10 Jahre nach o2: Bei Vodafone anonyme Anrufer abweisen
Nach 10 Jahren zieht Vodafone nach und führt die Funktion ACR ein
Emin Ozkan - Fotolia.com
Wenn ein Anrufer ohne "sichtbare" Rufnummer rein kommt, steht oft "Anomyn" oder "unbekannt" im Display. Es gab Zeiten, da wusste man schon genau, dass es sich nur um ein nerviges Call-Center handeln konnte. Oder auch um vermeintlich oder tatsächlich "wichtige" Leute, die nicht zurück gerufen werden wollten und deshalb ihre Nummer unterdrückten oder auf den Überraschungseffekt bauten.
Oder es handelte sich um die nette alte Dame aus der Nachbarschaft, deren Telefon-Anschluss mit Wählscheibenapparat und Häkeldeckchen seit der Ablösung der Deutschen (Bundes-)Post durch die Deutsche Telekom nicht mehr angefasst worden war.
Zwar hatte die Post/Telekom seinerzeit alle Altanschlüsse automatisch auf Anzeige der Rufnummer umstellen wollen, damals hatten aber die Datenschützer etwas dagegen.
Rufnummernübertragung bei Neuanschluss
Nur wenn man einen neuen Anschluss bestellt oder seinen Tarif wechselt, wird diese Funktion automatisch aktiviert (man hat in den zahlreichen Formularen, die man absegnen muss, dem sicherlich zugestimmt). Im Netz der Telekom kann man mit Vorwahl von *31# seine Rufnummernübertragung bewusst unterdrücken, staatliche Stellen und die beteiligten Telefongesellschaften sehen sie aber trotzdem. Bereits 2014 hatte die Bundesnetzagentur die Funktion ACR explizit gefordert und 2015 schließlich die Umsetzung nur im Einzelfall angemahnt.
o2 führte ACR bereits 2010 ein
Nach 10 Jahren zieht Vodafone nach und führt die Funktion ACR ein
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Als einziger Netzbetreiber führte o2 die Funktion ACR (Anonymous Callers Rejection) bereits im Jahre 2010 ein. Sie musste und muss für o2-Kunden bis heute bei der Hotline explizit bestellt werden. Die Schaltung kostet nichts. Es kam aber immer wieder vor, dass der oder die freundliche Hotliner/in gar nicht wusste, was "ACR" ist und das erst auf intensive Nachfrage des Kunden in Erfahrung bringen konnte.
Vodafone schaltet 10 Jahre später ACR frei
Ab Werk ("ein") sind anonyme Anrufe zugelassen. Sobald der Schalter verschoben und darunter bestätigt wurde, ist Ruhe.
Screenshot: Teltarif.de
Offiziell seit dem 30. Juni 2020 hat auch der Netzbetreiber Vodafone dieses Feature für seine Kunden eingeführt. Sie steht nicht nur Prepaid-, sondern auch Postpaid-Kunden im Mobilfunknetz von Original-Vodafone (D2) zur Verfügung, ferner auch Vodafone-Festnetz-Kunden, sofern ihr Anschluss bereits im Vodafone-NGN-Netzwerk geschaltet ist. Ältere ISDN-Anschlüsse von Vodafone, die bald auslaufen dürften, werden nicht mehr unterstützt. Zur Aktivierung einfach ins Kundencenter einloggen und die Funktion "Anonyme Anrufe zulassen" auswählen. Sie ist "ab Werk" auf "ein" geschaltet. Schiebt man den Schalter auf "Aus" funktioniert das sofort.
Alternativ kann man den eigenen Anschluss auch über die Mein-Vodafone-App auf dem Smartphone administrieren.
Klare Ansagen
Anrufer, die mit unterdrückter Rufnummer bei o2-Teilnehmern mit ACR anrufen, erhalten seit 10 Jahren folgende Ansage: "Sie rufen mit unterdrückter Rufnummer an. Der angerufene Teilnehmer lässt solche Anrufe mit unterdrückter Nummer nicht zu. Wenn Sie verbunden werden möchten, aktivieren Sie Ihre Rufnummernübermittlung und versuchen es erneut." Der Satz wird in englisch wiederholt.
Bei Vodafone hört man seit diesen Tagen nun folgenden Satz: "Ihr gewünschter Gesprächspartner nimmt keine Anrufe entgegen, in denen die Rufnummer nicht angezeigt wird. Wenn Sie Ihren Gesprächspartner erreichen möchten, aktivieren Sie bitte Ihre Rufnummernübertragung und versuchen es nochmal. Vielen Dank." Auch dieser Satz wird in englisch wiederholt.
Ob es Pläne bei der Telekom gibt, diesen Dienst jetzt auch noch einzuführen, ist uns derzeit noch nicht bekannt.
Callcenter "faken" Rufnummern
Ein Telefonapparat mit Wählscheibe und "Erdtaste" vom VEB RFT der ehemaligen "Deutschen Post", in der damaligen DDR ein echtes Luxus-Objekt
Foto: Picture Alliance / dpa
Leider hat die ACR-Funktion heute viel von ihrer Wirkung verloren. Call-Center, die Übles im Schilde führen, rufen heute mit teilweise erfundenen "Fake-Rufnummern" an. Insbesondere die nervige Computer-Hotline vom "Maikrrosofft Commpjutr Depardmend" erfindet täglich aufs Neue in Deutschland nicht existierende (aber plausible) Rufnummern.
Der netten alten Dame aus dem Nachbarhaus sollte man bei der Umstellung des Telefonanschlusses helfen. Während früher die Freischaltung der Rufnummernübertragung an Anschlüssen der Telekom auf Wunsch kostenlos erfolgte, ist das heute zumeist mit einem Tarifwechsel verbunden. Hier sollte man sich genau informieren, ob der neue Tarif nicht deutlich teurer ist, dafür aber vielleicht Inklusiv-Minuten oder eine Flatrate enthalten könnte. Wir empfehlen dafür unseren Festnetz-Tarifvergleich.