TV-Gipfel

Jubel: Schon mehr als 1,2 Milliarden Streaming-Abos

Corona hat die Fern­seh­welt durch­ein­ander gewir­belt. Geschadet hat die Pandemie der Branche als Ganzes kaum. Es wird gestreamt wie noch nie. Vor allem euro­päi­sche Produk­tionen sind welt­weit beliebt.
Von dpa /

Große Bandbreite an Streaming-Inhalten auf der digitalen MIPTV 2021 Große Bandbreite an Streaming-Inhalten auf der digitalen MIPTV 2021
Bild: MIPTV
Sie bringen Ablen­kung von der Krise vor der Haustür: Strea­ming­dienste gehören zu den Gewin­nern der Corona-Pandemie. "Es gab nie eine größere Nach­frage als jetzt", berichtet Bran­chen­expertin Lucy Smith im Inter­view der Deut­schen Presse-Agentur. "Das sieht man beispiels­weise schon daran, dass die Abon­nen­ten­zahlen der Video­platt­formen im Jahr 2020 regel­recht explo­diert sind", sagt die Chefin der welt­größten Fach­messe MIPTV in Cannes.

Die Fach­welt geht nach jüngsten Zahlen von welt­weit mehr als 1,2 Milli­arden Nutzer­konten aus. So hat es der New Yorker Markt­for­scher LightShed Rese­arch errechnet. Darin sind allein die großen Anbieter mit Sitz in den USA einge­rechnet, etwa Netflix, Amazon und Disney+. Regio­nale Strea­ming­por­tale etwa in Deutsch­land kommen oben drauf. Große Bandbreite an Streaming-Inhalten auf der digitalen MIPTV 2021 Große Bandbreite an Streaming-Inhalten auf der digitalen MIPTV 2021
Bild: MIPTV

2020 wurde Milli­arden­marke über­schritten

Bereits Mitte März hatte der ameri­kani­sche Produ­zen­ten­ver­band Motion Picture Asso­cia­tion aus Washington geju­belt, dass 2020 die Milli­arden­marke bei den Abos global erst­mals über­schritten worden sei. Das bedeutet ein Wachstum um 26 Prozent gegen­über dem Vorjahr.

Bei der am Montag begin­nenden wich­tigsten Fern­seh­messe der Welt, der MIPTV in Cannes, herrscht also Cham­pagner­laune. Die Geschäfte laufen besser denn je, auch wenn die MIPTV 2021 nur virtuell statt­findet.

Vor allem lokale Produk­tionen, die zugleich welt­weit ange­boten werden, boomen immer mehr. "Die Platt­formen sind damit gestartet, aber die Fern­seh­sender und andere Mark­teil­nehmer steigen eben­falls mit ein", betont Smith. Vor allem euro­päi­sche Serien und Filme seien gefragt, darunter deut­sche, fran­zösi­sche, spani­sche und schwe­dische Produk­tionen: "Mit Inhalten, von denen man früher nicht gedacht hatte, dass sie inter­national erfolg­reich sein könnten."

So wird zur MIPTV zum ersten Mal die ZDF-Produk­tion "Der Hirte" vorge­stellt. Die vier­stün­dige Mini­serie mit Tobias Moretti in der Haupt­rolle spielt in Tirol und handelt von einem Winzer, der von seiner Mafia-Vergan­gen­heit einge­holt wird. Für den welt­weiten Vertrieb als "The Wine­maker" ist die Münchener Beta Film zuständig. Dort rechnet man mit großem Inter­esse an dieser Art von "Event TV".

Aufmerk­sam­keit für euro­päi­sche Produk­tionen größer

Über­haupt haben sich für Beta, einen der größten deut­schen Programm­ver­triebe, die Geschäfte in den letzten Monaten "sehr gut" entwi­ckelt, so Senior Vice Presi­dent Oliver Bachert. Die gestie­gene Nach­frage an euro­päi­schen Produk­tionen erklärt er so: "In den USA und Groß­bri­tan­nien wurden manche Serien wegen Corona verzö­gert, Staf­feln gekürzt oder sogar nicht fort­gesetzt, Sport­über­tra­gungen sind ausge­fallen, da war die Aufmerk­sam­keit für euro­päi­sche Produk­tionen noch größer." Die Ausstrah­lung der zehnten Staffel der ameri­kani­schen Zombie-Serie "The Walking Dead" zum Beispiel brach im vergan­genen Früh­jahr einfach ab und wurde erst Monate später fort­gesetzt.

Auch wenn die Pandemie zurzeit Produk­tions­bedin­gungen erschwert und für Einbußen bei den werbe­finan­zierten Sendern sorgt, machen sich die Produ­zenten keine Sorgen. Ufa-Chef Nico Hofmann geht davon aus, dass Sender sich genau über­legen müssten, wie sie sich gegen­über den großen US-Platt­formen behaupten. Dafür benö­tigten sie attrak­tive Inhalte für ihre eigenen Online­ange­bote: "Von einem Invest­ment­stau bemerken wir nichts - uns geht es so gut wie noch nie."

In Zeiten ohne Pandemie tummeln sich auf der welt­größten TV-Messe der Welt MIPTV in Cannes im April um die 10 000 Verant­wort­liche von Sendern, Produk­tions­firmen, Programm­ver­trieben, Inter­net­platt­formen und Medi­enkon­zernen aus aller Welt. Der Markt­platz findet diesmal vom 12. bis 16. April nur digital statt und zeigt, was schon bald in Millionen Wohn­zim­mern über die Bild­schirme flim­mert.

Fast alle Strea­ming-Dienste drehen sich haupt­säch­lich um Filme und Serien. Doch der Wett­bewerb in diesem Bereich ist groß und es braucht Alter­nativen. Sind mehr Live-Inhalte die Zukunft?

Mehr zum Thema Streaming