Langweilig

"The Boring Phone": Nostalgie-Klapphandy vom Bierbrauer

Die Brauerei Heineken will mit einem Retro-Klapp­handy, das in Zusam­men­arbeit mit HMD entsteht, offenbar für mehr Sozi­alleben (und Kunden) in Bier­gärten sorgen. Ob das funk­tio­niert?
Von Claudia Krüger

Digital-Detox lässt grüßen: Die Bier­marke Heineken, der Nokia-Hersteller HMD und das Fashion-Label Bodega arbeiten derzeit an einem Handy für Nost­algiker und Social-Media-Geplagte. Beim soge­nannten „The Boring Phone“ ist der Name Programm. Das Klapp­handy ist so lang­weilig konzi­piert, dass man sich damit erst gar nicht für längere Zeit beschäf­tigen will. Statt E-Mails zu checken, Videos zu schauen oder zu chatten, haben Sie plötz­lich viel Raum für Ihr reales Sozi­alleben - und den Bier­garten.

„Snake“ als abso­lutes High­light

The Boring Phone: Retro-Klapphandy von Heineken und HMD The Boring Phone: Retro-Klapphandy von Heineken und HMD
Bild: Heineken
Das „The Boring Phone“ wurde auf der Milan Design Week vorge­stellt. Schon das Betrachten der Produkt­seite dürfte beson­ders bei den Älteren unter uns ein gewisses nost­algi­sches Feeling auslösen. Waren das noch Zeiten, in denen die High­lights unserer Mobil­tele­fone eine mehr schlecht als recht auflö­sende Mini-Kamera (wenn sie über­haupt eine hatten), SMS oder verpi­xelte Hinter­grund­bilder waren.

Nicht zu vergessen „Snake“, das Retro-Game, das Ende der 90er-Jahre Besit­zern eines Nokia-Handys manch eine Warte­zeit verkürzte oder heim­lich unter dem Schul­tisch gezockt wurde. Daran erin­nerten sich offenbar auch die Hersteller des „The Boring Phone“ (über­setzt „das lang­wei­lige Telefon“) und inte­grierten das Spiel in Punkt­matrix­anzeige in ihr neuestes Projekt.

Trans­parentes Design in Heineken-Farben

Der Falter entpuppt sich als Hingu­cker in den typi­schen Heineken-Farben. Das passende Design wurde zum einen durch ein trans­parentes Cover, welches das grüne Main­board durch­scheinen lässt, und zum anderen mit grün-schim­mernden Displays und einer lind­far­benen Tasta­tur­beleuch­tung umge­setzt. Zumin­dest optisch gestaltet sich das Mobil­gerät also nicht ganz so lang­weilig. Digital-Detox mit "The Boring Phone" Digital-Detox mit "The Boring Phone"
Bild: Heineken
An der Außen­seite des Tele­fons gibt es einen 1,77 Zoll messenden Mini-Bild­schirm mit nicht weiter beschrie­benen Funk­tionen, der wahr­schein­lich über die Uhrzeit, den Akku­lade­stand und viel­leicht auch über verpasste Anrufe oder SMS infor­miert. Innen liegt ein 2,8 Zoll großer mono­chro­mati­scher QVGA-Screen nebst T9-Tastatur und Navi­gati­ons­tasten. Tele­fonate beenden Sie wie in alten Zeiten über das Zuklappen des Handys.

Fotos lassen sich ganz oldschool mit einer 0,3-MP-Kamera (ja, Sie haben richtig gelesen!) über dem Außen­dis­play aufnehmen. Ein Headset können Sie über einen 3,5-mm-Audio-Anschluss verbinden.

Keine E-Mails und maximal 4G

Das Handy unter­stützt Kurz­wahlen, SMS und Mobil­funk­netze in den 2G-, 3G- und 4G-Stan­dards, wobei ein 3G-Empfang hier­zulande unmög­lich ist, da die UMTS-Netze Anbieter über­grei­fend bereits vor Jahren abge­schaltet wurden.

Wer auf seinem „The Boring Phone“ nach einem E-Mail-Post­fach sucht, findet darin nur eine einzige Nach­richt vor, nämlich die, dass es keine E-Mails gibt.

Verfüg­bar­keit und Alter­nativen

Datenblätter

Sie fühlen sich vom stän­digen Erreich­bar­keits­zwang über WhatsApp und Co. genervt und fragen sich, wann und wo man das „The Boring Phone“ kaufen kann? Kann man nicht!

Das Telefon entsteht nämlich in einer limi­tierten Auflage von 5000 Stück und ist laut The Verge genau genommen nur ein Werbegag, der als Social-Media-Werbe­geschenk in Groß­bri­tan­nien erhält­lich sein wird. Weitere Märkte sollen später im Jahr folgen.

Wer nicht zu den Auser­wählten gehört, die das Telefon bekommen, kann sich ab Juni eine App herun­ter­laden, die Smart­phones laut Heineken „lang­weilig macht“ - oder einfach selber sämt­liche Social-Media-Apps vom bereits vorhan­denen Smart­phone schmeißen.

Wenn Sie sich für das „The Boring Phone“ inter­essieren und mindes­tens 21 Jahre alt sind, können Sie sich auf der Heineken-Website anmelden, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Soll es unbe­dingt ein Telefon im Retro-Stil sein, finden Sie im neu aufge­legten Nokia 3310, Nokia 2660 Flip oder in weiteren Feature-Phones von HMD viel­leicht eine Alter­native.

Möchten Sie doch lieber bei Ihrem WhatsApp-fähigen Android-Smart­phone bleiben, über­rascht Sie der Messenger-Dienst demnächst mit neuen Chat­fil­tern. Mehr darüber lesen Sie in einem anderen Artikel.

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