EU-Kommission verstieß gegen Regeln für 032-Nummer
Die EU-Kommission in Deutschland
Bild: EU-Kommission
Schon seit längerer Zeit berichtete teltarif.de immer wieder über die 032-Rufnummern, bei denen es sich mitnichten um eine reguläre deutsche Ortsvorwahl, sondern um eine spezielle Vorwahl für Ortsnetz-unabhängige Dienste handelt. Meist wird die 032 für VoIP-Dienste eingesetzt, aber auch Mail-Provider und die Bundeswehr setzen auf 032-Rufnummern. In Flatrates sind Anrufe zu 032-Rufnummern weiterhin nicht enthalten.
Die EU-Kommission in Deutschland
Bild: EU-Kommission
Zum 1. Dezember war es allerdings so weit: Die Bundesnetzagentur vereinheitlichte den Maximalpreis und setzte ihn auf einheitlich 9 Cent pro Minute. Seither dürfen Anrufe zu 032-Nummer nicht mehr kosten, egal ob vom Festnetz oder vom Handy aus.
Gleichzeitig führte die BNetzA aber noch eine Verpflichtung ein, dass bei jeder Werbung oder sonstigen Nennung der Rufnummern aus dem Bereich 032 über den Höchstpreis informiert werden muss. Davon hatte die EU-Kommission aber wohl nichts mitbekommen.
Aufmerksamer Leser entdeckt Verstoß gegen Preisangabe
Die EU-Kommission will nicht nur eine ferne Institution in Brüssel, sondern auch in jedem EU-Mitgliedsland direkt für alle EU-Bürger telefonisch für Nachfragen erreichbar sein. Dazu betreibt sie die Internet-Seite Europe Direct - so erreichen Sie uns. Dort gibt es eine allgemeine 00800-Nummer für Anrufe innerhalb der EU, eine Rufnummer mit der Ländervorwahl 0032 in Belgien für Anrufe von außerhalb der EU sowie einen Rückrufservice per SMS.
Zusätzlich ist auf dieser Seite eine Liste mit lokalen Rufnummern für jedes EU-Land aufgeführt. Als Preisangabe steht insgesamt für alle diese Nummern "nationaler Standardtarif". Bezogen auf Deutschland war das aber schon immer falsch: Denn die EU-Kommission betrieb für Deutschland keine lokale Ortsnetz-Rufnummer, sondern gab dort eine 032-Nummer an, die eben nicht zum Ortsnetz-Tarif erreichbar ist.
Unzulässige, inzwischen verschwundene Angabe einer deutschen 032-Rufnummer bei der EU-Kommission
Bild: EU-Kommission, Screenshot/Bearbeitung: teltarif.de
EU-Kommission reagiert auf teltarif.de-Hinweis
Einem aufmerksamen teltarif.de-Leser fiel dieser Fehler schon vor dem 1. Dezember auf. Er wandte sich zunächst an die Bundesnetzagentur und prognostizierte, dass die EU-Kommission ab dem 1. Dezember gegen die Preisangabenverordnung verstoßen würde und die Angabe "nationaler Standardtarif" im Übrigen jetzt schon falsch sei. Sein Anbieter Lidl-Connect würde vor dem 1. Dezember noch satte 39 Cent pro Minute zu 032-Nummern berechnen. Eine Antwort erhielt der Leser von der BNetzA allerdings nicht.
Daraufhin teilte er uns die ganze Geschichte mit. teltarif.de wartete bis Anfang Dezember, ob die EU-Kommission den Fehler möglicherweise selbst entdecken und beseitigen würde - doch dem war nicht so. Als am 2. Dezember immer noch die 032-Nummer ohne die verpflichtende Angabe des Preises von nun einheitlich 9 Cent pro Minute und mit dem falschen Hinweis "nationaler Standardtarif" auf der Seite stand, kontaktierten wir einen deutschen Pressesprecher der EU-Kommission und wiesen auf den Verstoß hin.
Es dauerte dann einige Tage, bis eine Reaktion erfolgte. Zunächst verschwand die 032-Rufnummer von der Seite. Aktuell ist Deutschland dort das einzige EU-Land, zu dem in der Übersicht steht: "Neue Nummer in Kürze verfügbar." Am 7. Dezember erhielten wir von der deutschen Presseabteilung der EU-Kommission dann schließlich eine Antwort mit dem Hinweis, man werde sich darum kümmern. Deutsche EU-Bürger können aktuell die EU-Kommission also weiterhin nur unter der Rufnummer 00800-67891011 anrufen, die an Werktagen von 9.00–18.00 Uhr MEZ erreichbar ist.
Über 0180-Nummern werden Service-Hotlines, Gewinnspiele und viele andere Dienste abgewickelt - dabei fallen allerdings unterschiedliche Kosten an. Auch die Anrufe zu 0180-Nummern wurden seit Dezember vereinheitlicht - wir zeigen, wie viel Sie für einen Anruf zahlen müssen.