Digicel in Nöten: Geht das Mobilfunknetz an China Mobile?
Der Netzbetreiber Digicel hat eigentlich seine Wurzeln in Irland. Das Unternehmen wird vom irischen Geschäftsmann Denis O’Brien geleitet. Die Digicel-Gruppe wurde 2011 in Jamaica gegründet und ist seitdem auf 31 Märkten in der Karibik, Zentral-Amerika und im Asien-Pazifik-Raum aktiv. Weltweit wurde knapp 4,4 Millarden Euro in die Netze investiert.
Netz für Papua Neu-Guinea
2007 kam Digicel nach Papua-Neu-Guinea (Ozeanien, nördlich von Australien), wo sie erstmalig "bezahlbaren" Mobilfunk ins Land brachten und stark investierten.
Steuertechnisch ist Digicel auf der Steueroasen-Insel Bermuda zu Hause und ächzt aktuell unter einem Schuldenberg von etwa 6,6 Milliarden Euro - zu einem Zinssatz von teilweise über neun Prozent.
Ein Mann aus Papua-Neuguinea (Ozeanien). Sein Mobilfunkanbieter Digicel könnte nach China verkauft werden
Foto: Picture Alliance / dpa
Trotz eines Gewinns von etwa 426 Millionen Euro aus Einnahmen von knapp zwei Milliarden Euro im letzten Jahr seien die Schulden "aufgrund der explodierenden Zinsrechnungen nicht mehr tragbar", erklärte Digicel vor einem US-Gericht. Derzeit ist das Unternehmen in Verhandlungen mit den Schuldnern, um die Belastung zu reduzieren. Sicherheitshalber bereitete das Unternehmen seine Insolvenzerklärung vor.
Wird Digicel Papua-Neuguinea nach China verkauft?
Nun gibt es Befürchtungen in Papua-Neuguinea, dass Digicel seine lokale Gesellschaft an einer der weltgrößten Anbieter die China Mobile verkaufen könnte, berichtet die englische Zeitung The Guardian. Das würde den chinesischen Einfluss im Land vergrößern. Digicel hat derzeit rund 3,8 Millionen Kunden in Papua-Neuguinea.
Australien ist besorgt
Mitte Mai teilte die australische Finanzaufsicht mit, dass australische Sicherheitsdienste besorgt seien, wenn China Mobile, ein staatliches Telekommunikationsunternehmen, plane, das Geschäft in Papua-Neuguinea zu kaufen - was Digicel sofort und kategorisch dementierte.
Im Jahr 2018 unterzeichnete der damalige Premierminister des Landes, Peter O'Neill, die "China's Belt and Road Initiative", ein ehrgeiziges Programm, in dem die chinesische Regierung die Entwicklung der dringend benötigten Infrastruktur in Asien und im Pazifikraum fördert.
Da würde ein Mobilfunknetz wie "Digicel PNG" natürlich gut ins Portfolio passen. Schließlich versorgt Digicel heute einen großen Teil des ländlichen Inselstaates. Schon heute finanziert die chinesische Regierung den Bau einer "strategischen Transportinfrastruktur" in dem Raum und möchte seinen Einfluss vergrößern.
Doch die Chinesen sind im Lande nicht überall willkommen. Sie haben "ernste Glaubwürdigkeitsprobleme [...] jede weitere Verbindung mit chinesischen Unternehmen wird kein Schritt in die richtige Richtung für unser Land sein", sagte Allan Bird, der Gouverneur von East-Sepik, einem einer der größten Provinzen des Landes, dem "Guardian".
Und weiter: "Falls Digicel trotzdem an ein chinesisches Unternehmen verkauft wird, wird es [dem lokalen Anbieter] Telikom [Link entfernt] zugute kommen, da die Kunden in Papua-Neuguinea anspruchsvoller sind und wir eine Abwanderung von Kunden zu einer lokalen Telefongesellschaft beobachten könnten.
Angst vor Spionage und Einfluss
Mit der Region vertraute Personen befürchten, dass ein staatlich kontrolliertes chinesisches Telekommunikationsunternehmen mit dem Monopol von Digicel Zugang zu Informationen über die Menschen bekomme.
"Die Menschen sind über die weiträumig isolierten, aber bewohnten ländlichen Gebiete von Papua-Neuguinea verstreut. Es gibt über 100 Digicel-Sendemasten im ganzen Land, welche die Menschen miteinander verbinden. Die Macht, diese Informationen zu kontrollieren, und die Möglichkeit, Daten zu sammeln, sei ein Sicherheitsrisiko, falls diese Sendemasten in die falschen Hände geraten sollten. "China hat schon immer nach einer Gelegenheit geschnüffelt, dies ist nur zufällig eine potenzielle", sagte ein anderer politischer Journalist, der in der Hauptstadt des Landes lebt.
Es geht um 600 Millionen Euro
Der Wirtschaftsprüfer KPMG bewertet die Digicel-Pacific-Filiale in Papua-Neuguinea mit bis zu 600 Millionen Euro, was es zum größten Einzelvermögen des angeschlagenen Digicel-Konzerns macht. KPMG vermutet, dass es bis zu einem Jahr dauern könnte, bis ein Verkauf unter Dach und Fach wäre.