teltarif hilft: Kein DSL im Flüchtlingsheim - Telekom kassiert
Wer als Flüchtling nach Deutschland kommt, wird oft für die ersten Wochen oder Monate in einem Flüchtlingsheim untergebracht. Für die Neuangekommenen ist es in vielerlei Hinsicht wichtig, einen Internetanschluss zu haben. Und das nicht nur für die Kommunikation mit Familie und Freunden zu Hause, sondern auch, um mit deutschen Ämtern und Behörden kommunizieren zu können.
Gleichzeitig kennt sich aber so gut wie kein Flüchtling mit den Gepflogenheiten hierzulande aus: Wo bekomme ich einen Internet-Anschluss, welche Techniken und Tarife gibt es, was ist im Flüchtlingsheim überhaupt möglich? Oft sind es dann ehrenamtliche oder professionelle Helfer aus Deutschland, die wertvolle Hilfe leisten - im vorliegenden Fall musste sich auch teltarif.de einschalten.
Telekom-DSL ins Flüchtlingsheim bestellt
Telekom-Mitarbeiter im Einsatz, um Flüchtlingen zu helfen
picture alliance/dpa
Im Juni meldete sich ein teltarif.de-Leser bei uns, der als Helfer einen Asylbewerber unterstützte. Der Asylbewerber spricht noch recht wenig Deutsch. Er wohnt in einem Wohnheim der Arbeiterwohlfahrt. Die Bewohner des Heims werden über hauseigenes WLAN mit Internet versorgt. Bei dem Flüchtling war das WLAN-Signal jedoch nicht sehr gut, sodass er sich selbst einen Internet-Zugang besorgen wollte. Die Telekom hat ihm dann einen Magenta Zuhause XL Vertrag verkauft und ihm am 13.03.2021 seine Bestellung bestätigt.
Am 23.03.2021 kam dann offenbar ein Techniker der Telekom im Flüchtlingsheim vorbei und wollte den Anschluss schalten. Nach Auskunft des Asylbewerbers hat der Sicherheitsdienst des Wohnheims dem Techniker zu verstehen gegeben, dass in dem Wohnheim keine privaten DSL-Anschlüsse gelegt werden können und dass er daher den Anschluss nicht schalten dürfe. Trotzdem kam am 26.03.2021 eine Bestätigung per E-Mail, dass der Auftrag ausgeführt und der Anschluss geschaltet worden sei. Der Flüchtling hat damals leider nicht auf die Anschlussbestätigung reagiert, sondern hat seit März 2021 den DSL-Anschluss bezahlt, und zwar 19,95 Euro monatlich für die ersten sechs Monate und danach 54,95 Euro pro Monat abzüglich einer Gutschrift von 4,17 Euro pro Monat. Nutzen konnte er den Anschluss allerdings zu keinem Zeitpunkt.
Deutscher Helfer kontaktiert Telekom
Am Freitag, 24.06.2022, hat der deutsche Helfer im Beisein des Asylbewerbers beim Kundenservice der Telekom angerufen, um den Fall zu schildern und nach einer Lösung zu suchen. Die Mitarbeiterin der Telekom sei sehr freundlich und hilfreich gewesen und hat nach einigem Suchen in ihren Unterlagen auch die Darstellung bestätigt, dass der Techniker der Telekom keinen Anschluss schalten durfte. Warum es aber trotzdem zu einer Anschlussbestätigung kam, konnte sie nicht sagen. Nach Rücksprache mit ihrem Vorgesetzten konnte sie eine Sonderkündigung zum 26.03.2022 (also rückwirkend für drei Monate) zusagen. Diese Sonderkündigung wurde mittlerweile auch per E-Mail bestätigt.
Nach Meinung des deutschen Helfers war das aber nicht ausreichend. Nachdem der Anschluss nicht gelegt werden konnte, war nach Auffassung des Helfers zu keinem Zeitpunkt ein gültiger Vertrag zustande gekommen. Die Mitarbeiterin der Telekom argumentierte dagegen, dass der Asylbewerber die Rechnungen ja bezahlt habe und damit stillschweigend seine Zustimmung zu dem Vertrag gegeben hätte. Das kommentierte der Helfer bei seiner Kontaktaufnahme mit unserer Redaktion so:
Ich halte die Position der Telekom für inakzeptabel. Ein Vertrag, der nicht erfüllt werden kann, darf meiner Meinung nach auch nicht berechnet werden – egal wie lange man die ungerechtfertigten Abbuchungen duldet. Ganz besonders unangenehm fällt hier auf, dass es sich um einen Mitbürger mit Migrationshintergrund und unzureichenden Sprachkenntnissen handelt. Hier wird die Unwissenheit der Menschen ausgenutzt.
Telekom erstattet den kompletten Betrag
Wir ließen uns alle Kundendaten des Asylbewerbers zusenden und kontaktierten die Telekom. Daraufhin dauerte es nur einen Tag, bis die Telekom sich bei uns meldete und schrieb:
Vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich habe dazu mit unserem Kundenservice gesprochen, denke da wird sich eine gute Lösung finden. Wir nehmen mit dem Kunden Kontakt auf.Dieses Gespräch fand wohl kurz darauf statt, denn schon wenige Stunden später meldete sich der deutsche Helfer bei uns und berichtete:
Die Telekom hat sich bereits bei Herrn [Name des Asylbewerbers] gemeldet und eine Gutschrift in Höhe von 415,89 Euro zugesagt. Damit ist der Fall aus meiner Sicht erledigt. Ich bin sehr überrascht, wie schnell und reibungslos das geklappt hat. Vielen Dank für Ihre Unterstützung in der Angelegenheit.Der Weg zu einem neuen DSL-Anschluss führt immer über die Verfügbarkeitsabfrage. Doch was kann ein interessierter und bestellwilliger Kunde machen, wenn diese nachweislich falsch ist? In einem Fall musste teltarif.de helfen.