Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Das Potenzial der Luftverkabelung

Um den Ausbau von Glas­faser zu beschleu­nigen, wird über Tren­ching disku­tiert. Haupt­säch­lich geht es darum, wie die Glas­faser schneller in den Boden kommt. Dabei könnte die Luft­ver­kabe­lung dafür einge­setzt werden, entle­gene Ortschaften zu versorgen.
Von Marc Hankmann

Wird von alter­nativen Verle­geme­thoden gespro­chen, ist in der Regel Tren­ching gemeint. Dabei wird die Glas­faser nicht so tief unter Straßen, Gehwege und Gärten gelegt wie etwa die Rohre für die Gas- oder Wasser­ver­sor­gung. Daher spricht man auch von minder­tiefen Verle­geme­thoden. Das Problem: Wenn Arbeiten an den tieferen Rohren notwendig werden, muss man irgendwie an der Glas­faser vorbei, ohne sie zu beschä­digen.

Ganz abge­sehen davon, ist der Tiefbau der teuerste Kosten­punkt im Breit­band­ausbau. Je länger die Strecke, desto höher die Kosten, wenn die Licht­wel­len­leiter (LWL) ins Erdreich sollen. Das muss aber nicht sein, denn es gibt Alter­nativen wie etwa die Luft­ver­kabe­lung. „Für den Breit­band­ausbau sehen wir insbe­son­dere in den länd­lichen Regionen die Mitnut­zung von vorhan­denen Mittel­span­nungs-Frei­lei­tungen als Option, mit geringem Aufwand in Bezug auf Geneh­migungen, Bauzeiten und Kosten den LWL-Ausbau zu unter­stützen“, sagt Peter Fischer.

Über einen grünen Wald verläuft ein Stromkabel, um das ein weiteres dünneres Kabel gewickelt ist Das Glasfaserkabel wird hier um die Stromleitung gewickelt. Dadurch wird weder die Daten- noch die Stromübertragung beeinträchtigt.
Foto: AFL
Fischer ist Regional Sales Director für den deutsch­spra­chigen Raum und die Nieder­lande bei AFL Telecom­muni­cations, einem Anbieter für Erdka­bel­vari­anten und Luft­kabel­tech­nolo­gien. Bei der Luft­ver­kabe­lung werden Glas­faser­kabel über die vorhan­denen Über­land­lei­tungen des Strom­netzes mitge­führt. Dabei kann zum Beispiel ein Phasen­seil der Strom­lei­tung ausge­tauscht werden, sodass die LWL-Leitung von außen nicht sichtbar ist. Oder sie wird um ein bestehendes Leiter­seil gewi­ckelt.

Weniger Geneh­migungen, kürzere Bauzeiten, gerin­gere Kosten

Über einen grünen Wald verläuft ein Stromkabel, um das ein weiteres dünneres Kabel gewickelt ist Das Glasfaserkabel wird hier um die Stromleitung gewickelt. Dadurch wird weder die Daten- noch die Stromübertragung beeinträchtigt.
Foto: AFL
Beson­dere Maßnahmen zur Tren­nung von Daten- und Strom­über­tra­gung sind nicht notwendig. Da Stan­dard-Single­mode-Fasern einge­setzt werden, gibt es auch bei den Band­breiten keine Einbußen. „Mit Ausnahme der Ener­gie­frei­lei­tungen in den höheren Span­nungs­ebenen wurde die ober­irdi­sche Verle­gung bisher nicht inten­siver genutzt, da beim Breit­band­ausbau in der Vergan­gen­heit die länd­lichen Regionen bisher nicht beson­ders im Fokus waren und vielen Planern die verfüg­baren Tech­nolo­gien nicht bekannt sind bzw. waren“, erklärt Fischer, warum die Luft­ver­kabe­lung in Deutsch­land bislang ein Schat­ten­dasein führt.

zwei Männer mit Helmen befestigen an einem Strommast ein Kabel Insbesondere in ländlichen Regionen kann die Luftverkabelung den Glasfaserausbau voranbringen. Es fallen keine Genehmigungen an, die Bauzeit ist kürzer und auch die Kosten sind geringer.
Foto: AFL
Im Ausland sieht das anders aus. Laut Fischer wurden seit 1982 über 30000 Kilo­meter Luft­kabel in 52 Ländern instal­liert. „Allein in Frank­reich wurden bisher mehr als 5000 Kilo­meter verbaut, Tendenz stei­gend“, erklärt der AFL-Vertriebler. In Deutsch­land gibt es zwischen 20000 und 30000 Kilo­meter Mittel­span­nungs­frei­lei­tungen. „Je nach Situa­tion vor Ort können LWL-Luft­kabel neben der tech­nischen Eignung, nicht notwen­digen Geneh­migungen und kurzen Bauzeiten auch eine wirt­schaft­lich inter­essante Option sein“, sagt Fischer. „So gesehen kommt man sicher auf ein Poten­zial von einigen Tausend Stre­cken­kilo­metern.“

Luft­ver­kabe­lung bis an den Orts­rand

In Deutsch­land nutzt enviaTEL die Luft­ver­kabe­lung zur Querung des Elb-Deiches. Der Deich darf auf der säch­sischen Seite aufgrund seiner Boden­beschaf­fen­heit und einer mögli­chen Flut­gefahr nicht durch­bohrt werden. Deshalb griff enviaTEL als erster Netz­betreiber in Deutsch­land auf die SkyWrap®-Tech­nologie von AFL zurück. "Die Luft­kabel­ver­legung war ein voller Erfolg und die neue Tech­nologie hat bewiesen, dass sie für schwie­rige Szena­rien bestens geeignet ist", teilt enviaTEL mit.

Abge­sehen von solchen Spezi­alein­sätzen ermög­licht die Luft­ver­kabe­lung gene­rell in länd­lichen Regionen die Über­brü­ckung der „vorletzten Meile“, also der Strecke bis zum Orts­rand – speziell dort, wo die geogra­fische Lage, Geneh­migungen, Bauzeiten oder Kosten die erdge­bun­denen Tech­nolo­gien unwirt­schaft­lich oder sogar unmög­lich machen. Im Ort wird das Netz dann wieder „normal“ gebaut. „Am Gesamt­netz­werk wird die ober­irdi­sche Verle­gung daher zwar einen relativ kleinen Anteil darstellen, erschließt jedoch länd­liche Regionen, die sonst nicht erreicht werden könnten“, ergänzt Fischer.

Auch inter­essant: Vaunet, der Verband der privaten Rund­funk­ver­anstalter äußert sich zu Werbung und Media­theken bei ARD und ZDF.

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