Ausweitung

Japan: Rakuten Mobile bekommt mehr Roaming bei KDDI

Der relativ neue japa­nische Anbieter Rakuten Mobile setzt voll auf Open-RAN. Um einfa­cher zu starten, hat er sein Roaming-Abkommen mit dem etablierten japa­nischen Anbieter KDDI erwei­tert.
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Das Thema Open-RAN beschäf­tigt die Branche. Der vierte deut­sche Netz­betreiber 1&1 setzt voll auf die Technik des japa­nischen Anbie­ters Rakuten. Rakuten betreibt in Japan ein voll auf Open-RAN basie­rendes Netz, das aber - ähnlich wie in Deutsch­land - noch lange nicht flächen­deckend ist und nur hohe Frequenzen mit geringer Reich­weite zuge­teilt bekommen hat.

Erwei­tertes Roaming-Abkommen

Im Rahmen eines neuen Roaming-Abkom­mens wird nun der große japa­nische Netz­betreiber KDDI (entstanden aus der "Kokusai Denshin Denwa" und der "Nippon Idou Tsushin") dem Anbieter Rakuten Mobile für die nächsten drei Jahre seine Roaming-Dienste anbieten, wie es weiland die Telekom mit der VIAG-Interkom/o2 tat.

Das berichtet das im Umfeld der GSMA erschei­nende Magazin telecoms.com. Die japanische KDDI gewährt dem Neueinsteiger Rakuten-Mobile erweiterte Roaming-Möglichkeiten Die japanische KDDI gewährt dem Neueinsteiger Rakuten-Mobile erweiterte Roaming-Möglichkeiten
Logos: Anbieter, Foto/Montage: teltarif.de

Nied­rige Frequenzen nutzbar

Rakuten kann damit in Japan das Netz von KDDI in stark besuchten Stadt­teilen von Tokio, Osaka und Nagoya nutzen. Diese Verein­barung ergänzt eine bereits vorhan­dene bestehende Roaming-Verein­barung, welche bereits bestimmte Indoor-Bereiche wie U-Bahnen, unter­irdi­sche Einkaufs­zen­tren, aber auch Tunnel oder länd­liche Gebiete abdeckt. Das neue zusätz­liche Roaming-Abkommen soll in zwei Wochen in Kraft treten und bis September 2026 gelten.

KDDI hatte sich vorher schon verpflichtet, Rakuten-Mobile bei der Einfüh­rung seines 4G-Dienstes bis Ende März 2026 Roaming-Dienste über sein au-one-net zur Verfü­gung zu stellen. Rakuten Mobile selbst gibt an, inzwi­schen eine 4G-Abde­ckung von 98 Prozent der Bevöl­kerung zu haben.

"Die Nutzung dieser Roaming-Dienste ermög­licht es Rakuten Mobile, seinen Kunden einen beque­meren Service zu bieten, indem die Netz­werk­kon­nek­tivität schnell und effi­zient verbes­sert wird, während gleich­zeitig die finan­zielle Belas­tung begrenzt wird", heißt es in einer Pres­semit­tei­lung. "Darüber hinaus wird KDDI durch die Förde­rung der gemein­samen Nutzung seiner Infra­struktur sowohl die effek­tive Nutzung seiner 4G-Infra­struktur als auch den Rollout seines 5G-Netzes voran­treiben."

Rakuten hat für seinen "Rakuten Saikyo Tarif" ange­kün­digt, die bishe­rige Begren­zung der Daten­geschwin­dig­keit und des Daten­volu­mens im "inlän­dischen Roaming-Part­ner­netz­bereich" aufzu­heben. Der aktu­elle Rakuten "Unlimit VII-Tarif" sah eine Begren­zung des High­speed-Daten­volu­mens auf 5 GB pro Monat in solchen Gebieten vor. Der neue Tarif soll ab dem 1. Juni 2023 speziell für Neukunden verfügbar sein.

Schlie­ßung von Versor­gungs­lücken

Für Rakuten ist das Abkommen wichtig, denn es schließt Versor­gungs­lücken im eigenen Netz, das nur auf hohen Frequenz­bän­dern senden kann. Durch die Verein­barung mit KDDI erhält Rakuten Zugang zu Frequenzen unter 1 GHz, die es zuvor nicht hatte und die beson­ders wichtig sind, um Signale, z.B. auch indoor, zu empfangen. Die Paral­lelen zu Deutsch­land sind auffal­lend.

Wie das Internet-Magazin "Light Reading" berichtet, wollte Rakuten zwischen 2023 und 2025 rund 570 Milli­arden Yen (etwa 3,7 Milli­arden Euro) ausgeben, doch aufgrund der neuen Verein­barung mit KDDI sinken die Kosten nun auf etwa zwei Milli­arden Euro.

Verluste abge­baut

Im ersten Quartal meldete Rakuten einen Betriebs­ver­lust von 102,7 Milli­arden Yen (etwa 690 Millionen Euro), im Vorjahr waren es noch 900 Millionen Euro gewesen. Beob­achter vermuten, Rakuten dürfte schwer daran inter­essiert sein, seinen Schuld­berg zu redu­zieren, hat aber wohl genug Luft, um mit dem Roaming-Abkommen für die Kunden attrak­tiver zu werden.

In Deutsch­land lehnen die großen Netz­betreiber eine staat­liche Verpflich­tung zum Zwangs-Roaming ab, stünden aber wohl für frei ausver­han­delte Abkommen zu Markt­preisen zur Verfü­gung. Nur bislang war das 1&1-Chef Ralph Dommer­muth viel zu teuer, so einge­weihte Kreise.

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