Rückblick

Retro-Test Nokia 1611 von 1997: Der "Knochen" oder das "Brikett"

Klobiges GSM-Handy, das mit Mannesmann-Vertrag erschwinglich war
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Das Nokia 1611 haben wir im Frühjahr 1997 zusammen mit einem Zweijahresvertrag von Mannesmann D2 erworben. Nach 15 Jahren lohnt sich ein Blick auf das klobige GSM-Handy - und auf die damaligen Vertragskonditionen.

Der unangefochtene Welt­markt­führer bewarb das Nokia 1611, das eine verbesserte Variante des 1610 darstellte, seinerzeit als besonders günstiges Handy mit einer langen Akkulaufzeit. Die Nutzer - meist finanzschwache Jugendliche oder Studenten - hingegen betitelten das Einfach-Handy wenig schmeichelhaft als "Knochen" oder "Brikett"; bei dem Design war das auch kein Wunder. Obwohl das Handy technisch kaum Neuerungen bot, brachte es doch viele Selbstverständlichkeiten aus der "Steinzeit" des GSM-Mobilfunks zum letzten Mal. Und auf dem Typenschild unseres Exemplars steht tatsächlich "Made in Germany".

Klobiges GSM-Handy für 650 DM ohne Vertrag

Nokia 1611 im Retro-Test Nokia 1611 im Retro-Test. Zur Galerie: Klick aufs Bild!
Foto: teltarif.de
Das Nokia 1611 ist 160 mal 58 mal 28 Millimeter groß und wiegt mit Standard-Akku 250 Gramm. In Anbetracht dessen, dass damalige Konkurrenten wie das Motorola Slimlite nur 122 Gramm wogen, war das Nokia-"Brikett" für damalige Verhältnisse schon zu klobig, was man hauptsächlich dann zu spüren bekam, wenn man das 1611 in einer Ledertasche am Gürtel trug. Der Gürtel musste in diesem Fall sehr fest sitzen, um die Jeans in Position zu halten. Dafür überlebte das Nokia 1611 mehrere Stürze aus etwa einem Meter Höhe, was bei heutigen Smartphones praktisch nicht mehr der Fall ist.

Mit dem Nokia 1611 endete eine besondere Ära im deutschen GSM-Mobilfunk: Das Telefon war eines der letzten Geräte, das noch eine SIM-Karte in der originalen Scheckkarten-Größe benötigte. Selbstverständlich nutzten damals die meisten Konkurrenten - auch im eigenen Haus - schon die Mini-SIM. Das Telefon unterstützte lediglich die GSM-900-Netze, war also damals nur in den D-Netzen, aber nicht in den E-Netzen nutzbar.

Das zweizeilige Display konnte nicht selbst leuchten, sondern wurde wie ein alter LCD-Wecker von oben und unten ausgeleuchtet. Einerseits war es vorteilhaft, dass das Display nur zwei Zeilen anzeigen konnte, weil diese von der Größe her sehr gut lesbar waren. Doch bei SMS-Texten war viel Scroll-Arbeit notwendig - Eingabehilfen wie T9 gab es auch nicht.

Mannesmann-Verkaufsprospekt von 1997 für das Nokia 1611 Mannesmann-Verkaufsprospekt von 1997 für das Nokia 1611
Bild: Mannesmann D2, Scan: teltarif.de
Ohne Vertrag verlangte Mannesmann D2 für das Nokia 1611 650 DM. Im Vergleich mit anderen Handys, die zwischen 700 und 1 000 DM kosteten, war das allerdings noch einigermaßen erschwinglich. Zusammen mit einem Zweijahresvertrag war der Kaufpreis von 77 DM aber auch für Geringverdiener interessant, um (erstmals?) den Einstieg in die Welt der Mobiltelefonie zu wagen.

Einen Internetzugang hatte das Nokia 1611 nicht. Der finnische Trendsetter verkaufte mit dem Nokia 9000 Communicator seit 1996 allerdings das erste Smartphone mit HTML-Browser und QWERTZ-Tastatur - allerdings zu einem Preis, der praktisch nur für Business-Kunden erschwinglich war.

Auf der folgenden Seite werfen wir einen Blick auf die sehr spartanischen Funktionen, auf die Bedienung und auf das zum Teil besondere Zubehör. Außerdem stellen wir den damaligen Mannesmann-D2-Vertrag mit 1,89 DM Minutenpreis vor.

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