Shitstorm

Kritik: Erhöht Saturn vor der Mehrwertsteuer-Aktion die Preise?

Die von Saturn noch gar nicht offiziell ausgerufene Mehrwertsteuer-Aktion löst bereits Kritik aus. Saturn wird vorgeworfen, im Vorfeld die Preise sichtlich zu erhöhen, und die preisreduzierten Geschenkkarten von Media Markt sind nicht einlösbar.
Von

Ein noch inoffizieller Teaser zur Aktion Ein noch inoffizieller Teaser zur Aktion
Bild: Saturn, Screenshot: Leserzuschrift
Bereits vor Weihnachten gab es erste Gerüchte und nach den Festtagen weitere Hinweise: Am 2. und 3. Januar sollen bei Saturn Rabatte um 16 Prozent auf viele Artikel geboten werden. Das hat natürlich das Interesse vieler Schnäppchenjäger geweckt.

Doch obwohl es von Saturn selbst nach wie vor noch keine offizielle Verlautbarung zu der Aktion gibt, hagelt es bereits massiv Kritik im Internet. Interessenten haben in den vergangenen Tagen die Preisgestaltung und Öffentlichkeitsarbeit der Media-Saturn-Holding beobachtet und erheben schwere Vorwürfe. Wir haben bei der Pressestelle des Unternehmens nachgefragt.

Das wird Saturn vorgeworfen

Ein noch inoffizieller Teaser zur Aktion Ein noch inoffizieller Teaser zur Aktion
Bild: Saturn, Screenshot: Leserzuschrift
Am 12. Dezember wurde auf diversen Schnäppchenportalen im Internet eine Gutscheinaktion von Media Markt veröffentlicht. Eine 60-Euro-Geschenkkarte wurde für 50 Euro verkauft, und zwar nur am 20. und 21. Dezember. Am 20. Dezember, also am ersten Tag der Gutscheinaktion von Media Markt, wurde offenbar erneut auf diversen Portalen eine geplante Rabatt-Aktion angekündigt - dieses Mal ging es um Saturn und die bereits erwähnte Mehrwertsteuer-Aktion Anfang Januar.

Diese Überlappung führte offenbar dazu, dass sich viele Kunden mit zusätzlichen Media-Markt-Gutscheinen eingedeckt haben. Denn Saturn und Media Markt akzeptieren in der Regel auch die Gutscheine der jeweils anderen Gesellschaft. Bestätigt wurde dies durch Mitarbeiter in den Media-Markt-Filialen, und sogar noch am 23. Dezember auf Facebook. Auf der Webseite von Saturn war bis zum 26. Dezember offenbar ein Video zu sehen, in dem diese Praxis ebenfalls erläutert wird, findige Kunden haben die Praxis der gegenseitigen Gutschein-Akzeptanz auch auf den FAQ-Seiten entdeckt. Offenbar ist sogar auf den Geschenkkarten von Media Markt zu lesen, dass die Gutscheine bei allen Märkten/Gesellschaften, also allen Gesellschaften der Media-Saturn-Holding, einlösbar sind. Viele Interessenten fragen sich, ob diese Bedingungen nachträglich durch Saturn so einfach geändert werden dürfen.

Denn inzwischen wurde die Seite mit dem Video von Saturn abgeschaltet und das Video auf YouTube gelöscht. Offiziell spricht Saturn nun davon, dass die Geschenkkarten von Media Markt weiterhin bei Saturn einlösbar sein werden, nur vom 2. bis 3. Januar 2017 würden diese nicht akzeptiert.

Beobachter wollen ausgemacht haben, dass seit mehreren Tagen im Online-Shop von Saturn die Preise vieler interessanter Produkte sichtlich angehoben wurden - oder die Produkte wurden als nicht vorrätig deklariert. Als Beispiele wurden die PlayStation 4 Pro genannt sowie viele Apple-Produkte. Auch auf Facebook berichten Kommentatoren, dass sie sichtlich angehobene Preise für einige Artikel entdeckt hätten.

Saturn nimmt Stellung zu den Vorwürfen

teltarif.de hat die Vorwürfe an Saturn geschickt und um eine Stellungnahme gebeten. Interessant ist, dass eine Unternehmenssprecherin in ihrer Antwort mit keinem Wort auf die Mehrwertsteuer-Aktion eingeht und diese weder bestätigt noch dementiert:

Den Vorwurf, wir hätten in den vergangenen Tagen im Saturn-Onlineshop Preise hochgezeichnet, können wir nur zurückweisen. Saturn hat eine eigenständige Pricing-Logik, die sich grundsätzlich am Marktumfeld orientiert. Wir prüfen daher täglich bei allen maßgeblichen Online- und Offline-Wettbewerbern, ob unsere Preise den aktuellen Markt-Preisen entsprechen und passen sie gegebenenfalls an. Preisschwankungen sind daher zu jedem Zeitpunkt ausschließlich auf unsere Preisstrategie zurückzuführen.
Auch die Behauptung, dass besonders attraktive Produkte als nicht vorrätig deklariert werden, ist falsch. Gerade während des Weihnachtsgeschäfts war bei besonders beliebten Produkten die Nachfrage zum Teil so hoch, dass diese zeitweise ausverkauft waren oder es teilweise auch Lieferverzögerungen seitens der Hersteller gab und weiterhin gibt. Grundsätzlich ist es so, dass ein Artikel erst dann wieder im Onlineshop verfügbar ist, wenn neuer Bestand in unserem Lager eingetroffen ist. In vielen Fällen haben wir bereits Nachlieferungen erhalten, so dass die Produkte auch wieder bestellbar sind - so auch in dem von Ihnen genannten Beispiel der PlayStation 4 Pro.
Die preisreduzierten Media Markt Weihnachts-Geschenkkarten (60-Euro-Geschenkkarte für 50 Euro) aus der Weihnachtsaktion vom 21. und 22. Dezember können nicht in den Saturn-Märkten eingelöst werden.

Kunden, die auf der Suche nach einem Schnäppchen sind, sollten also bei der Saturn-Aktion in der kommenden Woche, falls sie nach der Kritik überhaupt wie geplant stattfindet, nicht blindlings zuschlagen, sondern alle Preise mit Hilfe von Preisvergleichsseiten im Internet vergleichen. Dass die Media-Markt-Gutscheine nicht bei Saturn gelten, dürften viele Kunden nicht mitbekommen haben. Die Leidtragenden aus dieser Entscheidung dürften wohl insbesondere die Saturn-Filialmitarbeiter sein, die in den kommenden Tagen sicherlich einige Diskussionen mit verärgerten Kunden erleben werden.

Wir haben am 2. Januar eine Stichprobe bei verschiedenen Produkten gemacht. Das Ergebnis lesen Sie in einer weiteren Meldung.

Mehr zum Thema Saturn