iPhone-Killer?

Palm Pre im ersten Test: Eindrücke von Palms neuem Flaggschiff

Das Palm-Pre-System webOS spielt ganz oben mit, Hardware aber mit Schwächen
Von Ralf Trautmann

Natürlich kann der Pre noch einiges mehr, das wir kurz anreißen wollen: Eigenart der ganzen hochgerüsteten Smartphones ist zum Beispiel, dass man die Telefonie als Kernfeature fast übersieht. Trotzdem haben wir getestet und die Gesprächsqualität zeigt sich völlig in Ordnung: Der Nutzer des Pre hört sein Gegenüber gut, das Gegenüber den Pre-Nutzer ebenfalls. Bild der Kamera auf der Rückseite des Palm Pre Die Kamera: Qualität bescheiden,
aber immerhin schnell
Bild: teltarif.de

Palm Pre

Wie für aktuelle Smartphones üblich, bietet der Pre zudem natürlich auch eine Kamera. Hier gibts eine Drei-Megapixel-Variante, also nichts Herausragendes. Einen Pluspunkt kann sie aber immerhin verbuchen: Sie ist ziemlich schnell - und damit Schnappschuss-geignet. Die Qualität indes ist mehr als bescheiden, fürs Handy-Display reichts aber sicherlich noch.

Außen am Gerät findet sich zum einen eine Taste, die auf Knopfdruck den Touchscreen sperrt, daneben ein Schiebeschalter, mittels dem das Gerät direkt in einen lautlosen Modus versetzt werden kann. Wenn das Telefon also an einem ungelegenen Ort doch einmal klingelt, kann hier schnell Abhilfe geschafft werden, ein nettes Feature. Der Vibrationsalarm bleibt bei dieser Einstellung übrigens erhalten. Leider lässt der Pre allerdings eine Profil-Wahl vermissen.

Sollte das Gerät einmal nicht auf dem neuesten Stand sein, gibts ein One-Klick-Update, bei dem sich der Nutzer um nichts kümmern muss - vorbildlich gelöst. Auch das integrierte GPS kann bei einem ersten Blick durchaus überzeugen: Google Maps, auf das Palm zurückgreift, ortete uns zuverlässig an der richtigen Position.

Zu guter Letzt werfen wir noch einen kurzen Blick auf den Musikplayer: Der Sound ist kraftvoll, zudem lässt sich der Player ziemlich laut stellen - langfristig nicht gut für die Ohren, aber manchmal einfach nötig. Abseits der Lautstärkeregelung sucht der Nutzer Einstellungsoptionen aber vergeblich. Dank 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss steht auch der Nutzung eigener Headsets nichts im Wege.

Nicht nur fürs Auge: Der Touchstone

Bild vom Palm Pre mit Touchstone-Ladestation Der Palm Pre mit Touchstone-Ladestation
Bild: teltarif.de
Als Touchstone bezeichnet Palm eine spezielle Ladestation, die allerdings im Lieferumfang nicht inbegriffen ist, sondern separat erworben werden muss. Hier wird zunächst das Cover über dem Akku dauerhaft gegen eine neue Oberfläche getauscht, anschließend kann das Gerät einfach auf die Ladestation gelegt werden und wird via magnetischer Induktion geladen. Allerdings ist die Konstruktion nicht optimal gelöst: Das Gerät rutscht zumindest stückweise an der Ladestation herunter (wobei allerdings selten eine Position getroffen wird, in der der Ladevorgang abbricht). Trotzdem bringt diese Lösung natürlich einen Komfortvorteil und ist zumindest vom Grunddesign her schick.

Erster Eindruck: Sehr gute Basis, Abzüge in der Ausführung

Bild vom Palm Pre Der Palm Pre
Bild: teltarif.de
Der Pre lässt den Nutzer (leider) etwas ratlos zurück: Der absolute Killer ist der Palm Pre nicht, aber er ist vom Ansatz her mehr als gut. Das System als solches ist zwar hier und da noch verbesserungswürdig, aber eine echte Innovation. Nach kurzer Eingewöhnung macht der Pre ziemlich viel Spaß, vor allem da man merkt, das sich hier ein Hersteller mal wirklich Gedanken gemacht hat - gerade nach einiger Zeit weiß man das Konzept sehr zu schätzen. Zudem wird manches Update sicherlich auch noch das ein oder andere Manko beheben und möglicherweise die Performance in einem Software-seitig möglichen Rahmen verbessern. Hardware-seitig indes lässt sich natürlich nachträglich nicht viel machen, und es liegt der Verdacht ziemlich nahe, dass der Pre einfach zu wenig Rechenpower mitbringt. Zudem zeigt zum Beispiel die Verarbeitung leider die genannten Mängel. Dass das Gehäuse etwas wackelt, ließe sich möglicherweise noch verschmerzen. Die nicht besonders gut gelungene Tastatur und die scharfe Kante darunter indes werden dauerhaftes Tippen auf dem Gerät, gelinde gesagt, erschweren. Dagegen können andere Hardware-Komponenten ziemlich überzeugen, zum Beispiel der Touchscreen: Die Genauigkeit, mit der er auf Eingaben reagiert, ist eine echte Stärke des Gerätes, das berührungsempfindliche Display spielt damit ganz oben in der Touchscreen-Liga mit.

Alles in allem gilt: Es gibt eine sehr große Zahl schlechterer Smartphones auf dem Markt und wenige mit so innovativen Ansätzen. Ob man für den Pre 481 Euro ohne Vertrag investieren will, ist Geschmackssache, er liegt aber mit diesem Preis weit unter dem iPhone - was sehr für ihn spricht.

Für die Zukunft indes scheint Palm gut gerüstet, wenn das Unternehmen denn noch die Chance hat, das Erarbeitete zu nutzen: Das webOS wirkt so innovativ wie angekündigt, so dass für Folge-Geräte zum Pre (bekannt ist schon, das Palm einen Nachfolger namens Pixi im klassischen Blackberry-Design bringen wird) sicherlich einiges zu erwarten ist.

Weitere Artikel zum Palm Pre