Telefonzellen: Das kleine Stück Privatsphäre auf der Straße
Die Telefonzelle ist noch immer für viele nützlich
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Heute haben die Menschen Handys - und die
öffentlichen Fernsprecher machen meist nur noch von sich reden, wenn
mal wieder einer von Vandalen gesprengt oder vom Betreiber abgebaut
wurde. Weniger als 50 000 Apparate gibt es noch in Deutschland. Das ist ein
knappes Drittel des einstigen Bestandes.
Dass Münz- und Kartentelefone für die Bundesnetzagentur im Jahr 2014 nicht den allergrößten Stellenwert haben, verrät ein Blick in das Inhaltsverzeichnis des 380-seitigen Tätigkeitsberichts "Telekommunikation". Mobilfunk, Breitband, Kurznachrichten - das alles ist an prominenter Stelle aufgelistet, der Punkt "Öffentliche Telefone" wird nur noch unter dem Stichwort "Universaldienst" erwähnt.
Rund 48 000 öffentliche Telefonstellen gab es Ende 2013 noch in Deutschland, wie der Sprecher der Bundesnetzagentur, René Henn, sagt. 2011 waren es noch rund 60 000 Münz- und Kartentelefone von Telekom und privaten Anbietern gewesen. Viel höher ist die Zahl der Handys - rein rechnerisch hat jeder in Deutschland mindestens eins. "Ende 2013 registrierte die Bundesnetzagentur 113 Millionen SIM-Karten", sagt Henn. Seine Beobachtung: "Spätestens seit 2000 erkennt man den Rückgang der Telefonzellen und die Zunahme der Handys."
Ein Stück Privatsphäre in der Öffentlichkeit
Die Telefonzelle ist noch immer für viele nützlich
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Die erste deutsche Telefonzelle wurde am 12. Januar 1881 in Berlin
in Betrieb genommen. Damals hießen sie noch "Fernsprechkiosk" und
wurden mittels Telefonbilletts, die einige Minuten Sprechzeit
gewährleisteten, betrieben. Erst von 1899 an erfolgte die Münzannahme
mechanisch. Der Siegeszug der öffentlichen Fernsprecher begann an der
Börse, in Krankenhäusern, Gaststätten und Hotels. Von einer nahezu
flächendeckenden Verbreitung könne man ab dem frühen 20. Jahrhundert
sprechen, sagt Nägele. Zu einem Boom kam es erst nach der Wende.
Bei manchem steht der öffentliche Fernsprecher noch immer hoch im Kurs. Die Frankfurter Kulturhistorikerin Lioba Nägele würdigt ihn als ein "radikaldemokratisches Medium". Denn durch öffentliche Münzfernsprecher konnten auch Menschen telefonieren, die sich keinen eigenen Festnetzanschluss leisten konnten. "Rein theoretisch hätte jeder Bürger einen Politiker wie Walther Rathenau an die Strippe bekommen können", sagt die Historikerin, die im Museum für Kommunikation arbeitet. Dort stehen rund 150 "Münzer", wie sie die Apparate liebevoll nennt.
Die Telefonzelle bot immer auch ein Stück Privatsphäre inmitten der Öffentlichkeit. "Die Zellen achteten die Intimität des Telefonierens", sagt Nägele. Lange Zeit hätten die Betreiber auf schalldichte Kabinen gesetzt - das kam privaten Telefonaten mit der Familie ebenso zu gute wie vertraulichen Geschäftsgesprächen. Mittlerweile sind schützende Telefonhäuschen aber eine Seltenheit. Meist gibt es nur sogenannte Basistelefone ohne Glas- oder Plastikhaube. Das passe zum Zeitgeist, sagt Nägele: "Handygespräche werden ja auch lautstark in der Öffentlichkeit geführt."
Abbau einer Telefonzellen erst nach einhergehender Prüfung
Einfach abbauen darf die Telekom eine öffentliche Telefonzelle nicht. "Sollte sich im Verlauf von zwölf Monaten zeigen, dass ein Standort unwirtschaftlich ist, dann setzen wir uns mit der Kommune in Verbindung, um den Abbau - im Konsens mit der Kommune - zu avisieren", erklärt der Sprecher der Telekom für die Region Nord, George-Stephen McKinney. "Viele Plätze sind einfach nicht mehr wirtschaftlich für die Betreiber", sagt Henn.
Beharren die Kommunen auf dem Standort, tauscht die Telekom ein im Unterhalt teures Gerät gegen ein sogenanntes "Basistelefon" aus, das nur mittels Telefon- oder Kreditkarte zu bedienen ist. Das bargeldlose Bezahlsystem soll das Telefon weitestgehend vor Vandalismus schützen. Komplett überflüssig sind öffentliche Telefone nach Ansicht von Henn aber nicht: "Insbesondere an Bahnhöfen oder Flughäfen machen öffentliche Telefonzellen immer noch Sinn."
Sollten Sie dennoch mal eine Telefonzelle benutzen wollen oder müssen, haben wir Ihnen in unserem Ratgeber einen Überblick über die Anbieter und deren Tarife zusammengestellt.