10 Jahre WhatsApp: Der Messenger, der die Welt veränderte
Die erste Version von WhatsApp erschien 2009 für das iPhone
Bild: Apple, WhatsApp - Montage: teltarif.de
Texte und Kurznachrichten in Echtzeit versenden: Das war im Jahr 2009 beileibe keine Besonderheit mehr. Insbesondere in Asien und Europa versandten Handy-Nutzer damals schon seit über 15 Jahren fleißig SMS und bescherten den Netzbetreibern damit Millioneneinnahmen. Allerdings war die SMS auf 160 Textzeichen beschränkt. Und seit dem Siegeszug von ICQ seit 1996 gab es Instant-Messenger, mit denen man Sofortnachrichten, Bilder und Dateien zwischen Computern verschicken konnte.
Was war es also, was den genau heute vor 10 Jahren offiziell gestarteten Messenger WhatsApp so erfolgreich machte? War es nur die Übertragung der Instant-Messenger-Idee auf das Smartphone? Wir schauen auf eine bewegte Geschichte zurück.
Die erste Version von WhatsApp erschien 2009 für das iPhone
Bild: Apple, WhatsApp - Montage: teltarif.de
Die ersten Anfänge von WhatsApp
Die beiden WhatsApp-Gründer Brian Acton und Jan Koum hatten irgendwann keine Lust mehr, bei Yahoo zu arbeiten. Auch Ihre Bewerbungen um eine Arbeit bei Facebook blieben erfolglos. Doch die zündende Idee kam, als Jan Koum im Januar 2009 ein iPhone kaufte und sofort das bis dahin nur wenig ausgeschöpfte Potenzial von Smartphone-Apps entdeckte.
Die ersten Versionen von WhatsApp konnten anderen Nutzern lediglich den eigenen Status anzeigen, was irgendwann zu langweilig war. Am 24. Februar 2009 wurde die Firma WhatsApp gegründet. Ein wichtiges Datum war der Juni 2009, denn da eröffnete Apple erstmals die Möglichkeit für Push-Benachrichtigungen auf dem iPhone. Damit konnten Freunde auch benachrichtigt werden, wenn die App gerade minimiert war oder das Smartphone in der Tasche steckte. WhatsApp 2.0 beinhaltete schließlich die Messaging-Funktion, und schnell stieg die Nutzerzahl auf 250 000. Im November 2009 landete die finale Version der App im AppStore.
Nein, die nächste Entwicklungsstufe war nicht die Android-Variante, sondern eine WhatsApp-Version für den Blackberry. Damit die Sache nicht so schnell wächst, wurde WhatsApp kostenpflichtig gemacht, dies bescherte den Entwicklern fast von Beginn an Einnahmen. Im Dezember 2009 kam die Funktion dazu, Fotos zu versenden. Erst im August 2010 erschien WhatsApp für Android. Schon 2011 gehörte WhatsApp mit zu den beliebtesten und am meisten genutzten iPhone-Apps.
Der Erfolg lag nicht nur in der einfachen Bedienbarkeit, sondern auch daran, dass ein Account einfach mit der eigenen Handynummer erstellt werden konnte, was nach wie vor nur wenige Minuten dauert. Und dadurch, dass WhatsApp (ungefragt) das komplette Adressbuch des Smartphones auslas und alle Kontakte automatisch hinzufügte, hatte man in Minutenschnelle ein mobiles Freundesnetzwerk in der Tasche, das bis dahin noch niemand in dieser Einfachheit geboten hatte.
Jan Koum, der Mitgründer von WhatsApp
Bild: dpa
Erfolg der App weckt Begehrlichkeiten
Nachdem mehrere hundert Millionen Nutzer weltweit WhatsApp verwendeten, wurden natürlich auch Investoren auf WhatsApp aufmerksam und investierten in das junge, aufstrebende Startup.
Im Februar 2014 erreichte die Welt die Nachricht, dass Facebook WhatsApp für die Rekordsumme von 19 Milliarden US-Dollar übernimmt. Eine gute oder schlechte Nachricht? Für die jungen Gründer sicher eine unglaubliche Bestätigung ihrer App-Idee, für Facebook-Hasser und -Abstinenzler war es ein schwarzer Tag. In diesen Tagen wechselten hunderttausende Nutzer aus Protest zu sichereren Alternativen mit Verschlüsselung wie beispielsweise Threema, Telegram oder TextSecure (heute Signal).
Überhaupt waren Sicherheitsfunktionen in den Anfangsjahren kein Thema bei WhatsApp gewesen, was dem beliebten Messenger starke Kritik einbrachte. Erst im Oktober 2014 wurde bekannt, dass WhatsApp nun auch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung implementieren wird, die aber nicht selbst entwickelt, sondern vom TextSecure/Signal-Entwickler Open Whisper Systems übernommen wurde. Komplett umgesetzt war das Sicherheitsfeature erst 2016.
Und mit der Übernahme durch Facebook befürchteten viele Nutzer nicht ganz zu Unrecht, dass der Geschäftssinn von Facebook-Chef Mark Zuckerberg irgendwann auch auf WhatsApp abfärben würde. Obwohl die App selbst irgendwann wieder kostenlos wurde, versprachen Brian Acton und Jan Koum hoch und heilig, auf WhatsApp werde es niemals Werbung geben. Doch der Druck wurde zu hoch, beide WhatsApp-Erfinder haben mittlerweile Facebook verlassen. WhatsApp wird in diesem Jahr Werbung im Status-Bereich bekommen und Mark Zuckerberg will unbedingt alle Facebook-eigenen Messenger-Dienste (außer WhatsApp und Facebook-Messenger auch noch Instagram) zu einer gemeinsamen Plattform zusammenlegen. Das ruft weltweit Datenschützer und Gerichte auf den Plan.
Seit Beginn die großen Diskussionsthemen bei WhatsApp: Sicherheit und Datenschutz
Logo: WhatsApp, Montage: teltarif.de
Eine der weltweit erfolgreichsten Kommunikationsplattformen
Trotz der ganzen Querelen um Datenschutz und den Einfluss von Facebook schaffte es WhatsApp, zu einer der erfolgreichsten Kommunikationsplattformen weltweit zu werden, die mittlerweile von über zwei Milliarden Nutzern verwendet wird, also fast einem Drittel der Weltbevölkerung. Die weite Verbreitung verhinderte bislang, dass sich eine der sichereren Alternativen genauso durchsetzen konnte. Und die Netzbetreiber, denen irgendwann wegen WhatsApp die SMS-Nutzer wegbrachen, konnten mit viel zu späten und unausgereiften SMS-Nachfolgern wie Joyn keinen Blumentopf mehr gewinnen.
Außer der weiten Verbreitung trugen natürlich auch neue Features zum Erfolg von WhatsApp bei: Sprachnachrichten-Versand, Gruppenfunktion, direkte Sprachtelefonie, WhatsApp Web für die Nutzung im Desktop-Browser, dezidierte Desktop-App, Registrierungsmöglichkeit per Festnetznummer oder "Gelesen"-Häkchen. Auch der Umzug von WhatsApp auf ein neues Smartphone ist dank der Synchronisation über die Clouds von Apple und Google sehr einfach. Für Geschäftskunden und die Kundenkommunikation kam 2018 WhatsApp Business. Auch zahlreiche Nachrichtenmedien verwenden WhatsApp, um ihre Leser per WhatsApp zu informieren.
Ein derartig erfolgreicher Dienst steht natürlich vermehrt im Fokus der Nachrichtendienste, denn nicht nur oppositionelle Gruppen in diktatorischen Staaten, sondern auch Terroristen verwenden WhatsApp, um Anschläge zu planen und sich mit Hintermännern auszutauschen. WhatsApp wird daher zum Teil in diktatorischen Staaten geblockt - und auch demokratische Staaten entwickeln Staatstrojaner, die zwar nicht unbedingt die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung knacken, stattdessen aber den mutmaßlichen Terroristen und seine Kommunikation einfach per Screenshot überwachen.
Ganz tot ist die SMS im WhatsApp-Zeitalter übrigens noch nicht, als Bestätigungs-SMS für Zweifaktor-Authentifizierung oder als SMS-TAN für Online-Banking versieht sie nach wie vor ihren Dienst.
In einem separaten Ratgeber verraten wir Ihnen wichtige Tipps und Tricks zu WhatsApp, und außerdem können Sie unseren WhatsApp- und Telegram-Newsletter abonnieren.