Breitband

5G Plus: Vodafone startet "Echtzeit-Netz" für alle

Voda­fone bietet das eigen­stän­dige 5G-Netz auf mehr Smart­phones und erst­mals auch auf Tablets an. Bis 2025 soll "5G Plus" bundes­weit ausge­baut sein.
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Im April 2021 hat Voda­fone das vom LTE-Stan­dard unab­hän­gige 5G-"Stand Alone"-Netz für Endver­brau­cher frei­geschaltet. Jetzt soll "5G+", wie der in Düssel­dorf ansäs­sige Mobil­funk-Netz­betreiber sein 5G- Stan­dalone(SA)-Angebot künftig nennt, "im Massen­markt ankommen". Zum einen will das Unter­nehmen den Netz­ausbau forcieren. Zum anderen seien immer mehr Endge­räte verfügbar, die das "Echt­zeit-Netz" unter­stützen. Dazu gehören erst­mals neben Android-Handys auch iPhones und iPads mit dem Betriebs­system iOS (ab 15.4) von Apple.

Mit dem Begriff "Echzeit-Netz" will Voda­fone die nied­rigen Latenz­zeiten umschreiben, die mit 5G+ möglich sind. Diese lägen derzeit um 10 Milli­sekunden und somit deut­lich unter den Reak­tions­zeiten, die sich sonst mit der Kombi­nation aus LTE und 5G erzielen lassen. Wie hoch die Daten­über­tra­gungs­raten sind, die 5G Plus maximal bietet, ist abhängig vom vor Ort einge­setzten Frequenz­bereich und -spek­trum. Vodafone will mit 5G Plus in den Massenmarkt Vodafone will mit 5G Plus in den Massenmarkt
Foto: Vodafone
Im 700-MHz-Bereich, den Voda­fone seit Herbst 2021 für 5G+ einsetzt, seien nach Angaben des Netz­betrei­bers bis zu 100 MBit/s möglich. Das ist ein Wert, den auch das LTE-Netz schafft. Der Vorteil der neuen Tech­nologie liegt demnach weit­gehend in der geringen Latenz (Ping Zeit, Rück-Antwort auf Anfragen im Netz). Bei Carrier-Aggre­gation, also der Zusam­men­schal­tung mehrerer 5G-Träger, seien auch Band­breiten im Gigabit-Bereich möglich. Aller­dings ist mit dem Oppo Find X3 Pro aktuell nur ein einziges Smart­phone-Modell in der Lage, bereits Carrier-Aggre­gation bei 5G-Stan­dalone umzu­setzen.

Diese Smart­phones unter­stützen 5G Plus von Voda­fone

Datenblätter

Neben dem Oppo Find X3 Pro, das schon im vergan­genen Jahr als erstes Smart­phone-Modell 5G-Stan­dalone unter­stützt hat, sind mitt­ler­weile zahl­reiche weitere Endge­räte von Apple, Samsung und Xiaomi für den von LTE unab­hän­gigen 5G-Stan­dard geeignet. Damit sei 5G Plus jetzt auch etwas für den Massen­markt, zeigte sich Voda­fone im Rahmen eines Pres­sege­sprächs selbst­bewusst.

Mit iPhone 13 (mini, Pro, Pro Max und SE 2022), iPad Air 5 und iPad mini 6 sind beim verbes­serten 5G-Stan­dard in Deutsch­land erst­mals Geräte von Apple dabei. Voraus­set­zung ist die Instal­lation der neuen iOS- bzw. iPadOS-Version 15.4.

Von Samsung kommen zu den Smart­phones der Galaxy-S21-Reihe jetzt auch die neuen Galaxy-S22-Modelle, während die im Sommer 2021 vorge­stellten Fold­ables fehlen. Eben­falls für 5G+ geeignet sind die Xiaomi-Smart­phones Mi 11 und Mi 11T Pro. Weitere Endge­räte sollen noch im März dazu­kommen.

Bei Apple-Geräten ist die Bezugs­quelle des Gerätes für die 5G-Stan­dalone-Funk­tion uner­heb­lich. Hier wird das Feature über das Provider-Profil frei­geschaltet. Bei Android-Geräten ist es zumin­dest vorstellbar, dass nur die Vari­anten mit Voda­fone-Firm­ware das von LTE unab­hän­gige 5G-Netz unter­stützen, wie Voda­fone-Netz­chef Guido Weiss­brich im Rahmen einer Online-Pres­sekon­ferenz einräumte. Das war beispiels­weise bei unseren ersten 5G-Stan­dalone-Tests mit dem Oppo Find X3 Pro im vergan­genen Jahr der Fall.

Gratis-Option weiter nur für Vertrags­kunden

Wer 5G+ nutzen möchte, muss dazu eine eigene Option buchen, die das bislang als "5G Core Network" benannte Angebot ablöst. Neben dem etwas grif­figeren Marken­begriff 5G+ soll die Option im Mein-Voda­fone-Menü bzw. in der App auch besser auffindbar sein als bisher. Zudem entfällt nach Angaben des Konzerns die Einschrän­kung, dass Kunden mit einer MultiSIM (deren Bezeich­nung bei Voda­fone öfter wech­selt, aktuell wird das Produkt als "OneNumber" vermarktet) den verbes­serten 5G-Modus nicht nutzen können.

Für das iPhone ist eine SUCI notwendig

Die 5G+-Option bleibt kostenlos und ist wie bisher Kunden mit einem festen Vertrags­ver­hältnis vorbe­halten. An Orten, wo 5G+ nicht verfügbar ist, kann der Kunde - ein passendes Endgerät voraus­gesetzt - auch 5G Non-Stan­dalone in Kombi­nation mit LTE nutzen. Zumin­dest beim iPhone muss der Kunde aber eine "SUCI" (= Subscrip­tion Conce­aled Iden­tifier, das ist die aktu­ellste Form der verschlüs­selten 5G-SIM, mikro­sko­pisch feiner Aufdruck "5G") oder ein eSIM-Profil nutzen. Ansonsten ist die Verbin­dung mit dem 5G-Plus-Netz nicht möglich.

Wer noch keine passende SUCI-SIM besitzt, soll bei der Buchung der Option einen Hinweis erhalten, sodass die Karte ausge­tauscht werden muss.

Das bietet 5G+

Neben den geringen Latenz­zeiten soll 5G+ auch den Smart­phone-Akku schonen. Gegen­über der bisher übli­chen Kombi­nation aus LTE und 5G sei 5G-Stan­dalone um bis zu 20 Prozent strom­spa­render. Damit müsse der Akku nicht mehr so oft wie bisher aufge­laden werden. Dazu kommt, zehnmal so viele Geräte als bisher vernetzen zu können. Voda­fone spricht von einer Million Geräte pro Quadrat­kilo­meter. Vodafone-Netzchef Guido Weissbrich im virtuellen Pressegespräch Vodafone-Netzchef Guido Weissbrich im virtuellen Pressegespräch
Screenshot: teltariif.de
Voda­fone-Chef Hannes Amets­reiter bezeichnet das "voll­stän­dige 5G" als "Game­changer für unsere Indus­trie" und als "digi­talen Schlüssel für den künf­tigen Wohn­stand unserer Gesell­schaft". Für die Indus­trie spielt auch die mit dem eigen­stän­digen 5G-Netz gege­bene Möglich­keit des Network Slicing eine wich­tige Rolle. Das heißt, die Netz­betreiber können Unter­nehmen beispiels­weise eine bestimmte Band­breite garan­tieren.

Bundes­weite Verfüg­bar­keit bis 2025 ange­strebt

Aktuell hat Voda­fone nach eigenen Angaben etwa 4000 Antennen an rund 1000 Stand­orten für 5G Plus in Betrieb. Damit versorgt das Unter­nehmen rund zehn Millionen Kunden, während 5G Non-Stan­dalone im Voda­fone-Netz den Angaben des Konzerns zufolge für rund 45 Millionen Menschen zur Verfü­gung steht.

Beim weiteren Ausbau-Prozess will Voda­fone an jeder 5G-Station auch 5G+ frei­schalten. Bis 2025 soll das "Echt­zeit-Netz" von Voda­fone "für fast alle Menschen in Deutsch­land zuhause verfügbar" sein, wie die Tele­fon­gesell­schaft selbst­bewusst mitteilte. Dieses Ziel hat Voda­fone - wie auch Telekom und Telefónica - aber selbst für LTE bis heute nicht erreicht, denn auch im 4G-Netz gibt es nach wie vor Lücken.

In einer weiteren Meldung erfahren Sie, wo Voda­fone, Telekom und Telefónica zuletzt Funk­löcher geschlossen haben.

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