0700 für 9 Cent pro Minute anrufen - auch vom Handy aus
Anrufe zu 0700 kosten seit 1.12. maximal 9 Cent. Anrufe aus dem Ausland mag die Deutsche Telekom nicht zustellen.
Foto: contrastwerkstatt-fotolia.com, Logo: Telekom, Montage: teltarif.de
Um die Vorwahl 0700 ist es etwas ruhig geworden. Einst als lebenslange persönliche Rufnummer gedacht, konnte sich diese Rufnummerngasse nie richtig durchsetzen, weil es allen beteiligten Telekommunikations-Anbietern überlassen blieb, zu welchem Preis sie diese Vorwahl erreichbar machen wollten. Die Telekom definierte zu Beginn einen Preis von 6 bzw. 12 Cent pro Minute (je nach Tageszeit aus dem Festnetz), Mobilfunkanbieter rechneten hingegen zwischen 49 und 99 Cent pro Minute ab, ohne dafür eine plausible Begründung zu liefern.
Nach politischem Druck: Maximal 9 Cent
Anrufe zu 0700 kosten seit 1.12. maximal 9 Cent. Anrufe aus dem Ausland mag die Deutsche Telekom nicht zustellen.
Foto: contrastwerkstatt-fotolia.com, Logo: Telekom, Montage: teltarif.de
Die Interessengemeinschaft der Besitzer von 0700-Rufnummern (IG 0700) konnte "mit beharrlichem Druck" durchsetzen, dass mit dem Inkrafttreten des Telekommunikationsmodernisierungsgesetzes zum TKG seit dem 1. Dezember der Preis für die Anwahl der Vorwahl 0700 auf maximal 9 Cent pro Minute begrenzt wurde - und zwar bei der Anwahl aus allen Netzen, auch vom Handy. Das bedeutet, ein TK-Anbieter könnte für solche Anrufer auch weniger berechnen oder die Vorwahl dem Festnetz gleichstellen, doch das scheint aktuell nirgendwo der Fall zu sein.
Telekom steigt aus - Rückschlag
Mit dem Ausstieg der Deutschen Telekom aus dem Hosting von 0700-Rufnummern waren viele Inhaber von 0700-Rufnummern gezwungen, sich einen neuen Hosting-Anbieter zu suchen. Nicht nur direkte Kunden der Telekom, sondern auch von 1&1 waren davon betroffen, da 1&1 die Systeme der Telekom mitgenutzt hatte. Andere Anbieter von 0700-Rufnummern hatten vorher schon aufgegeben oder nehmen seit Jahren keine Neukunden mehr auf.
Erreichbarkeit aus dem Ausland nicht gewährleistet
Mit dem Ausstieg der Telekom ist ein zweites Problem aufgetaucht, was eine sinnvolle Nutzung dieser Rufnummern stark behindern kann: Sie sind in vielen Fällen nicht (mehr) aus dem Ausland zu erreichen. Der Grund ist komplex: Die Mehrheit internationaler Anrufer landet erfahrungsgemäß bei der Deutschen Telekom. Die Telekom müsste diese Gespräche dem jeweiligen Hoster einer 0700-Rufnummer zuliefern und ggf. den vom Hoster verlangten Interconnect bezahlen, wozu die Telekom offenbar wenig Neigung verspürt.
Ist die Telekom nicht verpflichtet?
Selbst 0700-Hoster, die der Telekom angeboten hatten, den Aufwand zu ersetzen, seien abschlägig beschieden worden, hört man aus der Branche. Eine Anfrage von teltarif.de bei der Bundesnetzagentur ergab vor einiger Zeit, dass die Telekom nicht verpflichtet sei und es generell keine Verpflichtung gäbe, dass ein 0700-Kunde aus allen Netzen weltweit erreichbar sei. Einzige Ausnahme: Wenn der Hoster der Nummer das seinen Kunden "versprechen" sollte, müsse er das auch tun.
Die Interessengemeinschaft hat sich nun erneut an die Bundesnetzagentur gewandt und um Hilfe gebeten.
Anbieter wehren sich gegen Eingruppierung in Flatrates
Intensiv hatte die IG0700 in den Beratungen zum neuen TKG dafür plädiert, die 0700-Rufnummern tariflich einer "normalen" Festnetznummer gleichzustellen, wodurch sie automatisch in den oft üblichen Flatrate-Tarifen enthalten gewesen wären.
Dadurch wäre das Routing-Problem von internationalen Anrufen automatisch gelöst gewesen, weil keine aufwendige Unterscheidung der internationalen Tarifierung mehr notwendig gewesen wäre.
Gegen diese Eingruppierung hatten verschiedene im VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten) zusammengeschlossene private Anbieter während der Anhörungen gestimmt. Als Kompromiss wurden daher 9 Cent aus allen Netzen festgelegt, die Anbieter hatten sogar für noch höhere Werte plädiert.
Tarifumstellung scheint geklappt zu haben
teltarif.de hat am 1. Dezember stichprobenartig erste Testverbindungen zur 0700 aufgebaut. Von einer Vodafone-CallYa-Prepaidkarte und einem Telekom-Magenta-Prepaid-Handy wurden die 9 Cent jeweils korrekt abgerechnet. Bei Laufzeitverträgen und aus dem Festnetz wird erst die nächste Telefonrechnung Gewissheit bringen.
Nicht für 0700, auch für die Vorwahl 032 gelten seit 1. Dezember neue Tarife.