Blackout-Virus: Angriff aufs Stromnetz
Der Strom fällt aus, der Mobilfunk bricht zusammen, der Verkehr kollabiert: Cyberattacken auf den Energiesektor gelten als Schreckensvision. Die Branche versucht vorzubeugen.
Das Blackout-Szenario ist im Alltag vieler Firmenchefs angekommen
Bild: dpa
Die Gefahr lauert im Verborgenen - und könnte im
schlimmsten Fall ganze Landstriche in Dunkelheit und Kälte stürzen.
Hacker nehmen nach Einschätzung von Experten zunehmend auch die
Energiewirtschaft ins Visier. Computerviren, die sich etwa in die
Steuerzentralen von Versorgern oder Netzbetreibern einschleichen,
dort Abläufe manipulieren und in der Lage wären, sogar Blackouts
auszulösen, werden als Bedrohung immer ernster genommen. Und auch das
Risiko Datenklau kann - angesichts von Attacken wie dem Anzapfen des
Bundestags-Datensystems Mitte Mai - nicht ignoriert werden.
Netz-Terrorismus ist im Bewusstsein angekommen
"Die schöne alte Welt", in der der Leitstand eines Stromnetzes komplett isoliert war, gibt es so nicht mehr", räumt der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) ein. Er vertritt viele Stadtwerke. Vieles sei in den letzten Jahren unsicherer geworden. Organisierte Kriminalität, aber auch möglicher Netz-Terrorismus mit dem Ziel einer Sabotage der Grundversorgung seien heute keine Hirngespinste mehr: "Hacker sind oft technisch besser ausgerüstet als früher."
Banken, Luftfahrt oder zuletzt Medien wie der gekaperte französische Sender TV5 Monde: Etliche Branchen sind verwundbar. Im deutschen Energiesektor gab es zwar noch keine großen Zwischenfälle. Bereits Mitte 2014 schlug jedoch die IT-Sicherheitsfirma Symantec Alarm.
Zunehmender Datendiebstahl
Eine "Dragonfly" genannte Hackergruppe schleuste demnach schädliche Software in Systeme westlicher Netz- und Pipeline-Betreiber ein und konnte die Technik fernsteuern - etwa Windkraft- und Biogasanlagen. Die Aktion soll damals gerade noch rechtzeitig aufgeflogen sein. Der Spezialanbieter SafeNet sprach überdies von einer Zunahme gestohlener oder verlorener Daten von 25 Prozent im Jahr 2014 gegenüber 2013.
Die Wirtschaft will es bei solchen Bedrohungsszenarien nicht darauf ankommen lassen und beugt vor. Auf Konferenzen werden "Live-Hacks" simuliert und Gegenstrategien entwickelt. Einzelne Betriebe redeten ungern darüber - doch das Bewusstsein sei gewachsen, betont der VKU: "Aufmerksamkeit und Beratungsbedarf sind hoch." Vor allem kleinere und mittlere Firmen seien zu Info-Tagen gekommen. Die Kollegen vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gaben bereits 2008 ein "Whitepaper" zur IT-Sicherheit heraus.
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