VATM-Studie: Kunden nutzen deutlich mehr Call by Call
Der Griff zum Telefon spielt in Corona-Zeiten eine besonders wichtige Rolle. Dabei erlebt auch die Nutzung der Sparvorwahlen Call by Call eine Renaissance, berichtet der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdienstleistungen (VATM).
Hotlines gefragt
Häufiger als vor der Pandemie seien zudem Servicerufnummern wie zum Beispiel Apotheken-Hotlines und E-Commerce-Hotlines gewählt worden. „Die persönliche telefonische Beratung ist in diesen Zeiten ein sehr wichtiger Faktor und ein Bedürfnis der Kundinnen und Kunden. Das ist deutlich zu spüren“, sagt VATM-Präsidiumsmitglied Karsten Rudloff. Laut den VATM-Mitgliedern liege die Minutenzunahme bei manchen Servicerufnummern zwischen 10 und 20 Prozent. In 2019 haben die Bürgerinnen und Bürger rund 1,9 Milliarden Minuten über Servicerufnummern telefoniert.
Hitliste der Service-Rufnummern
Jeder direkte Festnetzkunde der Telekom kann Call-by-Call nutzen. Die Sparvorwahl wird vor die eigentliche Rufnummer mit Vorwahl gesetzt, also 010xx030123456 für einen Anschluss in Berlin über den Anbieter xx.
Bild: teltarif.de, Logo: VATM
Ein Drittel (der größte Anteil) der Service-Hotlines laufen heute über geographische Rufnummern die meist in Telefonie-Flatrates enthalten sind. 24 Prozent wählen die Vorwahl 0800 (wofür der Anrufer nichts zahlen muss). Immerhin noch 11,7 Prozent laufen über die bei Kunden "unbeliebte" Vorwahl 0180, 11,2 Prozent über die "Gewinnspiel-Vorwahl 0137" und noch erstaunliche 8,1 Prozent über die je nach Anbieter und Inhalt sehr teuren 0900-"Mehrwertnummern". Bleiben 11,5 Prozent oder 205 Milionen Minuten für die "Vorwahlen" 118 (Auskunftsdienste), die an sich abgeschalteten VPN-Vorwahlen 0182-0189 und die persönliche Rufnummer 0700. Nicht explizit aufgeführt wurden die 115 (Behördenkurzwahl), 116xxx (Dienste mit hohem sozialen Wert) und 0181 (Internationale virtuelle private Netze).
45 Prozent mehr Call-by-Call
Sogar um bis zu 45 Prozent ist die Nutzung von Call by Call seit dem ersten Lockdown bei einzelnen Anbietern zeitweise wieder gestiegen. „Kommunikation über das Telefon war noch nie so relevant wie heute“, betont VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Das gelte gerade für Personen, die gesundheitlich besonders gefährdet sind. Mit den Sparvorwahlen ist es möglich, teils deutlich preiswerter zum Beispiel ins Ausland zu telefonieren. Diese Vorwahlen können von den allermeisten Telekom-Kunden über deren Festnetzanschluss genutzt werden.
Call by Call erleichtert Kontakte
„Die Call-by-Call-Vorwahlen helfen Bürgerinnen und Bürgern auch mit niedrigem Budget oder ohne Internetanbindung in diesen Krisenzeiten den Kontakt vor allem zu Familie und Freunden pflegen zu können. Gerade auch für ältere Menschen, die keine digitalen Dienste nutzen können oder möchten, sind die preiswerten Call-by-Call-Tarife eine sehr wichtige Alternative“, sagt Grützner. An den Weihnachtsfeiertagen und den Tagen drumherum gehen die Anbieter von einer wachsenden Nutzung aus.
Insgesamt werden im Jahr etwa fünf Milliarden Minuten über Call-by-Call und Preselection telefoniert. Die Sparvorwahlen haben hierzulande seit der Liberalisierung des Marktes erheblich zu verbraucherfreundlichen Preisen beigetragen. Anrufe kosten über die Sparvorwahlen oft weniger als einen Cent, zum Beispiel ins französische oder polnische Festnetz.
Anrufe zu Mobilfunk: Bis zu 90 Prozent günstiger
Wer einen Festnetz-Basis-Tarif ohne Optionen hat, zahlt für eine Minute zu Mobilfunk immer noch "gruselige" 19 Cent pro Minute. Bei Gesprächen zum Mobilfunk kann der Kunde per Call-by-Call bis zu 90 Prozent einsparen. Die Vorwahl 010049 beispielsweise bietet den gleichen Anruf für nur 1 Cent pro Minute.
Die Regulierung verpflichtet die Telekom nicht mehr dazu, Sparvorwahlen zuzulassen. Nach Auslaufen der Verfügung hat sich der VATM mit der Telekom darauf verständigt, dass Call by Call auch in den nächsten Jahren, mindestens noch bis mindestens Ende 2022, den Kunden zur Verfügung steht.
Weiterhin werden in Tageszeitungen und auf Online-Portalen wie zum Beispiel teltarif.de die aktuellen Call-by-Call-Tarife für alle Interessierten veröffentlicht.
„Digitale Infrastrukturen sind die wesentliche Voraussetzung dafür, dass Menschen miteinander kommunizieren, mobil arbeiten und digitale Unterhaltungsangebote wahrnehmen können – das zeigt sich vor allem in der derzeitigen Situation. Wir sind froh, dass wir es unseren Kunden als Branche auch mit Services wie Call by Call leichter machen können, in den schwierigen Zeiten preisgünstig zu kommunizieren“, sagt VATM-Geschäftsführer Grützner.
Tipps zu Call-by-Call
Call by Call können nur direkte Kunden der deutschen Telekom im Festnetz nutzen. Wer über einen Fremdlieferanten angebunden ist (z.B. Telekom Magenta-Regio) oder direkt bei einem alternativen Festnetzanbieter unter Vertrag steht, kann diesen Dienst nicht nutzen.
Vor der Wahl einer Rufnummer wird die Call-by-Call-Kennziffer 010xx oder 0100yy gewählt, nach dem Wählen muss eine Preisansage erfolgen, bevor es klingelt. Die Ansage erfolgt - je nach Anbieter - in Euro oder Cent pro Minute. Sollte die Preisansage mit dem vorher ermittelten Preis nicht übereinstimmen, empfiehlt es sich, sofort aufzulegen und eine anderen Sparvorwahl zu verwenden.
Die Kosten der Verbindung werden über die Abrechnung der Telekom eingezogen. Sollte eine Abrechnung nicht stimmen, sollte unbedingt den unstrittige Teil an die Telekom bezahlt und die Telekom darüber schriftlich informiert werden. Parallel muss dann beim Call-by-Call-Anbieter reklamiert werden. Die Einrichtung eines Einzelverbindungsnachweises (bei der Telekom beantragen) ist empfehlenswert. Einige Call-by-Call-Anbieter stellen auch im Internet einen Einzelnachweis bereit, der ein Login durch nur dem Kunden bekannte Zugangsdaten (z.B. die Buchungskontonummer der Telekom) erfordert.
Wer sich vom mit Call-by-Call gesparten Geld eine Apple Watch kaufen möchte, findet diese aktuell recht günstig.