Cineworld-Kinos bringen Warner-Blockbuster früher
Cineworld bringt Warner-Blockbuster künftig exklusiv bis zu 45 Tage vor dem Start auf HBO Max
Foto: Cineworld
Die Pläne, Hollywood-Blockbuster zeitgleich zum Kinostart im Streaming zu veröffentlichen, bereiten vielen Kinobetreibern große Kopfschmerzen. Zumindest für Cineworld gibt es nun offenbar eine Lösung. Der zweitgrößte Kinobetreiber der Welt hat sich offenbar laut "Hollywood Reporter" auf einen exklusiven Erstverwertungsvertrag mit WarnerMedia geeinigt.
Demnach sollen Warner-Filme künftig bis zu 45 Tage vor dem Start auf HBO Max in den US-Kinos von Cineworld zu sehen sein. Es ist davon auszugehen, dass weitere Multiplex-Ketten wie AMC Theatres oder Vue Entertainment ähnliche Verträge mit den Verleihern schließen.
Stark in Osteuropa
Cineworld bringt Warner-Blockbuster künftig exklusiv bis zu 45 Tage vor dem Start auf HBO Max
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Während Multiplex-Ketten wie AMC Theatres (UCI) und Vue Entertainment (Cinemaxx) vor allem in Deutschland stark vertreten sind, finden sich Cineworld-Kinos primär in den USA und osteuropäischen Ländern. Der Kinobetreiber mit Sitz in London betreibt aktuell 9518 Leinwände an 790 Standorten in zehn Ländern. Neben dem britischen Markt ist Cineworld beispielsweise in Bulgarien, Ungarn, Tschechien, Polen und Rumänien sowie Israel aktiv. Die Kette betreibt Theater unter den Marken Cineworld, Picturehouse, Cinema City, Yes Planet und Regal Cinemas.
Aufgrund der Corona-Pandemie sind aktuell weltweit fast alle Kinos geschlossen oder öffnen wenn überhaupt nur mit strengen Hygiene-Konzepten im Minimalbetrieb. Wegen der aktuellen Situation befinden sich sogar große Multiplex-Ketten wie AMC Theatres in finanzieller Schieflage. So stand kürzlich beim größten US-Kinobetreiber sogar eine Insolvenz und die Übernahme durch Amazon im Raum. Mittlerweile scheint sich die Lage jedoch wieder etwas beruhigt zu haben und viele Kinobetreiber planen schon für die Zeit nach der Pandemie.
Erstauswertung für Kinos "überlebenswichtig"
Für Kinos sind Erstauswertungsverträge mit den Hollywoodstudios "überlebenswichtig". Wenn nämlich Hollywood-Blockbuster gratis im Streamingabo inbegriffen sind und dort zeitgleich zum Kinostart laufen, würde wohl kaum noch ein Zuschauer für das Kinoticket extra zahlen. Deshalb kämpfen große Kinoketten wie AMC Theatres erbittert mit den Studios und drohen sogar damit, deren Filme aus dem Programm zu nehmen, wenn das Erstauswertungsrecht fällt. So hatte beispielsweise AMC-Theatres-CEO Adam Aron einen Drohbrief an Universal Pictures geschrieben und darin klargestellt, dass man alle Titel von Universal Pictures sofort aus dem Programm nehmen würde, wenn deren Filme zuerst im Streaming veröffentlicht werden.
Die Universal Pictures Muttergesellschaft Comcast hatte dies für ihren Streaming-Dienst "Peacock" zuvor geplant. Auch Mitbewerber ViacomCBS beabsichtigt ähnliche Schritte für seinen kürzlich an den Start gegangenen Streamer Paramount+. Allerdings soll es wohl auch dort das besagte 45-Tage-Zeitfenster für eine exklusive Erstverwertung auf der Kinoleinwand geben.
Kleine Kinos haben das Nachsehen
Für kleinere Kinobetreiber sind die Exklusivverträge von Major Studios mit den Multiplex-Ketten ein erhebliches Problem. Sie können in Verhandlungen kein großes Gewicht in die Waagschale werfen und haben dementsprechend das Nachsehen. Dass WarnerMedia kleinen Kinos mit wenigen Sälen auf dem Land ähnliche Konditionen wie AMC Theatres, Vue Entertainment oder Cineworld anbietet, gilt als eher unwahrscheinlich. Auch wäre der Schaden für die Studios nicht besonders groß, wenn hier Titel aus dem Programm genommen werden.
Fakt ist, die Kinoauswertung bringt den Studios aktuell dennoch mehr Geld als Streaming. Dies wird vor allem eine Rolle spielen, wenn die Kinos nach der Pandemie wieder öffnen. Viele US-Studios sehen Streaming derzeit wohl auch eher als Notnagel, weil sie eigene Filme nicht auf die Leinwand bringen können. Ob das Umsatzverhältnis allerdings in Zukunft auch so bestehen bleibt, ist zumindest fraglich. Viele ehemalige Kinogänger haben sich während der Pandemie bereits an Streaming gewöhnt.
In einem weiteren Artikel diskutieren wir, ob Streaming ein "Sargnagel" für die Kinos ist.