Breitbandausbau

Hardware und Holz: Innovationen im Glasfaserausbau

Die Glas­faser ist anderen Fest­netz­tech­nolo­gien auch deshalb über­legen, weil sie weniger Energie verbraucht und damit umwelt­freund­licher ist als Tele­kom­muni­kati­ons­netze, die auf Kupfer­draht basieren. Die Deut­sche Glas­faser nutzt das in ihrem neuen Netz­kon­zept aus, mit dem das Unter­nehmen den Glas­faser­ausbau beschleu­nigen will.
Von Marc Hankmann

Diese PoPs sind im Glas­faser­netz zentrale Stationen, von denen die einzelnen Glas­faser­lei­tungen zu den Haus­halten gehen. Deshalb werden sie häufig in Städten an zentralen Posi­tionen errichtet. Nicht selten muss dafür ein Park­platz oder eine Grün­fläche herhalten. Im neuen Netz­kon­zept der Deut­schen Glas­faser werden diese PoPs dank neuer Hard­ware und Aktiv­technik verklei­nert. „Mit dem neuen Netz­kon­zept redu­zieren wir die erfor­der­liche Stell­fläche für tech­nische Stand­orte je Kunde um rund 90 Prozent“, erläu­tert Chris­tian Würth, Projekt­ver­ant­wort­licher bei der Deut­schen Glas­faser. „Die Haupt­stand­orte werden erheb­lich kleiner, Teile der Netz­infra­struktur verlegen wir in Schächte unter den Gehweg und nicht zuletzt benö­tigen wir erheb­lich weniger Stand­orte.“ Ortsbürgermeister Heinrich Feidel, Frank Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Linz am Rhein und die Projektverantwortlichen von Deutsche Glasfaser (v. l. n. r.) nehmen in Vettelschoß symbolisch den ersten Kunden nach neuem Netzkonzept in Betrieb. Ortsbürgermeister Heinrich Feidel, Frank Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Linz am Rhein und die Projektverantwortlichen von Deutsche Glasfaser (v. l. n. r.) nehmen in Vettelschoß symbolisch den ersten Kunden nach neuem Netzkonzept in Betrieb.
Foto: Deutsche Glasfaser
In einem Pilot­pro­jekt im rhein­land-pfäl­zischen Vettel­schoß hat die Deut­sche Glas­faser das Netz­kon­zept umge­setzt. Jetzt wurden die ersten Kunden ange­schlossen. „Unser neues Netz­kon­zept redu­ziert den Strom­ver­brauch je Kunde im Netz auf ein Drittel zu herkömm­lichen Glas­faser­netzen. Die wiederum nur 20_Prozent des Ener­gie­bedarfes von Kupfer­netzen haben“, erklärt Pascal Koster, COO der Deut­schen Glas­faser. Die Strom­ein­spa­rungen resul­tieren unter anderem aus Hitze-unemp­find­licher Hard­ware, die nicht mehr gekühlt werden muss.

Hessen setzt auf Glas­faser an Holz­masten

Die Deut­sche Glas­faser verspricht sich vom Netz­kon­zept_4.0 auch eine stei­gende Nutzung minder­tiefer Verle­geme­thoden, wie sie in der DIN_18220 fest­gelegt sind. Dass die Glas­faser aber nicht nur unter­irdisch zu den Haus­halten kommt, zeigt ein Pilot­pro­jekt der hessi­schen Landes­regie­rung. Im Land­kreis Fulda erhielten drei gewerb­liche und drei private sowie eine kommu­nale Adresse in der Markt­gemeinde Burg­haun einen Glas­faser­anschluss. Zwar wurden auch Leer­rohre der Deut­schen Telekom genutzt, aber als wirt­schaft­lichste Lösung wurde in einem Teil­abschnitt eine ober­irdi­sche Glas­faser­lei­tung an bestehenden Holz­masten ergänzt, um auf diese Weise die höheren Tief­bau­kosten zu vermeiden. Die Haus­anschlüsse wurden in einem letzten Schritt über­wie­gend unter­irdisch verlegt. Großer Bahnhof in kleinem Ort: Die hessische Landesregierung testet in der Marktgemeinde Burghaun im Landkreis Fulda zusammen mit der Deutschen Telekom die Glasfaserverlegung über Holzmasten, um abgelegene Adressen mit Breitband zu versorgen. Großer Bahnhof in kleinem Ort: Die hessische Landesregierung testet in der Marktgemeinde Burghaun im Landkreis Fulda zusammen mit der Deutschen Telekom die Glasfaserverlegung über Holzmasten, um abgelegene Adressen mit Breitband zu versorgen.
Foto: HMD
„Wer hätte gedacht, dass die Holz­masten, die viel­fach gerade in absolut länd­lichen Gebieten mit den Kupfer­lei­tungen immer noch ein tragendes Element für die Tele­kom­muni­kation darstellen, jetzt eine kosten­güns­tige Alter­native für den Glas­faser­ausbau sein können?“, freut sich Landrat Bernd Woide über die Möglich­keit, auch abge­legene Adressen mit Glas­faser erschließen zu können. Hessens Digi­tal­minis­terin Kris­tina Sinemus bekräf­tigte die Absicht der Landes­regie­rung, auch den länd­lichen Raum flächen­deckend mit Glas­faser versorgen zu wollen. „Auch aufgrund des Fach­kräf­teman­gels, den nicht ausrei­chenden Kapa­zitäten bei den Tief­bau­arbeiten sowie den nach­hal­tigen Vorteilen durch weniger Fein­staub und Lärm gegen­über dem konven­tio­nellen Tiefbau unter­stützen wir die ober­irdi­sche Verle­gung gerade im länd­lichen Raum“, sagt Sinemus.

Um den Glas­faser­ausbau in Hessen weiter zu beschleu­nigen, hat die Landes­regie­rung eine Koope­ration mit Voda­fone und dessen Joint Venture OXG verein­bart. Bis 2030 wollen die Unter­nehmen in Hessen FTTH-Anschlüsse (FTTH) für bis zu 520.000 Haus­halte bauen und dafür über 500 Millionen Euro inves­tieren. In Marburg und Kassel hat OXG mit dem Ausbau bereits begonnen. Voda­fone wird in seinem Kabel­netz in den kommenden zwei Jahren 370 Kapa­zitäts­erwei­terungen vornehmen, von denen 400.000 Haus­halte profi­tieren sollen. Im Gegenzug sagte das Hessi­sche Digi­tal­minis­terium zu, Planungs- und Geneh­migungs­ver­fahren zu verein­fachen. Darüber hinaus kündigte OXG an, im nord­rhein-west­fäli­schen Krefeld ein Glas­faser­netz für knapp 65.000 Haus­halte errichten zu wollen.

Telekom in Berlin und Jena sowie über Joint Venture im länd­lichen Raum tätig

Nicht ganz so groß sind die neuen Ausbau­pro­jekte der Telekom: Sie will in Berlin-Pankow 21.670 sowie in Jena weitere 16.700 Haus­halte mit Glas­faser versorgen. In der thürin­gischen Metro­pole bauen die Bonner bereits für 17.900 Haus­halte ein Glas­faser­netz auf. Nun kommen die Stadt­teile Cospeda, Isser­stedt, Krip­pen­dorf, Lützeroda und Vier­zehn­hei­ligen hinzu. Im weiteren Jahres­ver­lauf sollen Jena-Zentrum, Jena-Nord, Löbstedt und Zwätzen folgen. Für den symbolischen Spatenstich zum Ausbaustart in Vechta trafen sich Carsten Höfinghoff, Kommunalmanager von Glasfaser Nordwest, Frank Käthler, Leitung Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Stadt Vechta, Adrian Spannagel, Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Stadt Vechta, Kristian Kater, Bürgermeister der Stadt Vechta, Arnold Diekmann, Geschäftsführer von Glasfaser Nordwest, Gerd Niemann, Projektleiter von EWE-Netz, sowie Alexander Schepers, Bauleiter von Janning Tiefbau (v. l. n. r.). Für den symbolischen Spatenstich zum Ausbaustart in Vechta trafen sich Carsten Höfinghoff, Kommunalmanager von Glasfaser Nordwest, Frank Käthler, Leitung Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Stadt Vechta, Adrian Spannagel, Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Stadt Vechta, Kristian Kater, Bürgermeister der Stadt Vechta, Arnold Diekmann, Geschäftsführer von Glasfaser Nordwest, Gerd Niemann, Projektleiter von EWE-Netz, sowie Alexander Schepers, Bauleiter von Janning Tiefbau (v. l. n. r.).
Foto: Glasfaser Nordwest
Auch das Telekom-Joint-Venture Glas­faser Nord­west erwei­tert den eigenen Breit­band­ausbau und zwar im nieder­säch­sischen Vechta. Es sollen weitere 1100 Haus­halte einen FTTH-Anschluss erhalten, sodass Glas­faser Nord­west in Vechta insge­samt 11.200 Haus­halte versorgen wird. Außerdem will das Unter­nehmen im ostfrie­sischen Große­fehn ein FTTH-Netz für 1900 Haus­halte errichten. Auch in den Gemeinden Frie­deburg, Mois­burg, Sedels­berg, Barßel Elisa­beth­fehn, Jeers­dorf, Hage Ost und Berumbur will Glas­faser Nord­west aktiv werden. Hier sollen insge­samt 5200 Haus­halte einen Glas­faser­anschluss erhalten.

Eine weitere, eben­falls wenig bekannte Möglich­keit, Glas­faser ober­irdisch zu verlegen, besteht in der Nutzung von Strom­masten. Lesen Sie, was es mit der Luft­ver­kabe­lung auf sich hat.

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