WLAN gegen Vandalismus
WLAN im Bus ist bei Fahrgästen beliebt.
Bild: Yuri Bizgaimer (fotolia), Montage: teltarif.de
Was als Pilotprojekt startete, entwickelte sich zum Glücksfall
für das badische Busunternehmen Tuniberg Express,
schrieb die Badische Zeitung.
Nach eigenen Angaben startete die Gesellschaft im Juni 2015 die
testweise Ausstattung zweier Busse mit freiem WLAN.
Nach nicht einmal einem halben Jahr zeigte sich: Beschädigungen durch
Graffiti und Vandalismus nahmen in diesem Zeitraum deutlich ab.
Anstatt mehrerer tausend Euro Schäden fielen nur noch knapp 100 Euro
an.
Anlass des Projekts waren zunächst die langen Fahrzeiten im ländlich geprägten Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. Außerdem habe man untersucht, dass 30 bis 40 Prozent der Fahrgäste im öffentlichen Personen-Nahverkehr auf der Fahrt ihr Smartphone nutzen würden. Das Busunternehmen wollte seinen Fahrgästen daher einen zusätzlichen Service bieten: "Die ersten zwei Fahrzeuge werden als Pilotprojekt gestartet, die restlichen Busse werden bei Akzeptanz der Fahrgäste Schritt für Schritt umgerüstet, damit in jedem Bus freier Zugang zu jeder Zeit möglich ist", erläuterte Tuniberg Express Merdingen zum Start des Projekts auf ihrer Webseite. Die Umrüstung habe man aus eigener Tasche bezahlt. Förderungen seien nicht geflossen.
WLAN soll es perspektivisch in allen Bussen des Verkehrsunternehmens geben. Derzeit sollen 15 von 20 Bussen bereits umgerüstet sein. Der Tuniberg Express bestreitet mit seinen Fahrzeugen Linien- und Schulbusverkehr um Mehrdingen und Breisach.
Ein Modell für den gesamten Nah- und Fernverkehr?
WLAN im Bus ist bei Fahrgästen beliebt.
Bild: Yuri Bizgaimer (fotolia), Montage: teltarif.de
In Bussen und Bahnen werden jährlich Schäden in Millionenhöhe
verursacht. Für 2014 beziffert allein die Deutsche Bahn die Schäden durch
Vandalismus und Graffiti auf 27 Millionen Euro. Für 2015 liegen noch
keine Zahlen vor. Auch in Berlin ist Vandalismus ein Thema. Zwar sei das
Schadensaufkommen bei der BVG insgesamt rückläufig, aber immer noch
hoch: Während für 2008 die Schadenssumme noch mit 9,7 Millionen
Euro beziffert wurde, sei 2013 und 2014 ein Stand von ca. 4 Millionen
Euro erreicht worden und erste Schätzungen ergaben, dass auch 2015 etwa
bei diesem Wert liegen könnte.
Der BVG ist keine Studie bekannt, die den Effekt von freiem WLAN auf Zerstörung und Vandalismus für Berlin analysiert. Im Rahmen des Pilotprojekts an der U-Bahn-Station Osloer Str., über das wir berichteten, wurde die Auswirkung auf Vandalismus nicht untersucht. Das Thema sei recht neu und an der Station Osloer Str. ging es in erster Linie um den Test der technischen Rahmenbedingungen. Im Verlauf des weiteren Ausbaus könnten hierzu Erkenntnisse gewonnen werden.
Öffentliche, mobile Hotspots
Lange war die Haltung der Verkehrsverbünde gegenüber mobilen Hotspots zögerlich. Doch die Konkurrenz der Fernbusse, die ihren Fahrgästen ganz selbstverständlich kostenloses WLAN über mobile Hotspots anbieten, hat die Bahn in Zugzwang gebracht. Für dieses Jahr ist zu erwarten, dass weiter Bewegung in die Sache kommt. Ab Juni 2016 will die Deutsche Bahn die Telekom-WLAN-Hotspots für alle Fahrgäste freigeben. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) fordert zudem freies WLAN in den Regionalzügen. Auf ersten Strecken ist dies bereits im Probebetrieb. Auch die Stuttgarter S-Bahn befindet sich in einem öffentlichen Testlauf. Abzuwarten bleibt, welche Beobachtungen die großen Verkehrsverbünde beim Schadensaufkommen trotz WLAN-Verfügbarkeit machen. Den Impuls gab jedoch nicht die Deutsche Bahn und auch nicht das Bundesverkehrsministerium, sondern ein kleines badisches Busunternehmen.