5G Plus: Vodafone startet "Echtzeit-Netz" für alle
Im April 2021 hat Vodafone das vom LTE-Standard unabhängige 5G-"Stand Alone"-Netz für Endverbraucher freigeschaltet. Jetzt soll "5G+", wie der in Düsseldorf ansässige Mobilfunk-Netzbetreiber sein 5G- Standalone(SA)-Angebot künftig nennt, "im Massenmarkt ankommen". Zum einen will das Unternehmen den Netzausbau forcieren. Zum anderen seien immer mehr Endgeräte verfügbar, die das "Echtzeit-Netz" unterstützen. Dazu gehören erstmals neben Android-Handys auch iPhones und iPads mit dem Betriebssystem iOS (ab 15.4) von Apple.
Mit dem Begriff "Echzeit-Netz" will Vodafone die niedrigen Latenzzeiten umschreiben, die mit 5G+ möglich sind. Diese lägen derzeit um 10 Millisekunden und somit deutlich unter den Reaktionszeiten, die sich sonst mit der Kombination aus LTE und 5G erzielen lassen. Wie hoch die Datenübertragungsraten sind, die 5G Plus maximal bietet, ist abhängig vom vor Ort eingesetzten Frequenzbereich und -spektrum.
Vodafone will mit 5G Plus in den Massenmarkt
Foto: Vodafone
Im 700-MHz-Bereich, den Vodafone seit Herbst 2021 für 5G+ einsetzt, seien nach Angaben des Netzbetreibers bis zu 100 MBit/s möglich. Das ist ein Wert, den auch das LTE-Netz schafft. Der Vorteil der neuen Technologie liegt demnach weitgehend in der geringen Latenz (Ping Zeit, Rück-Antwort auf Anfragen im Netz). Bei Carrier-Aggregation, also der Zusammenschaltung mehrerer 5G-Träger, seien auch Bandbreiten im Gigabit-Bereich möglich. Allerdings ist mit dem Oppo Find X3 Pro aktuell nur ein einziges Smartphone-Modell in der Lage, bereits Carrier-Aggregation bei 5G-Standalone umzusetzen.
Diese Smartphones unterstützen 5G Plus von Vodafone
Neben dem Oppo Find X3 Pro, das schon im vergangenen Jahr als erstes Smartphone-Modell 5G-Standalone unterstützt hat, sind mittlerweile zahlreiche weitere Endgeräte von Apple, Samsung und Xiaomi für den von LTE unabhängigen 5G-Standard geeignet. Damit sei 5G Plus jetzt auch etwas für den Massenmarkt, zeigte sich Vodafone im Rahmen eines Pressegesprächs selbstbewusst.
Mit iPhone 13 (mini, Pro, Pro Max und SE 2022), iPad Air 5 und iPad mini 6 sind beim verbesserten 5G-Standard in Deutschland erstmals Geräte von Apple dabei. Voraussetzung ist die Installation der neuen iOS- bzw. iPadOS-Version 15.4.
Von Samsung kommen zu den Smartphones der Galaxy-S21-Reihe jetzt auch die neuen Galaxy-S22-Modelle, während die im Sommer 2021 vorgestellten Foldables fehlen. Ebenfalls für 5G+ geeignet sind die Xiaomi-Smartphones Mi 11 und Mi 11T Pro. Weitere Endgeräte sollen noch im März dazukommen.
Bei Apple-Geräten ist die Bezugsquelle des Gerätes für die 5G-Standalone-Funktion unerheblich. Hier wird das Feature über das Provider-Profil freigeschaltet. Bei Android-Geräten ist es zumindest vorstellbar, dass nur die Varianten mit Vodafone-Firmware das von LTE unabhängige 5G-Netz unterstützen, wie Vodafone-Netzchef Guido Weissbrich im Rahmen einer Online-Pressekonferenz einräumte. Das war beispielsweise bei unseren ersten 5G-Standalone-Tests mit dem Oppo Find X3 Pro im vergangenen Jahr der Fall.
Gratis-Option weiter nur für Vertragskunden
Wer 5G+ nutzen möchte, muss dazu eine eigene Option buchen, die das bislang als "5G Core Network" benannte Angebot ablöst. Neben dem etwas griffigeren Markenbegriff 5G+ soll die Option im Mein-Vodafone-Menü bzw. in der App auch besser auffindbar sein als bisher. Zudem entfällt nach Angaben des Konzerns die Einschränkung, dass Kunden mit einer MultiSIM (deren Bezeichnung bei Vodafone öfter wechselt, aktuell wird das Produkt als "OneNumber" vermarktet) den verbesserten 5G-Modus nicht nutzen können.
Für das iPhone ist eine SUCI notwendig
Die 5G+-Option bleibt kostenlos und ist wie bisher Kunden mit einem festen Vertragsverhältnis vorbehalten. An Orten, wo 5G+ nicht verfügbar ist, kann der Kunde - ein passendes Endgerät vorausgesetzt - auch 5G Non-Standalone in Kombination mit LTE nutzen. Zumindest beim iPhone muss der Kunde aber eine "SUCI" (= Subscription Concealed Identifier, das ist die aktuellste Form der verschlüsselten 5G-SIM, mikroskopisch feiner Aufdruck "5G") oder ein eSIM-Profil nutzen. Ansonsten ist die Verbindung mit dem 5G-Plus-Netz nicht möglich.
Wer noch keine passende SUCI-SIM besitzt, soll bei der Buchung der Option einen Hinweis erhalten, sodass die Karte ausgetauscht werden muss.
Das bietet 5G+
Neben den geringen Latenzzeiten soll 5G+ auch den Smartphone-Akku schonen. Gegenüber der bisher üblichen Kombination aus LTE und 5G sei 5G-Standalone um bis zu 20 Prozent stromsparender. Damit müsse der Akku nicht mehr so oft wie bisher aufgeladen werden. Dazu kommt, zehnmal so viele Geräte als bisher vernetzen zu können. Vodafone spricht von einer Million Geräte pro Quadratkilometer.
Vodafone-Netzchef Guido Weissbrich im virtuellen Pressegespräch
Screenshot: teltariif.de
Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter bezeichnet das "vollständige 5G" als "Gamechanger für unsere Industrie" und als "digitalen Schlüssel für den künftigen Wohnstand unserer Gesellschaft". Für die Industrie spielt auch die mit dem eigenständigen 5G-Netz gegebene Möglichkeit des Network Slicing eine wichtige Rolle. Das heißt, die Netzbetreiber können Unternehmen beispielsweise eine bestimmte Bandbreite garantieren.
Bundesweite Verfügbarkeit bis 2025 angestrebt
Aktuell hat Vodafone nach eigenen Angaben etwa 4000 Antennen an rund 1000 Standorten für 5G Plus in Betrieb. Damit versorgt das Unternehmen rund zehn Millionen Kunden, während 5G Non-Standalone im Vodafone-Netz den Angaben des Konzerns zufolge für rund 45 Millionen Menschen zur Verfügung steht.
Beim weiteren Ausbau-Prozess will Vodafone an jeder 5G-Station auch 5G+ freischalten. Bis 2025 soll das "Echtzeit-Netz" von Vodafone "für fast alle Menschen in Deutschland zuhause verfügbar" sein, wie die Telefongesellschaft selbstbewusst mitteilte. Dieses Ziel hat Vodafone - wie auch Telekom und Telefónica - aber selbst für LTE bis heute nicht erreicht, denn auch im 4G-Netz gibt es nach wie vor Lücken.
In einer weiteren Meldung erfahren Sie, wo Vodafone, Telekom und Telefónica zuletzt Funklöcher geschlossen haben.