Online-Übersetzer: Maschinen übersetzen fremdsprachige Texte
Smartphones können auch gegen Sprachbarrieren helfen.
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Was lässt sich nicht alles im Netz
nachschlagen? Selbst in Sachen Sprachen reicht das Netz dem Nutzer
die Hand. Verlassen sollte man sich aber nicht auf alles, was
der Online-Übersetzer ausspuckt. Denn oft ist das unverständlich oder
sogar amüsantes Kauderwelsch. Trotzdem lassen sich die Dienste
sinnvoll nutzen - wenn man einige Regeln beachtet.
Babel Fish treibt den Bing-Übersetzer an
Smartphones können auch gegen Sprachbarrieren helfen.
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Vorreiter unter den kostenlosen Online-Übersetzungsdiensten war
Babel Fish, das heute Bing Translator heißt und knapp 40 Sprachen
anbietet. Auch Google ist mit Translate längst in dem Sektor aktiv
und trumpft mittlerweile mit 60 Sprachen auf, darunter alle wichtigen
europäischen und asiatischen Idiome. Daneben gibt es zahlreiche
weitere Gratis-Übersetzer von Apertium bis WorldLingo.
Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) hat im Oktober 2012 die Qualität von Online-Übersetzungen exemplarisch am Beispiel von Google Translate untersucht. Das Ergebnis: Der Sinn von zum Test übersetzten Rezepten, Zeitungsartikeln oder Bedienungsanleitungen war zwar grob zu erfassen, doch der Leser musste viel interpretieren und Einiges blieb unverständlich. Probleme hatte der Dienst laut BDÜ vor allem mit Ironie, Sarkasmus und Mehrdeutigkeit. Maschinen gelingt es nicht, den Kontext eines Satzes zu erfassen und die im Zusammenhang passenden Wörter zu wählen.
Übersetzte Texte zum Eigengebrauch
Aber auch wenn kein Dienst durchweg einwandfreie oder verständliche Übersetzungen liefert: Verwenden kann man sie trotzdem. Dabei sollten Nutzer aber auf jeden Fall zwischen der Übersetzung aus fremden in ihnen bekannte Sprachen und Übersetzungen aus bekannten in fremde Sprachen unterscheiden, betont Uwe Reinke, Professor für Sprach- und Übersetzungstechnologie an der Fachhochschule Köln.
Der Bing Translator von Microsoft.
Bild: Microsoft / Screenshot: teltarif.de
"Übersetzungen in eine Sprache, die man gar nicht kann, sollte man
tunlichst vermeiden", rät der Experte. Denn das Ergebnis der
Übersetzung kann der Nutzer nicht einschätzen. Falls die Übersetzung
als Nachricht an eine andere Person gedacht ist, löst sie im besten
Fall Lachen, im schlimmsten Fall Missverständnisse oder Ärger aus.
"Da sollte man lieber den deutschen Text schicken, den der Empfänger
dann in seine Muttersprache übersetzen kann", empfiehlt Reinke.
Übersetzungen in die eigene Sprache
In die andere Richtung ist eine maschinelle Übersetzung sinnvoller. Bei Übersetzungen in die eigene oder eine bekannte Fremdsprache fallen Fehler in der Regel sofort oder eher auf - obwohl auch dort Übersetzungsfehler möglich sind, die selbst ein Muttersprachler nicht enttarnen kann. So wurde bei der Untersuchung des BDÜ die Zeitangabe "8 Uhr morgens" auf Englisch in "20 Uhr" auf Deutsch übersetzt. Also ist auch hier Vorsicht geboten. "Sinnvoll ist der Übersetzungsdienst eher für Menschen, die eine Sprache gar nicht können, und trotzdem den Inhalt eines Textes grob verstehen wollen", fasst Übersetzerin Norma Keßler vom BDÜ zusammen.
Für den privaten Gebrauch oder eine erste Einschätzung können Online-Übersetzer also gute Dienste leisten. Wird es offiziell oder geschäftlich, ist aber Vorsicht geboten, sagt Prof. Reinke. Korrespondenz, die maschinell übersetzt wurde, wirke unseriös. Auch für Vertragswerke kommt eine reine Maschinenübersetzung ohne das Verständnis und die Korrekturen eines Sprachkundigen schon aus Gründen der Verständlichkeit und Rechtssicherheit nicht infrage.
Einfache und strukturierte Sätze leichter zu übersetzen
Wenn man Online-Dienste nutzt, sollte man nach Möglichkeit schon den Ursprungstext mit Blick auf die Übersetzung verfassen, rät Keßler. Übersetzungsmaschinen macht man es mit einfach strukturierten, vollständigen und kurzen Sätzen am einfachsten. Vermeiden sollten Nutzer dagegen Sätze im Passiv, Ironie, doppeldeutige Wendungen sowie den Nominalstil, zählt Reinke auf. Diese Ratschläge lassen sich natürlich nur bei einer Übersetzung aus der eigenen oder einer bekannten Sprache befolgen.
Die Google Übersetzungs-App im Konversations-Modus.
Bild: Google / Screenshot: teltarif.de
Aber auch für Nutzer, die die Zielsprache nur ansatzweise
beherrschen und bei einer Übersetzung Hilfe brauchen, gibt es
Angebote. Der Dienst Linguee etwa bietet alternative Übersetzungen im
Kontext ganzer Textpassagen an. So kann der Nutzer selbst
entscheiden, welche Übersetzung er am treffendsten findet oder
bekommt zumindest ein rudimentäres Verständnis, sagt Linguee-Gründer
Gereon Frahling. Dass aber beim Übersetzen Maschinen einmal Menschen
ersetzen könnten, glaubt der Mathematiker und Informatiker nicht.
Seiner Meinung nach ist die Entwicklung von Übersetzungssoftware erst
einmal an ihre Grenzen gestoßen.
Empfehlung: Wer Englisch kann, sollte dahin übersetzen lassen
Im Alltag zeigt sich, dass die Maschinen besser ins Englische übersetzen. Das trifft unter anderem auf die Google-Lösung zu. Wer also Englisch versteht, sollte fremdsprachige Texte nur ins Englische übersetzen lassen und die Übersetzung ins Deutsche selber vornehmen - auch hier gilt aber die Einschränkung: Die Übersetzungs-Tools liefern selten akkurate Ergebnisse.
Auf Smartphones und Tablets stehen häufig auch Apps zur Verfügung. Android-Nutzer können die kostenlose Google-Übersetzer-App laden. Diese übersetzt auch SMS und unterstützt Gesprächspartner, die keine gemeinsame Sprache sprechen, mit einem Konversations-Modus. Ganz automatisch funktioniert das allerdings nicht, denn eine automatische Erkennung der Sprache erfolgt nicht. So muss jeder Sprecher seinen Text in das Smartphone diktieren, damit der andere lesen (oder sogar hören) kann, was der Gesprächspartner gesagt hat.
Auf der englischen Wikipedia werden einige Online-Übersetzer mit ihren Fähigkeiten gelistet.