Streaming: Comcast und ViacomCBS beenden Gespräche
Im Juni trafen sich drei der hochrangigsten US-Medienmanager, um einen großen Deal einzufädeln. Comcast-CEO Brian Roberts, die ViacomCBS-Vorsitzende Shari Redstone und CEO Bob Bakish wollten endlich aus der Defensive. Ihr Ziel ist nicht nur ein Angriff auf Netflix und Disney, sondern auch der neue Medienriese Warner Bros. Discovery. Deshalb loteten die Konzernchefs eine Fusion ihrer beiden Streaming-Dienste Paramount+ sowie Peacock aus. Die Partnerschaft wäre vor allem außerhalb der USA für ViacomCBS und Comcast wichtig gewesen, dort sind beide Medienkonzerne trotz ihres großen Katalogs im Direct-to-Consumer-Geschäft nur schwach vertreten.
Sorge vor kartellrechtlichen Eingriffen
Das unterzeichnete Dekret von US-Präsident Biden könnte weitere Fusionen von Medienkonzernen verhindern
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Nun wurden die Gespräche laut Berichten von "Forbes" aber eingestellt. Das Magazin beruft sich auf Quellen im Umfeld beider Konzerne, die sich zunehmend besorgt über eine neue und aggressivere kartellrechtliche Gesetzgebung der US-Regierung unter Präsident Joe Biden zeigen. Offenbar sieht man unter diesen Voraussetzungen keine realistische Chance, die beiden Medien-Schwergewichte unter ein gemeinsames Dach zu bringen.
Sowohl ViacomCBS als auch Comcast stehen derzeit in den USA erheblich unter Druck. Vor allem der Comcast-Streamer Peacock tut sich im Wettbewerb mit Disney, Netflix und HBO Max extrem schwer. Dabei hatte der Dienst vor allem durch seine Partnerschaft mit der Wrestling-Liga WWE einen wichtigen Deal geschlossen, um sich gegen die großen Film- und Serienkataloge der Konkurrenz stärker zu profilieren.
ViacomCBS kämpft insbesondere in Europa derzeit mit ähnlichen Problemen. Zwar ist Paramount+ bereits außerhalb der USA gestartet, der große Rollout in den wichtigsten Märkten steht aber noch aus. Das liegt mitunter auch an der komplizierten Rechte-Situation, viele Lizenzen liegen aktuell noch bei Vertragspartnern. Somit könnte der Streaming-Dienst in Europa ohnehin nur mit einem eingeschränkten Angebot an den Start gehen. Exakt aus diesem Grund hapert es auch bei HBO Max, ein Launch der WarnerMedia-Tochter wird hierzulande nicht vor 2025 erwartet.
Durchkreuzt Biden weitere Deals?
Schärfere Maßnahmen im Kartellrecht würden vermutlich ebenfalls die geplante Fusion zwischen WarnerMedia und Discovery gefährden, gleiches gilt für eine Übernahme von MGM durch Amazon. Diesbezüglich hatte die Federal Trade Commission bereits eine verschärfte Überprüfung angekündigt, welche von der demokratischen Senatorin Elizabeth Warren eingefordert wurde. Sollten tatsächlich sogar beide Deals platzen, wäre dies in der Tat ein Fiasko.
MGM steht finanziell mehr oder weniger am Abgrund und hätte ohne die Übernahme kaum noch eine Überlebenschance. Der Telekommunikationskonzern AT&T wiederum ist nicht in der Lage, den milliardenschweren Ausbau und die internationale Expansion von HBO Max alleine zu stemmen. Darüber hinaus sind die Inhalte von Discovery für WarnerMedia wichtig, um zu den großen Konkurrenten aus Burbank und Los Gatos aufzuschließen.
US-Wirtschaft sieht Regierung kritisch
Vielen US-Konzernen kommt die Biden-Präsidentschaft teuer zu stehen. Neben kartellrechtlichen Eingriffen droht zahlreichen Medien- und Digitalkonzernen eine deutlich höhere Besteuerung, weil die aktuelle Regierung in Washington eine wesentlich höhere Staatsquote anstrebt. So versuchte die Biden-Administration im Frühjahr ein Konjunkturpaket im Umfang von zwei Billionen US-Dollar anzuschieben, die nötigen Mittel sollten insbesondere durch Steuererhöhungen fließen.
Selbst Amazon-Chef Jeff Bezos, der auch persönlich nicht gerade zum Freundeskreis des ehemaligen Präsidenten Donald Trump zählte, bläst mittlerweile ein noch weitaus schärferer Wind ins Gesicht. Während eine Zerschlagung von Amazon unter Trump bestenfalls als Drohszenario galt, könnte das Thema unter Bidens Demokraten nun tatsächlich angegangen werden. Vor allem der linke Flügel mit den Senatorinnen Elizabeth Warren und Alexandria Ocasio-Cortez will großen Internetkonzernen an den Kragen.
WarnerMedia-CEO Jason Kilar: "Streaming ist ein globales Geschäft".