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Kreise: Französische Canal+ an STARZ interessiert

Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich das US-Studio Lions­gate aus wirt­schaft­lichen Gründen von STARZ trennen will. Laut Berichten der fran­zösi­schen Zeitung "Les Echos" zeigt Canal+ Inter­esse an einer Betei­ligung.
Von Björn König

Bisher wird das Strea­ming-Geschäft maßgeb­lich von großen Medi­enkon­zernen wie Comcast, Para­mount oder Warner kontrol­liert. Das könnte sich aber ändern, denn nun hat zeigt ein euro­päi­scher Player Inter­esse an der kriselnden Lions­gate-Tochter STARZ. Ein poten­zieller Deal könnte auch die euro­päi­sche Produk­tions­land­schaft noch­mals deut­lich verän­dern.

Vivendi will einsteigen

Foto: Mathis Queraux/Vivendi Zentrale von Canal+-Muttergesellschaft Vivendi in Paris
Foto: Mathis Queraux/Vivendi
Konkret handelt es sich beim Kauf­inter­essenten um Canal+. Die Sender­gruppe gehört zum fran­zösi­schen Medi­enriesen Vivendi und hält im Nach­bar­land eine führende Posi­tion, zudem ist das Unter­nehmen bereits über STUDIOCANAL im Produk­tions­geschäft tätig. Neben der direkten Betei­ligung an STARZ kommt für Canal+ aber laut "Les Echos" noch eine weitere Option infrage: So könnte man sich auch eine Minder­heits­betei­ligung an STARZ-Mutter Lions­gate vorstellen.

Lions­gate selbst hat zuneh­mend Probleme, das eigene Geschäft zu skalieren. Im Vergleich zu Disney, Warner & Co. ist das Studio zu klein, auch die eigenen Inhalte errei­chen eher ein Nischen­publikum. So konzen­triert sich der Strea­ming-Dienst STARZPLAY vor allem auf Action- und Suspense-Formate für ein erwach­senes Publikum.

Produk­tions­kapa­zität in Europa

Für Canal+ dürfte es bei einem Einstieg jedoch weniger darum gehen, die eigene Content-Library aufzu­hüb­schen. Viel­mehr sind die Produk­tions­kapa­zitäten inter­essant. Mit dem Holly­wood-Studio Lions­gate könnte man beispiels­weise die Posi­tion von STUDIOCANAL deut­lich ausbauen. Die Fran­zosen verfügen bereits jetzt über die welt­weit dritt­größte Rech­tebi­blio­thek.

Auf der anderen Seite hätte STARZ in Europa mehr Gewicht als in den USA, denn dort ist der Produk­tions­wett­bewerb bei weitem weniger ausge­prägt, als zwischen den großen US-Studios. Außerdem könnte Vivendi in Europa insge­samt mehr Einfluss gewinnen, darunter vor allem auch in Deutsch­land. Hier­zulande ist Lions­gate eben­falls mit seinem Strea­ming-Dienst STARZPLAY vertreten.

In gewisser Weise handelt es sich dabei sogar um eine Rück­kehr: Vivendi betrieb in Deutsch­land bereits einen eigenen SVoD-Dienst unter der Marke "Watchever". Die Fran­zosen hatten aber seiner­zeit Schwie­rig­keiten, sich auf dem deut­schen Markt zu behaupten, im Dezember 2016 wurde das Angebot schließ­lich einge­stellt. Mit STARZPLAY sieht die Situa­tion vermut­lich anders aus, denn man kann mit vielen Origi­nals aufwarten.

Auch Roku inter­essiert

Speku­lationen gab es in den vergan­genen Monaten auch über eine poten­zielle Betei­ligung von Roku. Der Hersteller von Strea­ming-Hard­ware könnte mit STARZ ebenso seine Content-Library ausbauen. Mit dem Roku Channel setzen die Ameri­kaner verstärkt auf eigen­pro­duzierte Inhalte. Aller­dings ist Roku offenbar selbst Über­nah­meziel: So evalu­iert derweil Netflix Optionen, seine Posi­tion mit Roku-Produkten auszu­bauen.

Wie es mit STARZ konkret weiter­geht, werden die kommenden Monate zeigen. Sicher ist nur: Inner­halb von Lions­gate dürfte es keine nach­hal­tige Zukunft geben. Das Manage­ment hält seine Tochter an den Kapi­tal­märkten für deut­lich unter­bewertet. Realis­tisch betrachtet muss man aller­dings auch fest­stellen, dass Lions­gate das Strea­ming-Geschäft bisher nicht ausrei­chend skalieren konnte und es im Vergleich zum Wett­bewerb an attrak­tiven Inhalten mangelt.

Starz: US-Studio Lions­gate will Strea­ming-Geschäft abspalten

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