Yuilop-Test

Yuilop im Test: App zum kostenlosen Telefonieren hat Schwächen

App ist kostenlos für Android und iOS erhältlich
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Mit jeder ankommenden SMS wird das eigene Yuilop-Konto mit "Energie" aufgeladen, eine nette Umschreibung für ein Guthabenkonto, das man auf die Dauer braucht, um selbst aktiv werden zu können. Energie kann "verdient" werden, durch Buchen von Abos oder dem Laden von Apps. Energie gibts auch für ankommende SMS auf dem eigenen Yuilop-Konto oder als Prämie, wenn sich eingeladene Freunde selbst bei Yuilop anmelden.

Offen spricht Yuilop das Geschäftsmodell an: "Wir finanzieren uns in erster Linie über kleine "In-App"-Werbeanzeigen und Kooperationen mit Unternehmen und Produkten, die das User-Erlebnis unserer Kunden bereichern. Wir sind stets bemüht, sinnvolle Dienste, die den Alltag des Kunden bereichern, in unsere App zu integrieren, wie zum Beispiel Coupies, dem kostenlosen Couponanbieter. Darüber hinaus verdienen wir an den so genannten Terminierungsentgelten (Interconnection-Gebühren), das heißt den Gebühren die wir fremden Netzbetreibern für die Vermittlung von Gesprächen in das Yuilop-Netz berechnen."

Ruf mich an? Kommt was an?

Yuilop im Test: App zum kostenlosen Telefonieren hat Schwächen Oberfläche bei eingehenden Anrufen
Bild: teltarif.de
Ist der ausgesuchte Kontakt zufällig auch "Mitglied" bei Yuilop, hat sein Handy eingeschaltet und die App auch installiert und gestartet, kann er angerufen werden. Eine DTMF-Tonfolge signalisiert, dass ein Wählvorgang stattfindet, der Nutzer erhält aber keine Hinweisansage, dass die Gegenstelle nicht erreichbar ist oder vielleicht längst die App gelöscht hat. Nach einer gewissen Wartezeit erklingt ein amerikanisches Besetztzeichen.

Selbst wenn das Zielhandy "klingelt", ist nicht immer gewährleistet, dass die Sprachverbindung wirklich zustande kommt, denn die Applikation befindet sich noch im Testbetrieb. Die beste Sprachqualität ist erzielbar, wenn beide Teilnehmer über WLAN mit dem Internet verbunden sind. Nach Angaben von Yuilop soll sogar ein Handover zwischen einer laufenden Verbindung von WLAN auf Mobilfunk möglich sein, bei unserem Probebetrieb hat das bislang noch nicht geklappt.

Originell ist die Funktion, bei gegenseitigen gleichzeitigen Anrufen ein "Besetzt"-Zeichen zu vermeiden. Bei klassischer Telefonie kann es passieren, dass A und B sich unabhängig voneinander zur gleichen Zeit anrufen möchten und auf "Besetzt" landen. Bei Yuilop soll diese "Kollision" erkannt und aufgelöst werden, die Partner finden schneller zueinander.

Jede Form von Voice über Internet setzt in jedem Fall eine sehr stabile, schnelle und zuverlässige Internetverbindung voraus, es sollte also möglichst 3G-Netz-Versorgung vor Ort vorhanden sein. Da heutzutage die Mobilfunkdatennetze bei vielen Anbietern zu latenter "Verstopfung" neigen, muss immer wieder mit Abbrüchen und Enttäuschungen gerechnet werden. Das war schon bei Pinger so und zeigt, daß die mobile Netzwelt für echtes VoiP noch nicht gerüstet ist oder gerüstet sein möchte, um die Einnahmen aus der klassischen Sprachtelefonie nicht ganz zu verlieren.

Yuilop-App: Braucht man die?

Yuilop im Test: App zum kostenlosen Telefonieren hat Schwächen Nachricht über einen eingehenden Anruf
Bild: teltarif.de
Im Zeitalter immer günstiger werdender Sprachtarife und Flatrates für Sprache oder Daten muss auch die Frage erlaubt sein, ob das zusätzliche Verwenden einer Over-The-Top-Applikation wirklich Sinn macht. Ganz klar: Eine SMS-Nachricht für 19 oder 29 Cent wird heute schon als unmoralisch teuer angesehen, da es erfahrungsgemäß ja nicht bei einer einzigen Nachricht bleibt.

Hier hat ein Nutzer beim Nachrichtenversand schon heute eine Große Auswahl an SMS-Alternativen, die allerdings untereinander in der Regel nicht immer kompatibel oder nicht miteinander verbunden sind. Oft müssen alle Kontakte eine gemeinsame App nutzen, sonst bleibt die kostenlose Kommunikation einseitig. Mit Yuilop können auch Teilnehmer außerhalb der Community per SMS erreicht werden, solange das Guthabenkonto (die "Energie") dafür ausreichen.

Die App des Pioniers und wahrscheinlichen Marktführers Whatsapp funktioniert in der Regel recht gut, erlaubt aber keine Nachrichten nach Nichtnutzer. Gespannt darf man auf den neuen Standard RCS-e - besser bekannt als Joyn - sein, hinter dessen Einführung die großen Netzbetreiber stehen, doch im Moment ist in Deutschland noch niemand damit gestartet.

Bei Sprachtelefonie würden wir eher auf einen echten Mobilfunk-Flatrate-Tarif setzen, den es längst ab rund 20 Euro im Monat gibt. Die Wahrscheinlichkeit, die Gegenstelle zuverlässig zu erreichen, ist dort deutlich höher.

Bei aller möglichen Kostenersparnis durch eine Over-the-Top-App wie Yuilop oder Pinger darf ein unbedingt notwendiges Internet-Datenpaket nicht aus den Augen gelassen werden. Dieses muss groß genug sein, um nicht vor lautem VoIP-Datenverkehr viel zu früh in die Drosselung zu laufen. Nicht alle öffentlichen WLAN-Netze sind kostenfrei nutzbar, da können noch die monatlichen Kosten für eine Hotspot-Flatrate (z.B. von Telekom) dazu kommen, wenn man nicht nur zu Hause "kostenlos" telefonieren will.

Yuilop: Nette Idee, aber wenig praktischer Nutzen

Unser Fazit: Auf welche App der Nutzer am Ende setzt, muss jeder Nutzer für sich selbst entscheiden. Yuilop ist ein netter Ansatz, aber für eine ernsthafte Nutzung oder Bewertung ist es im Moment noch zu früh. Der "Zwang" laufend seine Kontakte "ermuntern" zu müssen, doch bitte das eigene Konto durch den Versand von Nachrichten "aufzuladen", kann schnell auf Ablehnung stoßen, die Bekanntgabe einer weiteren Rufnummer, die dann nicht einmal vollständig nutzbar ist, auch.

Ob das Geschäftsmodell mit kunterbunten Werbe-Apps, die zur Aufladung genutzt werden können, auf die Dauer tragfähig ist, wird der Markt zeigen. Das Angebot derartiger Angebote wächst von Tag zu Tag. Viele Kunden sind sehr wechselhaft.

Yuilop steht derzeit für Apples iOS und Android zur Verfügung, eine App für Windows Phone 7.x befindet sich in der Entwicklung und soll später folgen. Eine ausführliche FAQ (in deutscher Sprache) findet sich auf www.yuilop.com [Link entfernt] .