EU-Handy-Netze im Vergleich: Swisscom Platz 3, o2.de auf 77
Im europäischen Vergleichstest konnte die Schweizer Swisscom Platz 3 erreichen. Die Telekom ist gut in Nordmazedonien, den Niederlanden, der Slowakei, in Österreich und Ungarn.
Foto: Swisscom
Freude in Bern: Der Schweizer Netzbetreiber Swisscom erreicht beim europaweiten Mobilfunknetztest-Vergleich des Fachmagazins connect den dritten Platz hinter Telia Schweden und Vodafone Niederlande. Swisscom liegt auch in diesem Test vor ihren Schweizer Mitbewerbern Sunrise und Salt. connect hatte einen Vergleich von Qualität und Leistung europäischer Mobilfunkanbieter durchgeführt und dabei Daten von 94 Mobilfunkanbietern aus 28 Ländern ausgewertet.
Freude in Bern
Im europäischen Vergleichstest konnte die Schweizer Swisscom Platz 3 erreichen. Die Telekom ist gut in Nordmazedonien, den Niederlanden, der Slowakei, in Österreich und Ungarn.
Foto: Swisscom
Swisscom betont, das Mobilfunknetz für seine 6,3 Millionen Kunden laufend auszubauen, investiere "in technische Innovationen" und treibe den 5G-Ausbau gemeinsam mit seinem Partner Ericsson weiter voran. "Ich freue mich sehr über die hervorragenden Ergebnisse von Swisscom im europaweiten Vergleichstest", sagt Christoph Aeschlimann, CIO und CTO der Swisscom. "Swisscom erreicht die besten Ergebnisse aller Schweizer Anbieter und ist unter den Top drei Europas. Das zeigt, auf welch hohem Niveau unser Netz ist.»
Deutschlands Betreiber weit abgeschlagen
Die Freude der Schweizer ist berechtigt, in Deutschland hingegen bleibt der Sekt weitgehend im Kühlschrank. Telefónica Deutschland (o2) liegt europaweit auf Platz 77 der Rangliste, auch Vodafone Deutschland schaffte nur Platz 44. Selbst die Deutsche Telekom, die in heimischen Tests regelmäßig als uneinholbarer Sieger nach Hause fährt, schafft es im europaweiten Vergleich nur auf Platz 33.
Europäische Töchter der Telekom gut behauptet
Dafür liegen die niederländischen Kollegen von T-Mobile NL auf Platz 4 europaweit gesehen, gefolgt von A1 in Österreich (5) und Telia Dänemark und Elisa Finnland (beide Platz 6). Telekom/T-Mobile in Nordmazedonien erreichte Platz 8. Telekom/Magenta in Österreich landete auf Platz 10. Telekom Slowakei und Telekom Ungarn jeweils auf Platz 11, insgesamt also durchaus sehenswert.
Messungen per Crowdsourcing
Das Fachmagazin connect hatte in seinem großen Vergleichstest die Qualität der Breitbandversorgung, die Datenraten sowie die Latenzzeiten in Europa bewertet. Diese drei Kategorien sind die Basis des Rankings des europaweiten Vergleichs von insgesamt 94 Mobilfunkanbietern aus 28 Ländern. Als Grundlage dienten Crowdsourcing-Daten, die per App im Zeitraum vom 14. Oktober 2019 bis 29. März 2020 erfasst wurden.
Länderwertung: Schweiz 4 - Deutschland 16
In der europaweiten Länderwertung, welche sich aus allen Anbietern in der Schweiz zusammensetzt, belegt die Schweiz – trotz viel strengerer Grenzwerte – den vierten Platz. Die Netze in der Schweiz schneiden insgesamt sehr gut ab. Aufgrund der erschwerten Rahmenbedingungen für den Netzausbau und den fehlenden Vollzugsbestimmungen für adaptive 5G-Antennen (MIMO) fürchtet die Swisscom, werde es jedoch schwierig werden, ein solch hohes Niveau in Zukunft zu halten.
Vergleicht man Europa nach Ländern, mischen sich schwache und starke Netze und geben in etwa folgendes Bild: Die Niederlande bleiben vorne, sicher begünstigt durch die "flache" Topographie.
Eine Überraschung ist auf Platz zwei ist Nordmazedonien (früher FYROM, ehemalige Jugoslawische Republik Makedonien) ein eher bergiges Land. In der Länderwertung erzielten Österreich (Rang drei) und die Schweiz (Rang vier). Deutschland liegt dann auf Platz 16. Vorher kommen noch Slowakei (5) und Finnland (6) mit vielen Wäldern. Selbst Serbien (13), Spanien (14) oder Portugal (15) sind besser als Deutschland (16). Großbritannien schafft in der Länderwertung übrigens nur Platz 18. Speziell im Landesinnern der britischen Insel gibt es noch gewaltige Funklöcher.
Eine Einschätzung
Ein Vergleich von Ländern wie Nordmazedonien mit 2 Millionen Einwohnern gegenüber der Bundesrepublik Deutschland mit 80 Millionen Einwohnern ist natürlich immer etwas "heikel" und hinkt gewaltig. Natürlich liest sich die Schlagzeile "Deutschland nur Platz 16 oder Deutsche Telekom erst auf Platz 33" sehr griffig, beleuchtet aber nicht, wie schwierig es ist, dicht und gleichmäßig bevölkerte Flächenländer wie Deutschland (oder Großbritannien) vernünftig in der Fläche zu versorgen.
In den Niederlanden leben knapp 17 Millionen Menschen und das Land ist durchweg eben, was den Netzausbau durchaus erleichtert. Unbestreitbar bleibt aber die Tatsache, dass Länder wie die Schweiz trotz komplizierter Topographie eine extrem gute Netzversorgung haben und dass es in Deutschland noch gewaltige Ausbaustellen gibt, die jetzt endlich in Angriff genommen werden müssen. Die Zahlen sollten also kein "Ihr bekommt das doch nie hin"-Gefühl auslösen, sondern eher "Wir müssen das Problem jetzt endlich in Angriff nehmen und ein für alle Mal vom Tisch bekommen".
Das Netz von Platz 77, Telefónica Deutschland (o2), hat heute seine Quartalszahlen vorgelegt. Die Kunden buchen größere Datenvolumina. Und es soll weiter ausgebaut werden.