30 Jahre Handy: Es begann mit Motorolas "Knochen"
Motorola DynaTAC 8000x wird 30
Bild: Motorola
Apples neues Spitzen-Smartphone iPhone 5S
und auch das "günstige" Modell iPhone 5C
stehen derzeit hoch im Kurs und werden heiß diskutiert.
Mit einem Blick auf die technischen Innovationen, die wir heute sehen, scheinen
uns die ersten Mobiltelefone ihrer Art schon beinahe fremd: Genau vor 30 Jahren
begann die Handy-Ära und feiert somit heute ein Jubiläum.
Am 21. September
1 983 bekam der US-Konzern Motorola die Zulassung für ein
Gerät mit dem Namen DynaTAC 8000x - das erste kommerziell vertriebene
Mobiltelefon der Welt, dessen markante "Knochen"-Form zum
Design-Klassiker wurde.
Motorola DynaTAC 8000x wird 30
Bild: Motorola
Es dauerte noch bis 1984, ehe die ersten Kunden das DynaTAC 8000x
in der Hand hielten. Mit einem Gewicht von knapp 800 Gramm und einer
Höhe von 25 Zentimeter - ohne die schwarze Antenne - war es nicht für
die Hosentasche geeignet. Und der stolze Preis von 3 995 Dollar
schloss eine Ausbreitung im Massenmarkt aus. Dafür bekam man rund
eine halbe Stunde Gesprächszeit und einen Speicher für 30 Telefonnummern.
War der Akku alle, musste er zehn Stunden lang
aufgeladen werden. Im schmalen Display leuchteten nur rot die
gewählten Ziffern auf.
DynaTAC 8000x weitaus mobiler als Autotelefone
Dennoch war es eine Revolution: Die bisherigen "Mobiltelefone" waren fest in Autos verbaut oder mussten wie ein Koffer getragen werden. Es war vor allem das Werk eines Mannes: Martin Cooper, der für Motorola die Technik des DynaTAC entwickelt und schon zehn Jahre zuvor den ersten mobilen Test-Anruf gemacht hatte. Der Sohn ukrainischer Einwanderer wuchs zu Zeiten der Großen Depression in Chicago auf und sprengte im Korea-Krieg Eisenbahn-Gleise, bevor er 1 954 zu Motorola kam.
Das erste Handy war keine leichte Geburt: Die "Erbsenzähler" bei Motorola hätten ihm ein Jahrzehnt lang im Nacken gesessen, beschwerte sich Cooper einst in einem Interview mit dem Economist. Sie hätten gefragt, wann er endlich damit aufhören würde, so viel Geld in sein Lieblingsprojekt zu stecken, und es endlich mal Geld abwerfen würde. "Es kostete so viel und dauerte so lange", räumte Cooper ein.
Coopers Weitsicht wurde belohnt: Motorola wurde auf Jahre zum weltgrößten Handy-Hersteller. Erst 1998 stieß der finnische Aufsteiger Nokia die Amerikaner vom Thron, nachdem der weltweite Vormarsch des GSM-Funkstandards europäischen Rivalen Rückenwind gab. Doch zuletzt verpassten beide Handy-Schwergewichte den Anschluss an die Smartphone-Ära. Nokia verkauft sein Mobiltelefon-Geschäft gerade an Microsoft. Motorola gehört jetzt Google, das dem Handy-Pionier gerade mit dem Modell Moto X neues Leben einhauchen will. Das in Texas statt Asien montierte Smartphone soll unter anderem mit einer Vielfalt an Design-Varianten punkten. Allerdings wird es das Smartphone, das nach individuellen Vorgaben gefertigt wird, vorerst nur in den USA geben. Wann und ob ein Markteintritt in Europa und somit auch Deutschland folgen wird, ist bisher nicht bekannt.
Heute mehr als eine Milliarde Smartphones im Markt
Heute gibt es weltweit mehr als sechs Milliarden Mobilfunk-Anschlüsse und mehr als eine Milliarde Smartphones im Markt. Bei den boomenden Computer-Handys geben Samsung und Apple den Ton an. Die technischen Daten des neuen iPhone machen noch einmal deutlich, was für einen Sprung die Handy-Entwicklung in den vergangenen 30 Jahren gemacht hat. Es hat einen Chip mit einer Rechenleistung, die vor zehn Jahren Desktop-Rechnern vorbehalten war, einen Fingerabdruck-Scanner und wiegt dabei nur etwas mehr als 100 Gramm. Aber auch die Androiden mit ihren Quadcore-Prozessoren, der Gesichtserkennung und Kameras, die ohne schlechtes Gewissen als Ersatz zu den kleinen digitalen Knipsen im Urlaub verwendet werden können, zeigen, wie weit die Technik mittlerweile gekommen ist.
Der heute 84-jährige "Handy-Vater" Cooper wurde selbst vom Siegeszug seiner Erfindung überrascht. "Wir wussten, dass eines Tages jeder ein Telefon haben würde, aber es war schwer, sich vorzustellen, dass es zu meinen Lebzeiten passieren würde." Zugleich findet er die Bedienung heutiger Mobiltelefone zu kompliziert, wie er 2010 dem Nachrichtensender CNN erzählte. Deshalb entwarf er mit seiner Frau das Handy "Jitterbug" - nur zum Telefonieren.
Auch teltarif.de hat die alten Handys nicht vergessen. In der Reihe Retro-Tests werden von Zeit zu Zeit die Geräte-Highlights der vergangenen Jahre aus dem Kasten geholt und wieder aktiviert. Einen Blick auf die bis zu 15 Jahre alten Modelle erhalten Sie über unsere Retro-Test-Kategorie.