaus attraktiv, zumal sich die Kamera direkt im Lieferumfang befand. Der Retro-Test des T720i machte mir aber einmal mehr bewusst, warum ich mich, trotz attraktiver Preispolitik, nie für ein Handy von Marken wie Motorola oder Samsung entscheiden konnte, zumindest damals: Während etwa Nokia und Sony Ericsson auf ein zwar proprietäres, aber dennoch recht offenes Betriebssystem setzten, das zum Beispiel USB über Datenkabel, Bluetooth und Infrarot zur Datenübertragung anbot, sind mit dem Motorola T720i geschossene Fotos für immer im Gerät "gefangen", lediglich der Versand per MMS ist möglich. Der fehlende E-Mail-Client macht sich hier damit noch deutlich negativer bemerkbar. Und wer einmal ein Gerät wie das T68i sein Eigen nannte, mit dem Bilder ganz einfach per Bluetooth auf den Computer wanderten, für den ist ein solches Handy ein echter Rückschritt.

Nichtsdestotrotz: Für Nostalgiker ist das Motorola T720i ein interessantes Gerät. Allein schon das Konzept mit der drehbaren Ansteckkamera ist ein Alleinstellungsmerkmal. Und eine blinkende LED, die den Netzempfang anzeigt, gibt’s übrigens auch.

vorherige Seite: