Mobilfunker

Tarifhaus-Start: "Kein Preisbrecher, sondern faire und flexible Tarife"

Die ehemals bei Drillisch angestellten Macher von Tarifhaus wollen nicht nur billige Tarife bieten, sondern den Kunden trotz monatlicher Kündbarkeit lange bei der Stange halten. Gründer Tobias Valdenaire verriet nun gegenüber teltarif.de weitere Details zur Strategie.
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Tarifhaus Vorstand Tarifhaus-Vorstand (v.l.n.r.): Tobias Valdenaire, Staffan Schilke, Julian Valdenaire
Bild: Tarifhaus AG
Wie bereits gestern berichtet sind die ehemaligen Gründer des Mobilfunkunternehmens eteleon, das mittlerweile zu Drillisch gehört, bei Drillisch ausgestiegen und bereiten den Start einer neuen Mobilfunkmarke vor. Gestern konnte teltarif.de erste Details zu den geplanten Tarifen von Tarifhaus melden. Die im LTE-Netz von o2 realisierten Tarife von Tarifhaus sind monatlich kündbar, werden aber günstiger, wenn der Kunde dem Provider länger die Treue hält.

Tobias Valdenaire, einer der Gründer und Geschäftsführer von Tarifhaus, gab gegenüber teltarif.de nun weitere Einblicke in den Gründungsprozess von Tarifhaus. In einer schriftlichen Erklärung verriet er, was der Mobilfunker wirklich plant und welche Chancen er für die Marke Tarifhaus am Markt sieht. Außerdem nahm er Stellung zu den Unstimmigkeiten, die es momentan noch in den Tarifbeschreibungen gibt, beispielsweise bei der EU-Flat. Tarifhaus Vorstand Tarifhaus-Vorstand (v.l.n.r.): Tobias Valdenaire, Staffan Schilke, Julian Valdenaire
Bild: Tarifhaus AG

Neuer Mobilfunk-Anbieter: Die Suche nach der Markt-Nische

Die offizielle Vermarktung der Tarifhaus-Tarife hat laut Tobias Valdenaire noch gar nicht begonnen, obwohl die Webseite online ist und die beiden bislang kreierten Smartphone-Tarife dort bereits bestellt werden können. "Wir testen aktuell noch die Prozesse, Produkte, Werbemittel und haben den Vertrieb und Kooperationen noch nicht gestartet. Ab Mitte Oktober geht es offiziell los", schreibt der Gründer an unsere Redaktion.

Wir wollten wissen, wie es dazu kam, dass die drei ehemaligen eteleon-Macher bei Drillisch ausgestiegen sind, um etwas Neues aufzubauen. Dazu schreibt Tobias Valdenaire: "Nach 15 Jahren eteleon und Drillisch haben Staffan Schilke, Julian Valdenaire und ich uns bereits Mitte letzten Jahres entschieden, unsere Vorstandsverträge nicht noch einmal zu verlängern. Julian Valdenaire und ich waren bis zum 31.12.2015 als Konzernbereichsvorstände für den Online- und Offline-Vertrieb verantwortlich, Staffan Schilke konzernweit für Personal, Recht, Einkauf und Logistik verantwortlich. Drillisch hat sich nach Übernahme der eteleon AG im Jahr 2006 sehr erfolgreich entwickelt und ist auf zuletzt knapp 1000 Mitarbeiter angewachsen. Trotz der sehr schönen und erfolgreichen Zeit bei Drillisch wollten wir wieder unternehmerisch tätig werden. Wir werden kein neuer Preisbrecher im Mobilfunkmarkt werden, sondern mit fairen und flexiblen Tarifen, sowie neuen Vertriebs- und Kooperationsmodellen an den Markt gehen."

Bei der Präsentation der neuen Tarife auf der Tarifhaus-Homepage waren den teltarif.de-Redakteuren diverse Parallelen zur Präsentation der Drillisch-Tarife aufgefallen. Auch preislich wildert Tarifhaus immerhin im Revier einiger Drillisch-Marken, wenngleich die Leistungen der Tarifhaus-Flats oft über entsprechende Drillisch-Offerten hinausgehen. Ein echter Drillisch-Konkurrent möchte Tobias Valdenaire aber offenbar mit Tarifhaus nicht werden, wenn er schreibt: "Von einem Angriff auf Drillisch kann nicht die Rede sein. Wir liegen preislich über den Tarifen von Drillisch und vermarkten über neue Kanäle. Wir sprechen ausschließlich Privatkunden in Deutschland an. Hierbei konzentrieren wir uns auf Kanäle und große Kooperationen, über die bisher noch kein Mobilfunk angeboten wurde. Die ersten starten ab Mitte Oktober."

Tarif-Philosophie: Kunden lange halten, nicht nur billig sein

Das Konzept der Drillisch-Online-Marken besteht ja darin, preislich wenn möglich immer den günstigsten Tarif zu bieten. Dafür müssen Kunden mitunter eine 24-Monats-Laufzeit in Kauf nehmen, auch Beschwerden über einen wenig kompetenten Kundenservice gibt es vereinzelt. Drillisch führt mittlerweile aber mit yourfone auch eine Shop-Premium-Marke, bei der Kunden in den Geschäften etwas mehr Beratung erhalten sollen. Mobilfunkkunden, die bei Drillisch einen Vertrag mit nur einmonatiger Laufzeit haben und unzufrieden sind, können innerhalb von 30 Tagen zur Konkurrenz wechseln - und tun dies auch. Die Kunden-Fluktuation dürfte bei einzelnen Drillisch-Marken also höher sein als bei anderen Providern.

Diesem Konzept wollen die Macher von Tarifhaus wohl etwas anderes entgegensetzen. Tobias Valdenaire schreibt: "Tarifhaus versteht sich als neue Plattform für faire und flexible Tarifprodukte. Alle Tarife sind monatlich kündbar. Zum Start bieten wir neue Smartphone-Tarife im Netz der Telefónica an, Tarife aus anderen Produktbereichen werden folgen. Im ersten Halbjahr 2016 sind die Mobilfunkpreise in Deutschland, insbesondere im Discountsegment, extrem stark gefallen. Der Wechsel in einen neuen Tarif lohnt sich für die Kunden so sehr wie schon lange nicht mehr. Wir werden allerdings nicht immer die niedrigste Grundgebühr auf dem Markt anbieten, sondern versuchen, mit dem besten Preis-Leistungs-Paket zu überzeugen. Wir kümmern uns nicht nur um die einmalige Kundengewinnung, sondern werden den Kunden möglichst lange mit attraktiven Konditionen binden."

Dahinter versteckt sich eine Anspielung auf den zum Teil etwas unsensiblen Umgang mit Bestandskunden, den es nicht nur bei Drillisch und anderen Mobilfunk-Providern, sondern beispielsweise auch bei DSL-Anbietern gibt: Entdeckt ein Bestandskunde ein günstigeres Aktionsangebot seines eigene Providers, ist es oft mühsam, den Provider dazu zu bewegen, diese Aktionspreise auch dem langjährigen Bestandskunden zu gewähren. Oft bleibt dem Kunden nur die Kündigung des Alt-Vertrags und der Neuabschluss zu den günstigeren Aktionskonditionen, was mitunter Probleme bei der Beibehaltung der Rufnummer verursacht. Es bleibt also abzuwarten, ob Tarifhaus beim Umgang mit Bestandskunden tatsächlich eine neue Kultur etablieren kann.

EU-Flat & Co.: Tarifhaus feilt noch an Tarifbeschreibungen

teltarif.de und diverse Kommentatoren haben bei der momentanen Präsentation der Tarifhaus-Tarife Unstimmigkeiten in den Tarifbedingungen festgestellt. Beispielsweise ist nicht klar, ob die EU-Flat sich bei Auslandsreisen auch auf Telefonate von einem EU-Land in ein anderes EU-Land erstreckt.

Auch hierzu nimmt Tobias Valdenaire Stellung: "Wie von Ihnen richtig festgestellt, ist Telefónica unser Mobilfunkpartner. Die EU-Roaming-Option entspricht 1:1 dem Angebot der o2-Tarife o2 All-In M und o2 All-In L. Natürlich gilt die EU-Roaming-Option nur in der EU und in den weiteren Ländern, die immer mit angegeben werden (z.B. Schweiz und Norwegen). Wegen Telefonate außerhalb der EU: In unserer Preisliste verweisen wir dazu auf folgende Webseite (genauso wie o2 es tut): o2.de/goto/ausland. Wir sind wie gesagt noch in der Soft-Launch-Phase und werden die Anregungen aufnehmen und die Preisangaben verbessern."

Im Tarifrechner von teltarif.de lässt sich ermitteln, wie sich die Tarifhaus-Tarife gegenüber den Drillisch-Offerten behaupten können.

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