Nach Telekom-Ausstieg: Wohin mit der 0700 Rufnummer?
Nicht nur 0700-Kunden der Telekom müssen sich einen neuen Anbieter suchen, auch 1&1-Kunden sind betroffen.
Grafik: 1&1
Wie bereits berichtet, hat die Deutsche Telekom allen ihren Kunden, die eine 0700-Rufnummer geschaltet hatten, bis spätestens 30. November dieses Jahres gekündigt. Am technischen 0700-System der Deutschen Telekom hing auch das 0700-Angebot von 1&1. Deren Kunden wurde zum 30. Juni gekündigt und bereits seit dem 1. Juli sind die dort geschalteten Nummern "ungültig" oder "nicht vergeben".
Manche Anbieter schon früher ausgestiegen
Nicht nur 0700-Kunden der Telekom müssen sich einen neuen Anbieter suchen, auch 1&1-Kunden sind betroffen.
Grafik: 1&1
Andere Anbieter waren schon früher ausgestiegen und schalteten diese Nummern ab, nur wenige Altanbieter (wie z.B. Arcor, heute Vodafone) lassen die Systeme für Bestandskunden weiterlaufen, nehmen aber keine Neuanmeldungen mehr entgegen.
Wohin werden 15.000 Nummern wechseln?
Mit dem Ausstieg der Telekom mit rund 123.000 vergebenen 0700-Rufnummern, von denen nach Brancheninformationen nur etwa 15.000 aktiv geschaltet waren, dürfte für eine große Anzahl an Betroffenen die Frage auftauchen: "Wohin mit der Nummer?"
Man kann die Nummer einfach auslaufen lassen und sollte dann (strenggenommen) die Bundesnetzagentur darüber informieren. Diese stellt die Nummer dann nach einer Karenzzeit wieder zur Neuvergabe an jemand anders bereit. Ist eine 0700-Rufnummer nicht mehr "konnektiert" (angeschlossen), hören die Anrufer eine "Nicht vergeben" oder "ungültig" Ansage, seltener auch einen Dreiklang ohne weitere Hinweise.
Man kann sich umschauen, ob es noch andere Anbieter gibt. Das haben wir getan.
Rückblick: Was hat es bei der Telekom gekostet?
Zur Erinnerung: Bei der Deutschen Telekom wurde die einzelne 0700-Rufnummer für monatlich 7,84 Euro (mit 19 Prozent Mehrwertsteuer) berechnet. Rechnet man diesen Betrag auf 16 Prozent und in DM um, kommt exakt ein Preis von 14,95 DM heraus. Anrufe auf der 0700-Rufnummer wurden kostenlos zu Festnetzanschlüssen weitergeleitet, zu Mobilfunk waren je nach Tageszeit und erreichten Netz zwischen 16 und 25 Cent pro Minute zu bezahlen, getaktet wurde im 30/1 Sekunden-Takt. Anrufweiterleitungen ins Ausland kosteten zwischen 21 Cent (Europa 1) und 1,50 Euro (Welt 4) pro Minute.
Für die Konfiguration stand ein IVR-Tool unter einer 01802-Rufnummer (6 Cent pro Anruf aus dem Festnetz, aber 42 Cent pro Minute aus Mobilfunk) oder für monatlich 1,51 Euro ein komfortables Web-Interface.
Welche 0700-Anbieter sind noch aktiv?
Bei der Suche nach einem Alternativ-Anbieter sind die Seiten der Interessengemeinschaft 0700, über die wir schon berichtet haben, sehr hilfreich. Die IG0700 vertritt die Interessen der Inhaber von 0700-Rufnummern und setzt sich dafür ein, dass Anrufe zur Vorwahl 0700 von den weit verbreiteten Flatrates abgedeckt werden oder genau soviel kosten wie ein Anruf ins Festnetz. Da 0700-Rufnummern im weitesten Sinne "mobil" sein können, wäre z.B. eine Tarifierung zu Mobilfunk denkbar, sofern die Weiterleitung der ankommenden Anrufe danach kostenlos zu Mobilfunk erfolgen würde. Derzeit muss das der Inhaber der 0700-Rufnummer bezahlen.
01091Business
Der Call-by-Call Anbieter 01091 war oder ist nicht nur im Call-by-Call-Geschäft unterwegs, sondern bietet auch das Hosten von 0700-Rufnummern als "Die Nummer fürs Leben" an. Der Bundesnetzagentur ist das Unternehmen "unangenehm" aufgefallen, die Vorwahl 01091 wurde von Amts wegen abgeschaltet. Preise für das Hosten von 0700-Rufnummern nennt die Homepage des Anbieters [Link entfernt] auf den ersten Blick übrigens nicht.
AS 0700
AS sind die Initialen von Andreas Schlacht, der schon länger im Sondernummerngeschäft unterwegs ist. Für die Überlassung einer 0700-Rufnummer berechnet er aktuell 7,54 Euro (inkl. 16 Prozent MwSt.), ein Webmanager mit Basisrouting und Statistik ist inklusive. Eine "netzseitige Mailbox" kostet 1,74 Euro extra, Funktionen wie Parallelruf, Ansagenverwaltung, Fax2Mail, Sperrfilter oder Telefonbuch sind im Grundpreis schon inklusive. Soll eine Warteschleife geschaltet oder eine andere Rufnummer übermittelt werden, wird eine (einstellige) Durchwahl gebraucht, fallen weitere 5,80 Euro an. Auch zwei- oder dreistellige Durchwahlen wären gegen weiteren Aufpreis möglich. Die Weiterleitung zu einer Festnetzrufnummer (inkl. Vorwahl 032) ist kostenlos, zu Mobilfunk kostet es 21 Cent pro Minute.
AktivCall
Das Unternehmen "AktivCall" stellt "0700 – Die persönliche Nummer" vor, berechnet aber dafür 14,95 Euro jeden Monat. Dafür bietet das Unternehmen an, die Grundgebühr zu streichen, wenn mehr als 500 Anruf-Minuten pro Monat eingehen. Das wären grob gerechnet etwa 25 Minuten pro Arbeitstag.
BAJ: baj 0700
BAJ steht für die ersten Buchstaben des Firmenchefs Stephan Bajewski. Er hostet die 0700 Rufnummer ab 5,95 Euro im Monat und hat auch ein Tarifmodell, wo er seinen Kunden für ankommende Anrufe eine Auszahlung von maximal 2 Cent pro Minute verspricht. Dadurch sollen die Inhaber der Rufnummer ihre Nummer möglichst gut bewerben, damit möglichst viele Leute dort anrufen. Das dürfte sich aber nur bei Großanbietern (Versandhandel, Service-Hotline, Gewinnspiele, Call-Through-Systeme) wirklich lohnen.
i-Tec
Das Unternehmen i-Tec aus Mannheim bietet IT und TK-Dienste an und wirbt mit dem Claim "High customer satisfaction". Wer seine 0700-Rufnummer dort aufschalten lässt, sollte 6,90 Euro im Monat Grundgebühr einkalkulieren, eine Rufumleitung kann extra kosten, was aber erst "auf Anfrage" genauer erläutert wird.
Nexxtmobile
Das Unternehmen Nexxtmobile ist ein alter Bekannter. Geschäftsführer Benjamin Zimmer leitete einst den Service-Provider "Solomo", der im heute nicht mehr bestehenden Mobilfunknetz von vistream (später Telogic) recht aktiv unterwegs war.
Unter dem Titel "Nexxtmobile 0700" können dort auch 0700-Rufnummern gegen monatliches Entgelt gehostet werden, die Homepage nennt aber leider keinerlei Detail-Preise und bittet darum, dort nachzufragen.
Outbox
Auch die Firma Outbox hat die Vorwahl 0700 im Programm, möchte aber die dafür verlangten Preise "nur auf Anfrage" bekannt geben. Damit "adressiert" das Unternehmen eher Geschäfts- als Privatkunden, die sich schon vorher ein Bild machen möchten.
Packagecloud
Der bislang wenig bekannte Anbieter "Packagecloud" stellt das Angebot "Cloud 700" vor. Im Preis von 9,99 Euro im Monat sind alle Weiterleitungen enthalten, der Vertrag hat eine Mindestlaufzeit von 9 Monaten. Durchwahlfähigkeit und Fax-Empfang sind auf einer Durchwahl auf Wunsch möglich. Ein persönliches Telefonsekretariat (gegen Aufpreis) wird nach Minuten separat abgerechnet, wenn der Kunde das will.
Teleflash: kostenloses Hosting der 0700-Rufnummer
Der interessanteste Alternativ-Anbieter ist eindeutig "Teleflash" in Mainz. Das Unternehmen war früher einmal Betreiber der Call-by-Call-Vorwahl 01065. Das Angebot 0700 Free von Teleflash kostet nichts, nur die Einrichtung der Rufnummer wird mit einmaligen 9,95 Euro berechnet. In der "Free" Variante kann die 0700-Rufnummer auf eine beliebige deutsche Festnetzrufnummer oder zu einem Teleflash-SIP-Konto weitergeleitet werden. Das einfache Web-Interface zur Konfiguration der Weiterleitungsrufnummer ist im Preis schon enthalten.
Die Vertragslaufzeit beträgt bei Teleflash mindestens 7 Tage, die Kündigungsfrist 5 Tage vor dem Laufzeitende. Die eingehende Portierung (z.B. von der Telekom oder 1&1 oder einem anderen Anbieter) kostet nichts.
Wird der ankommende Anruf nach einer gewissen (einstellbaren) Zeit nicht entgegengenommen, springt die serienmäßige Voice-Mail von Teleflash mit einer neutralen Ansage ein und zeichnet die Botschaft des Anrufers auf. Diese Aufnahme wird dem Kunden sofort an eine vorher anzugebende E-Mail-Adresse als Sound-Datei übermittelt.
Soll die 0700-Rufnummer zum Faxempfang dienen, schaltet Teleflash eine Faxmailbox und schickt die angekommenen Faxe dann später als PDF-Datei zum Kunden.
Teleflash Light oder Premium: Mit Grundgebühr und vielen Funktionen
Wer es komfortabler mag, kann den Tarif "0700 Light" buchen, mit Parallel- oder Kettenruf auf bis zu drei Endgeräten. Im Online-Tool sieht der Inhaber der 0700-Rufnummer, wer da gerade anruft oder mit wem der Anrufer schon verbunden ist. Als Ziel kommen deutsches Festnetz, ein SIP-Konto von Teleflash oder eine deutsche Mobiltelefonrufnummer in Frage, ohne Aufpreis. Fax2Mail und Anrufbeantworter sind ebenfalls enthalten und man kann sogar ein Routing abhängig von der Rufnummer des ursprünglichen Anrufers (z.B. für gute Freunde) einrichten. Mehre Routingprofile sind möglich. Das ganze kostet 4,95 Euro im Monat.
Bei Premium (6,95 Euro pro Monat) können es bis zu 5 Endgeräte sein, es sind sogar "Durchwahlen" (die 0700-Rufnummer wird dabei verlängert) möglich, das Routing kann nach Tag und Uhrzeit erfolgen und es werden auch Anrufbeantworter (bei den eigenen Zielrufnummern) erkannt oder dem Anrufer eine "eigene" Wartemusik abgespielt. Gegen Aufpreis kann sogar ins Ausland umgeleitet werden.
Telias
Das Unternehmen Telias stellt Telefonsekretariatsdienste zur Verfügung (ab 9,99 Euro im Monat) und leitet auf Kundenwunsch wohl auch die 0700-Rufnummer dort hin. Die Zielgruppe liegt eindeutig im Business-to-Business (B2B) Sektor, für Privatkunden mit einer 0700 Rufnummer ist das eher weniger interessant.
Weitere Anbieter
Unklar bleibt, ob die "Haist GmbH" neben 0180 und 0800 auch 0700-Rufnummern anbietet. Die Firma "Inopla" erwähnt zwar kurz die Vorwahl 0700 auf ihrer Webseite, nennt aber keinerlei weitere Details oder Preise.
Nach Auskunft der Seite der IG0700 soll das Unternehmen gnTel auch 0700-Rufnummern anbieten, die Zielgruppe ist hier aber eindeutig "Geschäftskunden" und der Schwerpunkt scheinen eher hohe Anrufaufkommen und Telefonanlagen zu sein.
Das von der IG 0700 erwähnte Unternehmen "planet33" ist schon länger bei Sonderrufnummern unterwegs. Nach deren Homepage zu urteilen, liegt der Schwerpunkt inzwischen bei Cloud-Telefon-Anlagen.
Der Münchner Netzbetreiber M-Net hatte einst 0700-Rufnummern im Programm, ist aber in diesem Markt nicht mehr aktiv unterwegs. Auch SNT (einst im Umfeld von E-Plus zu finden) beschäftigt sich nicht mehr mit 0700.
Ein Fazit:
Privatpersonen, die irgendwann einmal eine 0700-Rufnummer besessen haben, können in der Liste der vergebenen 0700er Rufnummern der Bundesnetzagentur nachschauen, ob ihre Nummer noch als "vergeben" gelistet ist. Falls dem so ist, spricht nichts dagegen, diese Nummer wieder zu reaktivieren, wobei das 0700 Free Angebot von Teleflash preislich dafür am besten geeignet sein dürfte.
Bleiben die Anrufpreise zu 0700 weiterhin unreguliert, wird sich die Zahl der Anrufer in Grenzen halten. Sollte der Preis bei der anstehenden Novellierung des Telekommunikationsgesetzes wie angeblich geplant auf 14 Cent (aus allen Netzen) gedeckelt oder preislich sogar dem Mobilfunk oder gar dem Standard-Festnetz zugeordnet werden, könnten diese Nummern über Nacht wieder Bedeutung gewinnen.
Zur Portierung einer 0700-Rufnummer wäre es hilfreich, wenn man den Bescheid der ehemaligen Regulierungsbehörde (RegTP) oder der Bundesnetzagentur noch greifbar hat. Viele Anbieter können die 0700-Nummer aber auch ohne den dort genannten Portierungscode anschließen, wenn sich die Daten der damaligen Zuteilung nicht geändert haben oder noch vollständig bekannt sind. Im eigenen Interesse sollten Inhaber von 0700-Rufnummern die zwischenzeitlich umgezogen sind, die neue Adresse der BNetzA-Nummernverwaltung melden, das ist kostenlos und formlos per E-Mail möglich.
Alle Informationen zu 0700 findet man auf den Seiten der Netzagentur [Link entfernt] und unseren 0700-Infoseiten.