Verabschiedet

Bundesregierung verabschiedet Digitale-Dienste-Gesetz

Soge­nannte Platt­form­dienste müssen künftig verstärkt darauf achten, dass ihre Nutzer keine verbo­tenen Dinge tun oder andere Nutzer bedrohen. Andern­falls soll es dras­tische Bußgelder geben.
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Das Bundes­kabi­nett hat am Mitt­woch den Entwurf für ein "Digi­tale-Dienste-Gesetz" beschlossen, womit die soge­nannte "Platt­form­auf­sicht" in Deutsch­land neu gere­gelt wird. Künftig soll es in der Bundes­netz­agentur eine zentrale Stelle geben, die darüber wachen soll, dass Online­platt­formen und Such­maschinen die Regeln einhalten und auch gegen ille­gale Inhalte vorgehen.

Bürger sollen frei und sicher im Netz unter­wegs sein können

Bundes­digi­tal­minister Dr. Volker Wissing betont, dass Europa klar defi­niert habe, damit jede Bürgerin und jeder Bürger sicher und frei im Netz unter­wegs sein könne. "Was offline verboten ist, muss es auch online sein." Die Platt­form­betreiber tragen dabei die Verant­wor­tung, um bei Belei­digungen, Gewalt­auf­rufen oder Iden­titäts­miss­brauch einzu­schreiten.

Digi­tale Dienste Gesetz

Das Bundeskabinett hat das Digitale Dienste Gesetz beschlossen. Nun kommt es in den Bundestag. Das Bundeskabinett hat das Digitale Dienste Gesetz beschlossen. Nun kommt es in den Bundestag.
Foto: Picture Alliance/dpa
Das „Digi­tale-Dienste-Gesetz“ ergänzt den Digital Services Act (DSA) der Euro­päi­schen Union für Deutsch­land. Die Bundes­netz­agentur wird als zentrale Koor­dinie­rungs­stelle für die digi­talen Dienste in Deutsch­land eng mit den Aufsichts­behörden in Brüssel und den anderen EU-Mitglieds­staaten zusam­men­arbeiten. Das Gesetz regelt beispiels­weise Buß- und Zwangs­gelder für Verstöße gegen den DSA. Das können bei Platt­form­betrei­bern beispiels­weise bis zu 6 Prozent des Jahres­umsatzes werden.

Der DSA bildet den euro­paweiten Rechts­rahmen für digi­tale Dienste wie Online­platt­formen (z.B. Face­book, Insta­gram, X/Twitter etc.) und Such­maschinen (z.B. Bing, Google oder andere). Anbieter müssen "Vorkeh­rungen gegen rechts­wid­rige Inhalte" treffen. Kommen die Online-Dienste diesen Verpflich­tungen nicht nach, können Nutzer dies künftig bei der Bundes­netz­agentur melden.

Ab 2024 auch für klei­nere Platt­formen

Während die Bestim­mungen für sehr große Online­platt­formen und Such­maschinen über 45 Millionen Nutzer bereits in Kraft sind und seit August 2023 direkt von der EU-Kommis­sion durch­gesetzt werden, gelten die Regeln für klei­nere Dienste erst ab Februar 2024. Die Aufsicht erfolgt hier in den jewei­ligen Mitglied­staaten.

Die vorge­sehene zentrale Koor­dinie­rungs­stelle in der Bundes­netz­agentur wird in Deutsch­land durch weitere zustän­dige Behörden unter­stützt: Im Bereich Jugend­schutz wird die Bundes­zen­trale für Kinder- und Jugend­medi­enschutz (BzKJ) neben einer von den Ländern zu bestim­menden Stelle zustän­dige Behörde, und im Bereich des Daten­schutzes der Bundes­beauf­tragte für den Daten­schutz und die Infor­mati­ons­frei­heit (BfDI) zuständig sein.

Noch ist das Gesetz nicht in Kraft, sondern muss erst vom Deut­schen Bundestag verab­schiedet und vom Bundes­prä­sidenten unter­zeichnet werden. Gegen­über dem Entwurf der Bundes­regie­rung sind dabei durchaus noch Detail-Ände­rungen zu erwarten.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Als lang­jäh­riger Nutzer, "Mode­rator" und "Content Creator" auf verschie­denen Platt­formen ist es für mich natür­lich ziem­lich traurig, dass heute alles "gere­gelt" werden muss, weil manche Zeit­genossen es komplett über­treiben oder inter­essierte Kreise ihr Geschäfts­modell nur noch auf Skan­dale, Hass oder gar Gewalt aufbauen.

Klar: Wenn ein Anbieter nur Krawall-Themen im Programm hat, die beim gemeinen Volk für Aufre­gung und Gesprächs­stoff sorgen, gibt es mehr Aufrufe und Nutzer­zahlen, und dort lässt sich viel­leicht mehr Werbung plat­zieren.

Heikel wird es künftig mit der Meinungs­frei­heit: Menschen, die eine "abwei­chende" Meinung haben, könnten künftig Bedenken haben, diese zu äußern, weil sie viel­leicht "nur" gelöscht oder sogar sank­tio­niert wird, wobei aus subjek­tiver Sicht das ja nur eine Meinung sei.

Die Grenzen sind sehr schwer abzu­ste­cken und das "Auswerten" der Inhalte wird künftig immer mehr durch "künst­liche Intel­ligenz" erfolgen, weil fach­kun­diges Personal, das tagein, tagaus irgend­welche banalen bis brutalen Inhalte durch­schauen muss, gar nicht verfügbar ist. Kommt diese KI mit Ironie oder Satire klar? Eher wohl nicht.

Und dann wird es sicher noch Zeit­genossen geben, die aus purer Böswil­lig­keit andere Nutzer "verpfeifen", weil ihnen ihre Nase und/oder Meinung nicht passt. Viel­leicht sollten wir Nutzer gelas­sener bleiben und um Krawall-Platt­formen einen großen Bogen machen.

Digi­tal­minister Volker Wissing ist der Ansicht, dass der Glas­faser­ausbau in Fahrt kommt.

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