Streaming

Streaming: Kommen mehr Live-Inhalte?

Fast alle Strea­ming-Dienste drehen sich haupt­säch­lich um Filme und Serien. Doch der Wett­bewerb in diesem Bereich ist groß und es braucht Alter­nativen. Sind mehr Live-Inhalte die Zukunft?
Von Björn König

Foto: Richard Rodriguez/Star Telegram/AP Der US-Streamer Peacock will neben Filmen und Serien verstärkt Wrestling zeigen
Foto: Richard Rodriguez/Star Telegram/AP
Große US-Studios wie ViacomCBS, WarnerMedia und NBCUniversal verfügen über einen riesigen und oft sehr beein­dru­ckenden Katalog an Filmen und Serien, welchen sie natür­lich promi­nent im Kampf um neue Strea­ming-Kunden ins Rennen schi­cken. Doch der Markt bei US-Block­bus­tern ist mitt­ler­weile hart umkämpft, um neue Kunden zu gewinnen, muss man inno­vativer werden. Lang­fristig wird es also nicht reichen, den eigenen Strea­ming-Katalog nur mit fiktio­nalen Inhalten zu füllen.

Disney+ hat dies schon relativ früh erkannt und lieferte deshalb zum Start direkt auch Doku­men­tationen von National Geogra­phic. In Zukunft könnten vor allem auch Sport- und Showe­vents für die US-Studios insge­samt eine größere Rolle spielen. In den USA setzten bereits ViacomCBS und NBCUniversal bei ihren Strea­mern Para­mount+ und Peacock auf entspre­chende Konzepte.

Wrest­ling bei Peacock

Foto: Richard Rodriguez/Star Telegram/AP Der US-Streamer Peacock will neben Filmen und Serien verstärkt Wrestling zeigen
Foto: Richard Rodriguez/Star Telegram/AP
Die USA sind eine abso­lute Sport­nation. Mit Foot­ball, Basket­ball und Base­ball buhlen gleich mehrere Sport­arten um die Gunst der Zuschauer. Alleine der Super­bowl ist ein gigan­tisches Show­event, welches mitt­ler­weile auch welt­weit Publikum vor die Bild­schirme lockt. Eine Auswer­tung im Strea­ming liegt also durchaus nahe, wenn die entspre­chenden Lizenz­kosten über­schaubar bleiben. Der NBCUniversal-Streamer "Peacock" setzt mit Wrest­ling aller­dings auf ein anderes Format, welches in den USA eben­falls sehr beliebt ist.

Dabei steht jedoch nicht nur der Charakter von Live­sport, sondern vor allem die Show im Mittel­punkt. So hat NBCUniversal in einem milli­arden­schweren Deal das WWE Network von Wrest­ling-Mogul Vince McMahon in sein Angebot inte­griert. WWE-Chef McMahon gilt als enger Freund der Familie Trump und poli­tisch gut vernetzt, seine Frau Linda McMahon war zeit­weise Leiterin der United States Small Busi­ness Admi­nis­tra­tion. Zwar hat Wrest­ling inter­national nicht die gleiche Bedeu­tung wie andere Sport­arten, es zeigt aber, wohin die Reise geht.

Deutsch­land dreht sich um Fußball

In Deutsch­land sieht die Sache beim Thema Sport im Strea­ming etwas anders aus. Es gibt nicht viele Sport­arten, die wirk­lich eine breite Masse vor den Bild­schirm ziehen. Vor allem Fußball und die Formel 1 spielen hier­zulande eine wich­tige Rolle. Aller­dings sind bereits wich­tige Lizenzen an Anbieter wie DAZN oder Sky vergeben. Für die Comcast-Tochter ist Sport ohnehin von zentraler Bedeu­tung, da man bereits beim Thema Fußball wich­tige Über­tra­gungs­rechte verloren hat.

Dies versucht Sky aktuell vor allem mit der Formel 1 zu kompen­sieren und greift dabei zum Beispiel mit dem Super­sport Monats­ticket für rund 30 bei seinen Zuschauern tief in die Tasche. Es ist vor diesem Hinter­grund natür­lich frag­lich, ob die US-Konkur­renz über­haupt attrak­tive Sport­rechte ergat­tern kann, in jedem Fall dürfte es aber auch schwierig werden, dann noch bei einem Preis­punkt von unter zehn Euro zu bleiben. Das ist selbst für DAZN mitt­ler­weile ein Problem, obwohl sich das Angebot ausschließ­lich auf Sport beschränkt und keine Filme bzw. Serien enthält.

Live-Content mit tech­nischen Hürden

Sport-Events tun sich aber auch aus ganz prak­tischen Gründen im Strea­ming schwer. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von tech­nischen Hürden, die den Spaß schnell verderben können. Oftmals hakt es in der DSL- oder Kabel­lei­tung oder der Stream bricht aufgrund von Problemen beim Anbieter selbst zusammen. Sowas ist natür­lich gerade bei einer Live-Über­tra­gung extrem ärger­lich. Hinzu kommt natür­lich die bekannte Zeit­ver­zöge­rung bei IP-Verbin­dungen. So mancher Zuschauer kennt das Phänomen: Während die über Satellit zuschau­enden Nach­barn schon das Tor beju­beln, hinkt der Internet-Stream noch hinterher.

Sicher­lich auch aufgrund dieser Punkte hält sich so mancher US-Streamer aktuell noch aus dem Wett­bewerb um Sport­rechte heraus. Zumin­dest Amazon hat sich bei Prime Video aber immer wieder aus der Deckung gewagt und möchte sich stärker im Bereich Fußball enga­gieren. Dabei könnte in Zukunft auch ein geplanter linearer Kanal für Amazon eine zentrale Rolle spielen. Span­nend bleibt sicher­lich außerdem, was Comcast mit seinem Streamer Peacock für Deutsch­land plant.

In einem weiteren Artikel berichten wir über den Start von "Peacock".

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