iPhone-Killer?

Palm Pre im ersten Test: Eindrücke von Palms neuem Flaggschiff

Das Palm-Pre-System webOS spielt ganz oben mit, Hardware aber mit Schwächen
Von Ralf Trautmann

Der Homescreen zeigt ausschließlich ein Hintergrundbild sowie am unteren Rand eine (mit dem Finger übrigens auch in jeder Anwendung temporär nach oben ziehbare) Schnellstartleiste, ansonsten nichts. Wer auf andere Features als die dort direkt sichtbaren zurückgreifen will, klickt hier auf das Menüsymbol und kann dann via Geste zwischen verschiedenen Auswahl-Bildschirmen mit entsprechenden Icons wechseln. Ähnlichkeiten zum iPhone sind wohl nicht zufälliger Natur, und entsprechend gut lässt sich das Pre bis hierhin bedienen. Bild von der Anwendungsauswahl auf dem Palm Pre Anwendungen als Karten dargestellt
Bild: teltarif.de

Palm Pre

Mit einem Tipp auf das Icon einer Anwendung wird diese gestartet. Dank Multitasking-Fähigkeit können natürlich auch mehrere Applikationen gleichzeitig laufen: Die aktuelle Anwendung wird dann durch Druck auf die einzige Taste auf der Gehäuseoberseite auf dem Homescreen verkleinert, via Fingerzeig kann anschließend durch die als Vorschau-Karten dargestellten Applikationen geswitched werden. Wer noch mehr offene Anwendungen auf einen Blick sehen will, kann die Vorschau-Karten nochmal verkleinern. Nicht mehr benötigte Anwendungen kann der Nutzer via Geste nach oben "wegkicken". Klingt durchdacht - und ist es auch: Nach kurzer Eingewöhnung ist die Steuerung vertraut, geht leicht von der Hand und macht wirklich Spaß.

Die Darstellung auf dem Bildschirm ist dabei klar und deutlich, hakelt aber leider generell etwas, das Gerät als solches ist also offensichtlich nicht mit ausreichender Leistung ausgestattet worden. Allerdings soll nicht verschwiegen werden, dass der Pre dieses Problem mit einer Vielzahl von Smartphones teilt.

Guter Browser, Tastatur problematisch

In der Folge gilt es dann, einen Blick auf die Kernfeatures zu werfen. Dabei zeigt sich generell, dass der Touchscreen sehr gut auf Eingaben reagiert, auch kleinere Elemente wie zum Beispiel Links beim Surfen im Internet lassen sich mit dem Finger ziemlich zielgenau ansteuern. Damit macht das Browsen Spaß, welches auch ansonsten gut gelöst ist. Der Browser bietet übrigens bei Eingabe ins Adressfeld zunächst direkt an, den jeweiligen Begriff bei Google oder Wikipedia zu suchen und zeigt zudem passende Seiten aus dem Verlauf an. Ansonsten folgt bei Eingabe einer Internet-Adresse wie gewohnt der Zugriff auf die entsprechende Seite. Hier kann dann via Multitouch gezoomt werden (dies funktioniert völlig zufriedenstellend, übrigens auch bei anderen Anwendungen wie der Bildergalerie), ein Klick auf ein Element der Webseite (zum Beispiel einen Textblock) bringt es genau auf Bildschirmgröße. Ein zum Beispiel vom HTC Hero bekanntes Feature lässt der Pre indes vermissen: Die automatische Anpassung an das Display erfolgt nur bei nicht-vergrößerter Darstellung, werden Elemente gezoomt, passt sich bei Textinhalten der Umbruch leider nicht mehr an die Bildschirmgröße an. Somit muss bei Vergrößerung immer gescrollt werden, was das Lesen immens behindert. Bild vom Browser des Palm Pre Surfen mit dem Palm Pre
Bild: teltarif.de

Der Palm beherrscht indes wie mittlerweile viele andere Smartphones auch den Wechsel von der Hoch- zur Quer-Ansicht, und dies in der Regel adhoc. Dank Unterstützung von HSDPA (wenn der schnelle Standard nicht verfügbar ist, auch UMTS ohne den Turbo sowie EDGE und im Zweifel GPRS) sowie WLAN steht einem schnellen Surf-Vergnügen übrigens nichts im Weg. Generell war beim Surfen allerdings noch ab und an zu beobachten, dass Webseiten abgeschnitten wurden. Hier wird Palm hoffentlich mittels Software-Update nacharbeiten.

Schon auf den ersten Blick (oder besser Klick) nicht überzeugen können leider die Tasten: Diese sind einfach zu klein, der Druckpunkt ist zudem nicht gut gewählt. Darüber hinaus ist die untere Kante der herausgezogenen Tastatur sehr scharfkantig. Der Pre verzichtet übrigens auch komplett auf eine virtuelle Tastatur. Ob der Nutzer diese vermisst, ist sicherlich eine Geschmacksfrage. Hier wäre sie im Zweifel als Alternative zur wenig geglückten physikalischen Tastatur sinnvoll, wenn auch nur ein schwacher Trost: Ein vollwertiger Ersatz für ein "echtes" QWERTZ-Keyboard sind solche Lösungen in der Regel nicht und erfordern zudem einiges an Übung, wenn schnell und lang getippt werden soll.

Auf der folgenden Seite erfahren Sie, wie Palm den Pre-Nutzern ein völlig neues Nutzungs-Erlebnis unter anderem dank der "Synergy" genannten Technik verschaffen will und ob dem Hersteller dies gelungen ist.

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