Notruf

Handy kann beim Notruf auch fremde Netze nutzen

Heute am Sonntag ist der 11. Februar, kurz 11.2, also das ideale Datum für den euro­päi­schen Tag des Notrufs.
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Heute am Sonntag, dem 11.2. ist der euro­päi­sche Tag des Notrufs. Alle drei etablierten Mobil­funk­anbieter in Deutsch­land machen auf diesen Tag aufmerksam.

30 Millionen Notrufe im Jahr

Pro Tag, so berichtet die Deut­sche Telekom, werden in Deutsch­land durch­schnitt­lich rund 84.000 Notrufe über Fest­netz und Mobil­funk abge­setzt, das sind also ein Notruf pro Sekunde oder 30,6 Millionen im Jahr - in allen Netzen.

Über das Mobil­funk-Netz von Voda­fone kommen täglich mehr als 10.000 Notrufe an die '112' durch, macht 3,6 Millionen pro Jahr, so die Auskunft aus Düssel­dorf.

Am häufigsten rufen die Menschen Rettungs­dienst und Feuer­wehr an, berichtet o2-Telefónica. Auf Platz zwei folge die Polizei mit der Rufnummer 110. Insge­samt wurden 2023 rund zehn Millionen Notrufe über das Mobil­funk­netz von o2-Telefónica abge­setzt. Im Notfall immer die 112 wählen. Der Standort wird meist über AML ermittelt. Der eCall der Europäischen Union bekommt ein Update auf 4G Im Notfall immer die 112 wählen. Der Standort wird meist über AML ermittelt. Der eCall der Europäischen Union bekommt ein Update auf 4G
Foto/Montage: Deutsche Telekom

30 Millionen Notrufe - 250 Leit­stellen

Wie berichtet, waren es im Jahr 2023 in allen deut­schen Netzen über 30 Millionen Notrufe. Nach Auskunft der Telekom laufen alle "112-Notrufe" durch das Kern­netz (im Fest­netz) der Telekom. Beim Notruf ist ein reibungs­loser Betrieb der rund 250 Leit­stellen von Feuer­wehr und Rettungs­dienst unab­dingbar. Bei der Telekom arbeitet ein 30-köpfiges Team, das dafür sorgt, dass jeder Notruf sein Ziel erreicht und somit Hilfe recht­zeitig eintreffen kann.

Dieses Telekom-Team sitzt in Meschede (Nord­rhein-West­falen) und ist rund um die Uhr (24/7) im Einsatz. Es über­prüft von sich aus ("proaktiv") die Anbin­dung der Notruf­num­mern 112 der Feuer­wehren und Rettungs­dienste und die 110 der meisten Polizei-Leit­stellen bundes­weit.

112 hat Prio­rität

Bei einem Notruf via Mobil­funk muss eine SIM-Karte im Handy akti­viert sein und ebenso muss das Gerät einge­schaltet sein. Wird die '112' ange­wählt, dann sucht sich das Handy immer das stärkste Netz, das gerade verfügbar ist. Das bedeutet auch: Hat der eigene Anbieter vor Ort ein Funk­loch oder einen aktu­ellen Netz­aus­fall, dann wird der 112-Notruf über ein anderes, verfüg­bares Netz geleitet. Zudem haben Notrufe immer Vorrang gegen­über allen anderen Gesprä­chen. Das bedeutet, dass notfalls eine andere laufende Verbin­dung vom Netz abge­bro­chen wird, um Kapa­zität zu schaffen.

Im Falle eines Falles unbe­dingt 112 wählen

Zum 'Tag des euro­päi­schen Notrufs' weisen alle Anbieter darauf hin, dass nicht die '110', sondern die '112' die euro­paweite Nummer für Notrufe ist. Etwa bei Bränden, Unglücks­fällen, lebens­bedroh­lichen Unfällen und bei medi­zini­schen Notfällen erreicht man die örtliche Rettungs­leit­stelle '112' inner­halb von weniger als zehn Sekunden.

Im Notfall auto­mati­sche Standort­über­mitt­lung

Für Deutsch­land gibt es sogar eine Beson­der­heit: Bei einem Handy-Notruf an die '112' wird der genaue Standort des Anru­fers inzwi­schen auto­matisch an die Retter über­tragen, dabei ist egal, bei welchem Netz­betreiber der Anrufer Kunde ist. Durch die Standort-Tech­nologie AML (Advanced Mobile Loca­tion) können Feuer­wehr, Notarzt und Rettungs­wagen den Unglücksort sehr schnell finden. Die dafür notwen­digen AML-Server stehen in der inte­grierten Leit­stelle Frei­burg/Breisgau (Baden-Würt­tem­berg) und bei der Berliner Feuer­wehr. Sie funk­tio­nieren inzwi­schen über alle 71.500 Mobil­funk-Stand­orte. Die AML-Daten können alle Rettungs­leit­stellen in Deutsch­land sehen und auswerten.

Notrufe via Handy

Die meisten Anrufe - also mehr als 90 Prozent - kommen heute schon via Mobil­funk­netz zu den Leit­stellen von Feuer­wehr und Polizei. 80 Prozent davon errei­chen die Leit­stellen über aktu­elle Mobil­funk­tech­nolo­gien wie 4G und 5G. Nur noch jeder fünfte Notruf kommt über GSM/2G. Die durch­schnitt­liche Dauer eines Notrufs betrug im zurück­lie­genden Jahr übri­gens 96 Sekunden.

Im Notfall geht es um Sekunden

„In Notfällen zählt jede Sekunde, um Leben zu retten. Die AML-Tech­nologie hat sich in der Praxis bewährt: Die Retter treffen jetzt wesent­lich schneller am Unglücksort ein. Umso schneller können sie Hilfe leisten“, betont beispiels­weise Tanja Richter, Netz-Chefin von Voda­fone Deutsch­land.

1&1: Auch hier die 112 wählen

Der Notruf 112 ist gesetz­lich defi­niert und funk­tio­niert auch im neuen Netz von 1&1. Kunden, die im natio­nalen Roaming bei o2 oder Voda­fone einge­bucht sind, werden genauso schnell zur Leit­stelle vermit­telt.

Kunden auslän­discher Anbieter?

Kunden auslän­discher Anbieter, die zu Gast in Deutsch­land sind, werden nach Wahl der 112 eben­falls mit der nächsten Leit­stelle verbunden. In grenz­nahen Regionen kann es passieren, dass man bei einer Leit­stelle im Nach­bar­land landet. Diese Leit­stellen können dann aber den Notruf weiter­leiten und sollten (wenigs­tens) der engli­schen Sprache mächtig sein.

Rettungs­wagen schneller zum Einsatzort navi­giert

So haben zahl­reiche Rettungs-Leit­stellen – wie zum Beispiel im Main-Tauber-Kreis (Bayern) – eine neue Rettungs-Soft­ware einge­führt: Bei einem Anruf erfasst die Rettungs­leit­stelle der '112' alle wich­tigen Einsatz-Stich­worte – etwa den Unglücksort und die Art der Verlet­zung wie beispiels­weise Platz­wunde am Kopf, Brust­schmerzen oder Verbren­nung. Die Einsatz-Soft­ware infor­miert dann den passenden Rettungs- und Notarzt­wagen, der auf dem schnellsten Weg zum Unglücksort navi­giert wird. Baustellen, Umlei­tungen oder Stra­ßen­sper­rungen sind in dieser Soft­ware berück­sich­tigt.

Notruf-Höchst­stand während Unwetter „Lambert“

Die meisten Notrufe gab es am 22. Juni 2023: Das Unwet­ter­tief „Lambert“ hatte in ganz Deutsch­land zu vielen zusätz­lichen Feuer­wehr­ein­sätzen geführt. Beson­ders im Norden und Westen waren während „Lambert“ Groß­auf­gebote von Feuer­wehr und Polizei unter­wegs. Das Tief­druck­gebiet brachte enorme Regen­mengen mit sich. Die Folge: Mehr als doppelt so viele Notrufe wie gewöhn­lich. Der Höhe­punkt wurde um 19 Uhr erreicht: Inner­halb von zehn Minuten zählte die Telekom über 10.000 Notruf­ver­suche im Zustän­dig­keits­bereich einer einzigen Leit­stelle

Telekom entwi­ckelt eCall weiter

Seit April 2018 müssen neuen Auto­typen in der EU mit dem auto­mati­schen Notruf­dienst eCall ausge­stattet sein. eCall nutzt Mobil­funk und Satel­liten­ortung, um nach einem Unfall - auto­matisch oder von den Insassen ausge­löst - eine Tele­fon­ver­bin­dung zur Notruf­nummer 112 herzu­stellen. Die Telekom entwi­ckelt auch diesen Notruf weiter. Die nächste Gene­ration des eCalls nutzt das 4G-Netz statt wie bisher 2G (GSM). 3G (UMTS) gibt es bekannt­lich in Deutsch­land nicht mehr.

Mit 4G werden die Rufauf­bau­zeiten schneller und es können höhere Daten­mengen über­tragen werden. Damit sind sogar Live­bilder aus dem Unfall­fahr­zeug denkbar. Diese Funk­tionen verbes­sern die Unfall­bewer­tung und die Rettungs­maß­nahmen. Das neue Notruf­system können Fahr­zeug­her­steller und Notruf­zen­tralen ab sofort deutsch­land­weit z. B. im Netz der Telekom testen.

Notruf richtig absetzen

Damit die Mitar­bei­tenden der Leit­stellen bei Feuer­wehr und Polizei schnell geeig­nete Einsatz­kräfte alar­mieren können, müssen die Anru­fenden die fünf (bzw. vier) "W" durch­geben.

  • Wo ist das Ereignis passiert?
    Soweit der eigene Standort am Handy nicht über AML ermit­telt werden kann, sollten die Angaben möglichst exakt sein: Gemein­dename oder Stadt­teil, Stra­ßen­name, Haus­nummer, Stock­werk, Beson­der­heiten wie Hinter­höfe, Stra­ßentyp, Fahrt­rich­tung, Kilo­meter­angaben an Straßen, Bahn­linien oder Flüsse.
  • Wer ruft an?
    Hierbei werden der Name des Anru­fenden, Standort und Tele­fon­nummer für Rück­fragen benö­tigt.
  • Was ist geschehen?
    Die Feuer­wehr benö­tigt eine Beschrei­bung des Ereig­nisses und will wissen, was sich zuträgt, beispiels­weise Verkehrs­unfall, Absturz, Brand, Explo­sion, Einsturz, einge­klemmte Person.
  • Wie viele Personen sind betroffen?
    Dabei reicht es auch, wenn man eine unge­fähre Schät­zung der betrof­fenen Personen, ihrer Lage und der Verlet­zungen abgibt. Wenn Kinder auch unter den Opfern sind, dann ist es für die Leit­stellen wichtig zu wissen, welches Alter die Kinder haben. Auch hierbei reichen geschätzte Angaben.
  • Warten auf Rück­fragen!
    Die anru­fende Person sollte nicht gleich auflegen, denn die Mitar­beiter der Leit­stelle benö­tigen gege­benen­falls noch weitere Infor­mationen. Das ist beson­ders dann wichtig, wenn der Notruf über ein fremdes Netz durch­geführt wurde, das man nur durch Wahl der 112 benutzen kann. Hier kann die Rettungs­leit­stelle nicht zurück­rufen, wenn das "eigene" Netz des Anru­fers vor Ort nicht verfügbar ist.
  • Ruhe bewahren
    Im Notfall kann es durchaus sein, dass der Anrufer den genauen Standort selbst nicht kennt. Wo die AML-Tech­nologie bereits wirkt, können sich Handy-Anrufer bei Notruf-Gesprä­chen auf vier Fragen konzen­trieren: 'Wer? Was? Wann ? Wie?' – das Wo? entfällt.

Übri­gens: Die AML-Daten werden bereits eine Stunde nach dem Notruf­ein­gang wieder gelöscht.

Verschie­dene Smart­phones können inzwi­schen auch über Satellit Hilfe holen, wie z.B. das iPhone 14 oder 15.

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