Hardware und Holz: Innovationen im Glasfaserausbau
Diese PoPs sind im Glasfasernetz zentrale Stationen, von denen die einzelnen Glasfaserleitungen zu den Haushalten gehen. Deshalb werden sie häufig in Städten an zentralen Positionen errichtet. Nicht selten muss dafür ein Parkplatz oder eine Grünfläche herhalten. Im neuen Netzkonzept der Deutschen Glasfaser werden diese PoPs dank neuer Hardware und Aktivtechnik verkleinert. „Mit dem neuen Netzkonzept reduzieren wir die erforderliche Stellfläche für technische Standorte je Kunde um rund 90 Prozent“, erläutert Christian Würth, Projektverantwortlicher bei der Deutschen Glasfaser. „Die Hauptstandorte werden erheblich kleiner, Teile der Netzinfrastruktur verlegen wir in Schächte unter den Gehweg und nicht zuletzt benötigen wir erheblich weniger Standorte.“
Ortsbürgermeister Heinrich Feidel, Frank Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Linz am Rhein und die Projektverantwortlichen von Deutsche Glasfaser (v. l. n. r.) nehmen in Vettelschoß symbolisch den ersten Kunden nach neuem Netzkonzept in Betrieb.
Foto: Deutsche Glasfaser
In einem Pilotprojekt im rheinland-pfälzischen Vettelschoß hat die Deutsche Glasfaser das Netzkonzept umgesetzt. Jetzt wurden die ersten Kunden angeschlossen. „Unser neues Netzkonzept reduziert den Stromverbrauch je Kunde im Netz auf ein Drittel zu herkömmlichen Glasfasernetzen. Die wiederum nur 20_Prozent des Energiebedarfes von Kupfernetzen haben“, erklärt Pascal Koster, COO der Deutschen Glasfaser. Die Stromeinsparungen resultieren unter anderem aus Hitze-unempfindlicher Hardware, die nicht mehr gekühlt werden muss.
Hessen setzt auf Glasfaser an Holzmasten
Die Deutsche Glasfaser verspricht sich vom Netzkonzept_4.0 auch eine steigende Nutzung mindertiefer Verlegemethoden, wie sie in der DIN_18220 festgelegt sind. Dass die Glasfaser aber nicht nur unterirdisch zu den Haushalten kommt, zeigt ein Pilotprojekt der hessischen Landesregierung. Im Landkreis Fulda erhielten drei gewerbliche und drei private sowie eine kommunale Adresse in der Marktgemeinde Burghaun einen Glasfaseranschluss. Zwar wurden auch Leerrohre der Deutschen Telekom genutzt, aber als wirtschaftlichste Lösung wurde in einem Teilabschnitt eine oberirdische Glasfaserleitung an bestehenden Holzmasten ergänzt, um auf diese Weise die höheren Tiefbaukosten zu vermeiden. Die Hausanschlüsse wurden in einem letzten Schritt überwiegend unterirdisch verlegt.
Großer Bahnhof in kleinem Ort: Die hessische Landesregierung testet in der Marktgemeinde Burghaun im Landkreis Fulda zusammen mit der Deutschen Telekom die Glasfaserverlegung über Holzmasten, um abgelegene Adressen mit Breitband zu versorgen.
Foto: HMD
„Wer hätte gedacht, dass die Holzmasten, die vielfach gerade in absolut ländlichen Gebieten mit den Kupferleitungen immer noch ein tragendes Element für die Telekommunikation darstellen, jetzt eine kostengünstige Alternative für den Glasfaserausbau sein können?“, freut sich Landrat Bernd Woide über die Möglichkeit, auch abgelegene Adressen mit Glasfaser erschließen zu können. Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus bekräftigte die Absicht der Landesregierung, auch den ländlichen Raum flächendeckend mit Glasfaser versorgen zu wollen. „Auch aufgrund des Fachkräftemangels, den nicht ausreichenden Kapazitäten bei den Tiefbauarbeiten sowie den nachhaltigen Vorteilen durch weniger Feinstaub und Lärm gegenüber dem konventionellen Tiefbau unterstützen wir die oberirdische Verlegung gerade im ländlichen Raum“, sagt Sinemus.
Um den Glasfaserausbau in Hessen weiter zu beschleunigen, hat die Landesregierung eine Kooperation mit Vodafone und dessen Joint Venture OXG vereinbart. Bis 2030 wollen die Unternehmen in Hessen FTTH-Anschlüsse (FTTH) für bis zu 520.000 Haushalte bauen und dafür über 500 Millionen Euro investieren. In Marburg und Kassel hat OXG mit dem Ausbau bereits begonnen. Vodafone wird in seinem Kabelnetz in den kommenden zwei Jahren 370 Kapazitätserweiterungen vornehmen, von denen 400.000 Haushalte profitieren sollen. Im Gegenzug sagte das Hessische Digitalministerium zu, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu vereinfachen. Darüber hinaus kündigte OXG an, im nordrhein-westfälischen Krefeld ein Glasfasernetz für knapp 65.000 Haushalte errichten zu wollen.
Telekom in Berlin und Jena sowie über Joint Venture im ländlichen Raum tätig
Nicht ganz so groß sind die neuen Ausbauprojekte der Telekom: Sie will in Berlin-Pankow 21.670 sowie in Jena weitere 16.700 Haushalte mit Glasfaser versorgen. In der thüringischen Metropole bauen die Bonner bereits für 17.900 Haushalte ein Glasfasernetz auf. Nun kommen die Stadtteile Cospeda, Isserstedt, Krippendorf, Lützeroda und Vierzehnheiligen hinzu. Im weiteren Jahresverlauf sollen Jena-Zentrum, Jena-Nord, Löbstedt und Zwätzen folgen.
Für den symbolischen Spatenstich zum Ausbaustart in Vechta trafen sich Carsten Höfinghoff, Kommunalmanager von Glasfaser Nordwest, Frank Käthler, Leitung Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Stadt Vechta, Adrian Spannagel, Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Stadt Vechta, Kristian Kater, Bürgermeister der Stadt Vechta, Arnold Diekmann, Geschäftsführer von Glasfaser Nordwest, Gerd Niemann, Projektleiter von EWE-Netz, sowie Alexander Schepers, Bauleiter von Janning Tiefbau (v. l. n. r.).
Foto: Glasfaser Nordwest
Auch das Telekom-Joint-Venture Glasfaser Nordwest erweitert den eigenen Breitbandausbau und zwar im niedersächsischen Vechta. Es sollen weitere 1100 Haushalte einen FTTH-Anschluss erhalten, sodass Glasfaser Nordwest in Vechta insgesamt 11.200 Haushalte versorgen wird. Außerdem will das Unternehmen im ostfriesischen Großefehn ein FTTH-Netz für 1900 Haushalte errichten. Auch in den Gemeinden Friedeburg, Moisburg, Sedelsberg, Barßel Elisabethfehn, Jeersdorf, Hage Ost und Berumbur will Glasfaser Nordwest aktiv werden. Hier sollen insgesamt 5200 Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten.
Eine weitere, ebenfalls wenig bekannte Möglichkeit, Glasfaser oberirdisch zu verlegen, besteht in der Nutzung von Strommasten. Lesen Sie, was es mit der Luftverkabelung auf sich hat.