Ausbaustand

Ausbau von Glasfaser- & 5G-Netzen nimmt weiter Fahrt auf

Deutsch­land kommt beim Ausbau der digi­talen Infra­struk­turen "schnell voran". Laut Bundes­netz­agentur verfügten knapp 30 Prozent der Haus­halte über einen Glas­faser-Anschluss.
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Deutsch­land komme beim Ausbau der leis­tungs­fähigsten digi­talen Infra­struk­turen schnell voran, so die Mittei­lung aus dem Bundes­minis­terium für Digi­tales und Verkehr. Nach neuen Daten der Bundes­netz­agentur verfügten bereits knapp drei von zehn Haus­halten über einen Anschluss ans Glas­faser­netz. Tech­nolo­gie­über­grei­fend seien für drei Viertel der Haus­halte Gigabit-Anschlüsse verfügbar. Der Ausbau des neuesten Mobil­funk­stan­dards 5G decke nahezu neun Zehntel der Fläche Deutsch­lands ab, so das Minis­terium weiter.

Giga­bit­stra­tegie wirkt?

Die Deutschlandkarte des Gigabit Grundbuchs sieht natürlich gut aus. Die Deutschlandkarte des Gigabit Grundbuchs sieht natürlich gut aus.
Grafik: Gigabitgrundbuch des BMDV (Screenshot)
Dr. Volker Wissing, Bundes­minister für Digi­tales und Verkehr, wird mit folgenden Worten zitiert: "Die Giga­bit­stra­tegie der Bundes­regie­rung wirkt. Die aktu­ellen Zahlen im Gigabit-Grund­buchs zeugen von der hohen Dynamik des Glas­faser- und Mobil­funk­aus­baus in Deutsch­land. Ich sehe uns auf einem guten Weg, unser ehrgei­ziges Ziel zu errei­chen, Deutsch­land bis 2030 flächen­deckend mit Glas­faser und Mobil­funk der neuesten Gene­ration zu versorgen. Wir arbeiten konti­nuier­lich daran, die Rahmen­bedin­gungen für private Inves­titionen zu verbes­sern und mit unserer Förde­rung gezielt zu ergänzen, damit wir beim Aufbau der digi­talen Infra­struk­turen noch weiter Fahrt aufnehmen können."

Die Argu­mente des Minis­ters: Die von der Bundes­netz­agentur im Gigabit-Grund­buch zusam­men­gestellten Daten zeigten, dass Stand Juni 2023 28,22 Prozent aller Haus­halte über einen Glas­faser­anschluss bis ins Gebäude (FTTB) bezie­hungs­weise bis in die Wohnung (FTTH) verfügten. Das sei ein Anstieg von rund fünf Prozent­punkten binnen sechs Monaten.

74 Prozent aller Haus­halte könnten schneller surfen?

In Berlin Friedenau (Schmiljanstr.) sieht auf den Karten alles ideal aus. In Berlin Friedenau (Schmiljanstr.) sieht auf den Karten alles ideal aus.
Grafik: Gigabitgrundbuch des Bundes (Screenshot)
Tech­nolo­gie­über­grei­fend, also inklu­sive des kombi­nierten Glas­faser- und TV-Kabel­netzes (HFC oder TV-Koax­kabel), seien Giga­bit­anschlüsse für knapp 74 Prozent der Haus­halte verfügbar. Die aktua­lisierten Daten zur Fest­netz­ver­füg­bar­keit seien im Breit­ban­datlas des Gigabit-Grund­buchs abrufbar.

89 Prozent der Fläche könnte 5G

Eine hohe Dynamik zeige sich auch beim Ausbau des Bundes­gebiets mit 5G, dem Mobil­funk­stan­dard der neuesten Gene­ration: Stand Juli 2023 waren laut Mobil­funk­moni­toring bereits rund 89 Prozent der Fläche Deutsch­lands hiermit versorgt. Der Zuwachs betrage binnen zwölf Monaten mehr als 17 Prozent­punkte.

Bundes­netz­agentur ermit­telt Versor­gung "adress­scharf"

Im Rheinland-Pfälzischen Gaugrehweiler gibt die Karte keine brauchbaren Informationen. Im Rheinland-Pfälzischen Gaugrehweiler (Donnersbergkreis) gibt die Karte keine brauchbaren Informationen.
Grafik: Gigabitgrundbuch des Bundes (Screenshot)
Die Bundes­netz­agentur erhebt die Fest­netz­ver­sor­gung halb­jähr­lich und "adress­scharf" bei mehr als 330 Betrei­bern von Tele­kom­muni­kati­ons­netzen in Deutsch­land. Die Ergeb­nisse werden im Breit­ban­datlas – dem Infor­mati­ons­angebot des Gigabit-Grund­buchs für Bürge­rinnen und Bürger – in Karten, Grafiken und Tabellen aufbe­reitet. Die umfang­rei­chen Daten­bestände können von der Bundes­ebene bis hinunter zum einzelnen Stra­ßenzug einge­sehen werden. Die veröf­fent­lichten Versor­gungs­infor­mationen stehen zum Down­load zur Verfü­gung, um das Karten­mate­rial offline analy­sieren zu können.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

In der Tat hat sich in der letzten Zeit beim Thema Netz­ausbau im Mobil­funk einiges getan. Auch im Fest­netz wird fleißig gegraben und gebaut. Doch vieles ist viel zu lange liegen geblieben.

Wer heute Glas­faser möchte, kann sich im Giga­bit­grund­buch des Bundes umschauen. Doch die Karten dort reichen von "ungenau" bis "unver­bind­lich". Sei es, dass gar nicht klar ist, welche Technik oder welchen Anbieter es da vor Ort schon gibt oder dass Technik ange­geben wird, die in Wirk­lich­keit noch gar nicht verfügbar ist.

Wo es Förder­mittel gibt oder geben könnte, kann es passieren, dass niemand bauen will, weil später diese Leitungen diskri­minie­rungs­frei allen Anbie­tern offe­riert werden müssten. Manchen Anbie­tern ist das schlicht unheim­lich. Also bauen sie dort lieber nicht und fordern kühn, die Förder­mittel einzu­stellen.

Politik und viele Anbieter nennen stolz die Zahl der "Homes passed" Anschlüsse: Das sind Leitungen, die irgendwo am Haus vorbei­führen, wo es aber gar keinen Anschluss zum oder im Haus gibt. Sei es, dass der Grund­stücks­besitzer das nicht wollte oder die Kosten­rechner des örtlich aktiven Anbie­ters fanden, dass das viel zu teuer wäre.

Der Kunde, der beispiels­weise Glas­faser möchte, muss hart­näckig bleiben. Immer und immer wieder nach­fragen. Wenn es dumm kommt, bekommt er Glas­faser, aber nicht von seinem Wunsch­anbieter. Im Ideal­fall könnte eine Auswahl zwischen Anbie­tern bestehen, aber mögli­cher­weise bekommt der Wunsch­anbieter auf einmal kalte Füße, weil jemand anders "schneller" oder "mäch­tiger" war oder ist.

Der Kunde, der gene­rell auf Mobil­funk setzt, muss Anwohner oder Grund­stücks­eigen­tümer über­zeugen, dass ein Sende­mast viel­leicht unge­wohnt aussieht, aber kein Teufels­zeug ist. Behörden müssen sich trauen, etwas zu geneh­migen, auch wenn sie Angst haben, dass dagegen geklagt werden könnte. Die Netz­betreiber müssen den Bürgern vor Ort besser erklären, was sie da tun, und die Bürger­meister und Gemein­deräte müssen eben­falls Kontakt zu den Bürgern halten und die Ängste abbauen helfen.

Bis 2030 ist es nicht mehr lange hin. Das wird noch eine echte Heraus­for­derung.

Neue Netze kann es auch trotz Schnee und Eis geben.

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