Bericht: Netzbetreiber sollen Huawei-Bauteile entfernen
Die Bundesregierung könnte Mobilfunknetzbetreiber zwingen, innerhalb weniger Jahre kritische Bauteile von chinesischen Anbietern wie Huawei zu entfernen. Das berichtet das Magazin Der Spiegel in seiner nächsten Ausgabe. Dem Innenministerium schwebe demnach ein gestaffelter Plan vor. Danach müssten Telekom, Vodafone und Telefónica ihre Kernnetze möglichst bis Ende 2024 von kritischen Komponenten chinesischer Herkunft "befreien". Im "Zugangsnetz" (RAN = Radio Access Network), das die Mobilfunk-Basisstationen samt Antennen umfasst, sollen in spätestens fünf Jahren bundesweit nur noch 25 Prozent der Anlagen aus chinesischer Produktion stammen dürfen – in kritischen Regionen wie der Bundeshauptstadt Berlin müssten sie sogar ganz zurückgebaut werden.
Digitalministerium hat Vorbehalte
Beim Namen "Huawei" bekommen westliche Politiker Schnappatmung. Technische Details interessieren da nicht
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Das Digitalministerium hat allerdings Vorbehalte: Es fürchtet bei kurzen Ausbaufristen um die hauseigenen Pläne für ein schnelleres Internet. Bei den Betreibern, die alle Huawei-Technologie nutzen, sorgen die Pläne auch für Ärger. Die Vorgaben für das Zugangsnetz seien so schnell nicht zu stemmen. Zudem drohten Kosten in einstelliger Milliardenhöhe pro Anbieter.
Die Betreiber haben sich bereits juristisch gewappnet: Ex-Verfassungsrichter Udo Di Fabio hat in ihrem Auftrag ein Gutachten erstellt, das den beteiligten Ministerien vorliegt. Ein verordneter Ausbau sei ohne Entschädigung der Anbieter unzumutbar, heißt es darin.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Diskussion um Huawei ist nicht neu. Gebracht hat es am Ende wenig bis nichts. Aus den Kernsystemen ist (soweit öffentlich bekannt) Huawei längst komplett herausgenommen worden. Hier wäre das Risiko zu hoch, dass im "Streitfall" die Netze "remote" blockiert oder angezapft würden. Aktuell geht es jetzt nur noch um die Sender-Technik (RAN) und passive Antennen (ohne eigene Logik oder aktive Bauteile). Es wird befürchtet, die RAN-Komponenten könnten im "Ernstfall" keine Updates mehr bekommen oder "ausfallen". Dazu müsste Huawei aber einen direkten "heimlichen" Zugriff auf die Sendestationen - an den jeweiligen Netzbetreibern vorbei - besitzen, was aber von allen Beteiligten auf beiden Seiten bestritten wird.
Die federführende Innenministerin Faeser betreibt aktuell ein Wirtschaftsförderungsprogramm für die Mobilfunkindustrie außerhalb von Huawei, die teilweise bis heute nicht das liefern kann, was Huawei zu bezahlbaren Preisen schon lange im Programm hat. So flog der "europäische" Hersteller Nokia beim Netzbetreiber Telekom "raus", weil die technischen Anforderungen nicht erfüllt wurden. Mit ihren Vorstößen tut die Ministerin der Branche sicher keinen Gefallen. Und außerdem: Auch die anderen "europäischen" Hersteller lassen in China fertigen. Das ist vielen gar nicht so bewusst.
Die Verweigerung von US-Technologie für China hat dazu geführt, dass Huawei sich in China einen eigenen 5G-Chip schmieden ließ, der es im Huawei Mate 60 offenbar mit der westlichen Konkurrenz aufnehmen kann. Jetzt ist die Branche geschockt.