Messaging-App

yuilop-Chef: Technik hinter Messaging-Apps wird irrelevant

Netzbetreiber werden auf reine "Datenpumpstation" reduziert
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Kürzlich ist der Over-The-Top-Dienst (OtT) yuilop mit seinem Sprachangebot gestartet. Da stellt sich die Frage: Wer steckt eigentlich hinter yuilop? teltarif.de hat den Gründer Jochen Doppelhammer interviewt.

Motor und Gründer des deutsch-spanischen Unternehmens ist Jochen Doppelhammer (42), mit einem Diplom in Informatik und Betriebswirtschaftslehre der Universität Passau, der seit rund 14 Jahren in der Mobilfunkbranche zu Hause ist. Zu den Stationen seines Berufslebens gehörten unter anderem T-Mobile (heute Telekom Mobilfunk) und irgendwann verschlug es ihn nach Spanien. Dort gründete er die Simyo Espana und mischte mit einem "einfachen" Tarif den spanischen Markt auf. Außerdem half er der Schwester Blau bei ihrem Start auf der iberischen Halbinsel, wobei der Zufall zu Gute kam, dass "Blau" auf katalan in etwa "blau" ausgesprochen wird.

Dadurch lernte Doppelhammer schon früh die Blau-Gründer um Martin Ostermayer kennen, die sich nach ihrem Ausstieg bei Blau heute mit Venture Capital (VC) beschäftigen. Bei Venture Captial (Wagniskapital) stecken potente Geldgeber (Investoren) ihr Geld in junge neue Unternehmen, von denen sie außerordentliche Erfolge erwarten.

Doppelhammer stellte seine Idee von "yuilop" vor, diese fand Gefallen und so investierten Shortcut VC [Link entfernt] und weitere Partner etwa 4,5 Millionen Euro in das deutsch-spanische Unternehmen. Das soll nicht alleine Textnachrichten (oder SMS) zwischen den Nutzern der gleichen App austauschen können, wie es beispielsweise Whatsapp tut, sondern soll auch den Kontakt zu weltweiten Nutzern anderer Dienste und Netze ermöglichen, also auch die klassische SMS an Außenstehende ermöglichen, die von yuilop oder ähnlichen Programmen noch nie gehört haben.

Telefoninterview über Yuilop

yuilop-Gründer Jochen Doppelhammmer im teltarif.de-Interview yuilop-Gründer Jochen Doppelhammmer im teltarif.de-Interview
Bild: yuilop
Unser Telefoninterview mit Jochen Doppelhammmer fand natürlich stilgerecht über die Applikation von yuilop statt, von Deutschland nach Spanien via Internet.

Dabei wäre die Vergabe von virtuellen Rufnummern beinahe zum Verhängnis geworden, denn Jochen Doppelhammer konnte uns auf der genannten yuilop-Rufnummer +49-1570-45xxx-Nummer zunächst nicht erreichen. Er räumt ein, dass hier die Kommunikation nicht ganz ideal verlaufen sei. Im Moment kann diese virtuelle Nummer nur zum SMS-Versand und SMS-Empfang verwendet werden, wobei die Nummer für SMS aus allen Netzen erreichbar ist und auch Nachrichten an "normale" Handynummern, die yuilop vielleicht noch nicht kennen, verschickt werden können. Eines baldigen Tages soll diese Nummer aber vollständig erreichbar sein und bei abgehenden Anrufen in das klassische PSTN-Telefonnetz (Public Switched Telecommunication Network) auch signalisiert werden.

Statistiken zur Kommunikation (Klick für Vergrößerung!) Statistiken zur Kommunikation (Klick für Vergrößerung!)
Grafik: yuilop/VATM
In Zusammenarbeit mit dem Branchenverband VATM hat yuilop ermittelt, dass die Zahl der Gesprächsminuten pro Tag im Festnetz von 649 Millionen (im Jahre 2009) auf 633 Millionen (im letzten Jahr) gefallen ist, zugleich stiegen die Minuten im Mobilfunk von 250 Millionen auf 288 Millionen (siehe auf dem Bild die Grafik 1).

Dafür sind die Umsätze mit SMS-Kurznachrichten dramatisch gefallen: Von 5,15 Euro pro Anschluss und Monat 2005 um 60 Prozent auf 1,90 Euro im Jahr 2011. Gleichzeitig stiegen die Mengen der verschickten SMS-Nachrichten von 54,8 Millionen auf 116,9 Millionen pro Tag. Das erklärt sich mit der zunehmenden Anzahl von gebuchten SMS-Paketen oder Flatrates (siehe Grafik 2).

Der verstärkte Einsatz von Gratis-Apps, die sich zum Versand von Textnachrichten eignen, wie Yuilop, Whatsapp oder anderen, hat bewirkt, dass der SMS-Umsatz weltweit um 16,5 Milliarden Euro gegenüber den Vorjahren gesunken ist (Grafik 6).

Auf der zweiten Seite äußert sich Doppelhammer zu der Frage, ob irgendwann gar keine Telefonnummern mehr notwendig sind und ob Provider außer der "Datenlieferung" zukünftig überhaupt noch weitere Dienste vermarkten können.